„Carrie“ – ab dem 22. August kommt das hervorragende Stück wieder ans First Stage in Hamburg

Foto: Dennis Mundkowski

Das Stück ist sicherlich den meisten als Roman von Stephen King aus dem Jahre 1974 bekannt, welches ihn weltberühmt machte. 1988 kam der Roman als Musical (Michael Gore-Musik, Dean Pitchfort-Texte und Lawrence D. Cohen-Buch) auf den Markt, u. a. lief es am Broadway – allerdings nur drei Tage lang, da Investoren ihr Geld zurückzogen und somit wurde es einer der größten Flops. Dies kann man, sieht man sich die Inszenierung (Felix Löwy) in Hamburg an, gar nicht nachvollziehen. Allerdings muss man auch sagen, dass das Stück zwischenzeitlich einige Mal überarbeitet worden ist. Es ist mehr Drama und Thriller, statt Horror, den man erwarten würde, der sich aber vielleicht schlechter umsetzen lässt. Dennoch bekommt der Zuschauer die beklemmende Atmosphäre des Stücks, welches das aktuelle Thema Mobbing und die Folgen davon aufgreift, gut zu spüren. Carrie (Eva Schütz) ist, nicht zuletzt durch die strenge und sehr religiöse Erziehung ihrer Mutter Margaret (Maya Hakvoort), eine Außenseiterin, die gemobbt wird und die keine Freunde hat. Zu Hause wird sie immer wieder mit dem Glauben ihrer Mutter an Gott und den Teufel konfrontiert, muss auf die Knie gehen und beten, wird eingesperrt und wird in dem Glauben erzogen, nicht so zu sein, wie alle anderen jungen Mädchen auf ihrer Schule.

Foto: Dennis Mundkowski

Diese sind lebendig, haben starke Charaktere – manche so, dass sie erkennen, wenn sie einen Fehler machten und anderen Unrecht zufügten, wie Susan Snell (Larissa Pyne) oder auch so, dass sie ihren Hass auf Carrie auf die Spitze treiben und zu Unglaublichem fähig sind, wie Chris Hargensen (Alexandra Nikolina) und ihr Freund Billy Nolan (Nils Marckwardt). Andere sind Mitläufer und hänseln Carrie, weil es wohl -fast- alle machen, wie Norma (herrlich unsympathisch gespielt von Kerstin Loewin). Tommy Rose (Tim Taucher) hält sich dabei zurück, er wirkt erwachsener als die anderen Schüler der High School und kommt dem Wunsch seiner Freundin Susan nach Wiedergutmachung nach und geht nicht mit ihr, sondern mit Carrie zum Ball. Miss Gardener und Mister Stephens (Isabelle Schubert und Nicolas Schulze – beide spielen ihre Erwachsenenrolle sehr überzeugend) sind Lehrer an der High School und besonders Miss Gardener steht hinter Carrie und nimmt sie in Schutz. Carrie bekommt mehr Selbstvertrauen, erfährt annährend, wie es ist, dazuzugehören. Wozu sie zu einem späteren Zeitpunkt alles fähig ist, erfährt der Zuschauer am Ende des zweiten Aktes.

Auch dieses Musical am First Stage mit den Absolventen der Stage School und der bekannten Musicaldarstellerin Maya Hakvoort, die sowohl stimmlich, als auch schauspielerisch in ihre Rolle voll und ganz begeistern kann, ist wieder sehr sehenswert. Eva Schütz spielt Carrie und ihre Verwandlung hervorragend. Von der schüchternen Tochter, die unter der Erziehung leidet, über das junge Mädchen, das sich über die Einladung zum Ball freut und ihr Kleid selbst schneidert, bis hin zur schikanierten, wütenden Ballkönigin, spielt sie großartig ihre Rolle. Besonders eindrucksvoll ist die Szene, in der sie ihrer Mutter sagt, dass sie zum Ball gehen wird, auch wenn ihre Mutter etwas dagegen haben wird. Dort merkt man, dass sich ihr Charakter verändert. Larissa Pyne spielt Susan, die in einem Rückblick die Vorfälle an dem letzten Abend schildert. Im grellen Scheinwerferlicht muss sie sich den Fragen der Polizei, die man als Stimme aus dem Off hört, stellen. Schnell gehen diese Wechsel manchmal und Pyne meistert alles mit Bravour. Den Streich der Mädchen, bei dem sie mitmachte, erkennt sie schnell als nicht gut an und entschuldigt sich ehrlich bei Carrie. Man merkt, dass sie und ihr Freund mehr Verstand im Kopf und Empathie haben, als die anderen der Schüler. Tim Taucher strahlt Ruhe aus und kann mit seinem gesungenen Gedicht die Zuschauer begeistern. Die schön vorgetragene Poesie begeistert in dem Stück allerdings nicht Chris; sie ist auch die erste, wenn es darum geht, Carrie zu ärgern. Alexandra Nikolina spielt ihre Rolle rebellisch, hart und sexy – dies nimmt man ihr alles ab. An ihrer Seite zum Antagonisten-Pärchens ist Nils Marckwardt als Billy, der seine Rolle ebenso überzeugend und dreckig spielt, wie es sein muss. Alle Rollen wurden sehr gut besetzt und lassen keinen Wunsch offen. Dieses Erlebnis wird tolle Effekte und durch die Arbeit von Lauren Slater-Klein (Kostüme) und Phil Kempster (Choreographie) vervollständigt.

Im August besteht noch vom 22.08.-31.08.2019 die Möglichkeit, dieses Stück zu sehen. Infos gibt es HIER.

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