Don Camillo und Peppone im Ronacher Wien

© VBW / Deen van Meer

Von Don Camillo und Peppone gibt es viele Verfilmungen, auch wurde das Musical 2016 in St. Gallen gespielt, und natürlich gibt es die Geschichten von Giocannino Guareschi – sie alle spielen nach dem Zweiten Weltkrieg in dem ländlichen Italien, einem kleinen 170 Seelen-Dorf mit 36 Häusern Namens Boscaccio – genauso wie das Musical im Ronacher Theater Wien unter der Regie von Andreas Gergen. Hier ist der Pfarrer Don Camillo tätig und wacht über seine Schäfchen, möchte, dass es ihnen gut geht. Auch der neue Bürgermeister Peppone fühlt sich für das Wohl der Einwohner zuständig – beide verfolgen ihr Handeln mit Hingabe, aber beide buhlen nach der Anerkennung der Gemeindemitglieder auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Don Camillo ist nicht der typische Pfarrer, wie man ihn sich vorstellt. Er ist ein Schlitzohr und hat so manche Tricks auf Lager. Peppone ist ein Kommunist, was nicht bei jedem auf Gegenliebe und Verständnis trifft. Beide sind nicht die besten Freunde, aber merken doch mit der Zeit, dass es oftmals ohne den anderen nicht geht und man zusammen besser Ziele erreichen kann. Das Stück sorgt für einige Lacher, wenn Don Camillo in der Kirche mit Jesus spricht und auch der Wortwitz von ihm und Peppone kommt gut beim Publikum an.

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Buch und Liedtext sind von dem bekannten Michael Kunze – alles hört sich schön flüssig an, auch wenn es kein Stück ist, das mit großen Stücken glänzen kann, welche sofort im Gedächtnis bleiben. Hervorzuheben ist das Ensemble-Stück „Don Camillo und Peppone“, welches sehr gut ankommt und auch noch beim Verlassen des Theaters im Ohr ist. Das Orchester, welches die Musik von Dario Farina spielt, lässt wie immer bei den Vereinigten Bühnen Wien keine Wünsche offen. Diesmal hat man Teile des Orchesters und den Dirigenten auf einer Art Balkon auf der Bühne drapiert. Dies fügt sich perfekt in das Bühnenbild (Peter H. Davison) ein: Man sieht eine Piazza und hat durch die Häuserfronten an den Seiten und im Hintergrund gleich das Gefühl, im Süden Europas zu sein. Durch den Platz ist auch immer ein schneller Wechsel der Orte des Geschehens möglich: Mal Schule, Kirche oder Wohnung – dazu kann noch die begehbare seitliche Empore bespielt werden, die mal als Kanzel für Don Camillo dient oder auf der die alte Gina in einer Rückblende dem Geschehen auf der Bühne folgt. Eine besonders schöne Idee ist der kleine Fluss, der seinen Platz dort gefunden hat, wo man sonst in den Orchestergraben schauen kann. Dort werden von den Schauspielern mal die Füße ins Wasser gehalten und er droht über die Ufer zu treten, ausgelöst durch einen Starkregen, der sich von der Bühnendecke herablässt, was besonders eindrucksvoll ist.

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Schön ist ebenfalls das Puppenspiel (Puppendesign Stefan Fichert) der Tiere, so laufen auch mal Katzen über die Bühne, die mit der alten Gina zusammen mehr oder weniger ein Lied singen dürfen „Bei Nacht sind alle Katzen grau“. Die Kostüme (Yan Tax) sind der damaligen Zeit getreu angepasst und auch die Choreographien machen einen sehr guten Eindruck, sind sie immer auf die Situation angepasst; so hat die alte Gina im Hintergrund das eher kantig tanzende Ensemble, welches bei anderen Szenen wiederum rund und flüssig tanzt. Insgesamt wird die italienische Atmosphäre sehr gut vermittelt, auch durch die Texte, die mit italienischen Worten geschmückt wurden. An dieser Stelle wäre aber auf den Texttafeln, die im Theater hängen und auf denen der englische Text angezeigt wird, eine Übersetzung schön gewesen, da nicht jeder der italienischen Sprach mächtig ist.

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Andreas Lichtenberger in der Rolle des Don Camillo steht in dem Stück im Vordergrund; er spielt den Pfarrer so, wie er in dem Stück sein sollte: mit Witz und gesanglichem Können hat er das Publikum auf seiner Seite. Sein Antagonist Peppone ist Frank Winkels (spielte schon in Fernsehproduktionen und diversen Musicals, zum Beispiel Shrek in Shrek, Aaron in Moses oder Jamie Wellersteen in The Last 5 Years) macht seine Sache ebenfalls sehr gut, zeigt seine kommunistische Einstellung gelungen und ergänzt sich perfekt im Spiel mit Lichtenberger. Maya Hakvoort spielt die alte Gina, die einen Rückblick auf ihr Leben wirft – sie erzählt und wenn sie nicht aktiv im Vordergrund steht, so sieht man sie dennoch auf der Bühne; mal freudig, mal nachdenklich, steht sie auf der Empore oder geht über die Bühne. Die junge Gina wird quirlig und lebendig von Jaqueline Bergrós Reihnhold gespielt  – sehr schön mit Kurosch Abassi in der Rolle des Mariolino gesungen ist das Lied „Du und ich auf einer Insel“.  Eindrucksvoll mit seiner Stimme ist Reinhard Brussmann in der Rolle des Grundbesitzers Filotti, Ginas Vater. Der österreichische Musicaldarsteller, Opernsänger und Schauspieler fällt in diesem Stück besonders positiv auf. Leider bleibt ihm ein Solostück in diesem Musical verwehrt, aber bei Liedern wie zum Beispiel „Streit“ ist deutlich zu hören, welch eindrucksvolle Stimme dieser Mann hat. In weiteren Rollen (Nonno, Brusco und Laura Castelli) leisten Ernst Dieter Suttheimer, Thorsten Tinney und Femke Soetenga gute und solide Arbeit.

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Alle, die sich ein angenehmes und mit Humor gespickets Musical mit sehr guten Darstellern anschauen möchte, sind hier sicherlich gut bedient. Das Stück wird noch bis zum 25. Juni 2017 im Ronacher Theater Wien gespielt. Karten ab 5 Euro und weiter Infos gibt es HIER.

 

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