„Cabaret“ am Opernhaus Dortmund

Foto: Björn Hickmann

Seit dem 24.09.2022 wird am Opernhaus Dortmund das Stück „Cabaret“, in einer Inszenierung von Gil Mehmert, gezeigt, nachdem es auf Grund von Corona verschoben werden musste. Nun aber geht der Theaterbetrieb sozusagen wie „vor Corona“ weiter und die Zuschauer können sich an dem Stück, welches im Jahre 1930 spielt, erfreuen und es noch bis zum 10. April 2023 anschauen. Wobei es, wie den meisten bekannt sein wird, natürlich kein „gute-Laune-Stück“ ist. Es spielt vor dem Krieg, als die Nationalsozialisten immer mehr an die Macht kommen und es immer mehr Menschen gibt, die sich auf deren Seite schlagen. So müssen auch die Charaktere des Stückes feststellen, wie ihre Nachbarn und Freunde sich verändern und die Seiten wechseln. Im Mittelpunkt steht Sally Bowles, quirlig gespielt von Bettina Mönch, ein sehr hektisch und aufgedreht wirkendes Showgirl, welches ihr Geld in dieser Branche verdient und der Star im bekannten und verruchten Kit-Kat-Club Berlins ist.

Foto: Björn Hickmann

Auf sie wird Cliff Bradshaw (souverän: Jörn-Felix Alt) aufmerksam, ein Autor, der aus den USA nach Berlin kam um eigentlich einen Roman zu schreiben, dem zur Zeit aber die Ideen ausgehen. Nun wird er in das Nachtleben von Berlin gezogen und in den Bann von Sally Bowles, die bald darauf bei ihm einzieht und sein Leben auf den Kopf stellt. In diesem Haus leben auch noch die Vermieterin Fräulein Schneider (am rezensierten Abend liebevoll gespielt von der bekannten Schauspielerin Angelika Milster), die sich oftmals über Fräulein Kost (Maja Dickmann) aufregen muss, die sich „um das Wohl der Matrosen“ kümmert und öfters mal Besuch von ihrer „Verwandtschaft“ bekommt – so versucht sie es wenigstens zu tarnen, obwohl es ein offenes Geheimnis ist, dass sie ihre Miete dadurch bezahlen kann, dass sie ihre Dienste anbietet. Ebenso wohnt dort der jüdisch Obstverkäufer Herr Schulz (Tom Zahner), der Interesse an Fräulein Schneider hat – ihre Liebesbeziehung steht aber, wie auch bei Sally und Cliff, unter keinem guten Stern. Schnell merkt Fräulein Schneider, dass sie, möchte sie weiter Geld durch ihre Vermietungen verdienen und einigermaßen sorgenfrei leben, sich keine Beziehung zu einem „nicht Deutschen“ leisten kann. So müssen alle schauen, dass sie an sich selber denken und das machen, was für sie am besten ist. Sei es, wieder als Showgirl zu arbeiten, Beziehungen zu beenden, Deutschland zu verlassen oder sich auf die Seite der Nationalsozialisten zu schlagen, wie es Ernst Ludwig  (Samuel Türksoy) allen voran macht.

Foto: Björn Hickmann

Das Stück vermittelt seine ganz eigene Atmosphäre, die man sehr gut spüren kann, was bei diesem Stück auch das Besondere ist. Gerade auch, weil ein Conferencier, großartig gespielt von Rob Pelzer, durch das Stück führt. Leider sticht er in dieser Inszenierung optisch durch sein Kostüm nicht so hervor, wie man es sich gewünscht hätte, sondern ist an die restlichen Kostüme, die im Kit-Kat-Club getragen werden, angepasst. Die Kostüme wurden von Falk Bauer entworfen, mit Liebe zum Detail. An manchen Stellen hat man so viel zu schauen, wie zum Beispiel bei „Money“, dass man das Gefühl hat, dass das Lied an sich, durch die vielen, schrillen Kostüme, etwas untergeht bzw. man den Text an sich verpasst, da es so viel zu sehen gibt. Wer geschichtlich nicht so bewandert ist, rätselt dann im Foyer mit anderen Zuschauern zusammen, welches historischen Persönlichkeiten wohl zu sehen waren. Auch bei der Kulisse hat man, in diesem Fall Heike Meixner, sich etwas Schönes einfallen lassen: Es ist eine Art Würfel, der gedreht werden kann, einmal ist es das Wohnhaus, einmal die Showbühne des Klubs. Musikalisch hat das Stück mit den Dortmunder Philharmonikern und der Leitung von Damian Omansen, sehr viel Verschiedenes zu bieten. Von Ohrwürmern, über Balladen bis hin zu sehr schrillen Songs.

Alle Darsteller konnten überzeugen und konnten in der Verbindung mit Musik und Bühnenbild einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch die Kat Kat Girls und Boys, sowie das Ensemble machten unter der Choreografie von Melissa King einen sehr guten Eindruck.

„Erstgänger“ in diesem Stück, sollten sich eventuell zu vor etwas mit der Handlung auseinandersetzen, nicht, dass man etwas anderes erwartet oder der Handlung nicht folgen kann, beziehungsweise keinen roten Faden sehen kann, so wie es im Foyer in der Pause zu hören war.

Alles insgesamt ist auf jeden Fall einen Besuch am Dortmunder Opernhaus wert!

Karten sind HIER zu erwerben.

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