Premiere der konzertanten Version von „Chess“ am Musiktheater in Linz

© Sakher Almonem

Am 08.06.2019 feierte unter großem Jubel die konzertante Version von „Chess“ (Andersson/Rice/Ulvaeus) unter der musikalischen Leitung von Tom Bitterlich seine Premiere am Musiktheater in Linz. Linz konnte schon mit der konzertanten Version von „On the town“ überzeugen und legt mit „Chess“ nochmals einen Schlag drauf. Das Stück ist sicherlich vielen bekannt, es lief in den letzten Jahren an mehreren Theater im deutschsprachigen Raum. Es geht um die beiden Schachspieler Anatoly Sergievsky, der für die UdSSR gegen den Titelverteidiger Freddy Trumper aus den USA antritt. Es geht nicht einfach „nur“ um das Spiel Schach – in der Zeit des Kalten Krieges steht hinter dem Schach viel mehr, als nur ein Zeitvertreib – es geht hier um Politik. Und um Liebe. Da sind Svetlana Sergievskaya, die Ehefrau von Anatoly und Florence Vassy, die nun mit ihm zusammen ist, nachdem er politisches Asyl im Westen bekommen hat. Und um Abkommen. Wird Anatoly absichtlich bei der nächsten Schachweltmeisterschaft verlieren, damit Svetlana eine Chance bekommt, ihren totgeglaubten Vater wieder zu sehen? Außen vor steht die Schiedsrichterin, die sich um das korrekte Einhalten der Regeln kümmert.

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Was an Kulisse bei konzertanten Versionen fehlt, machen die Künstler, sowohl die SängerInnen, als auch das große Orchester wieder wett. Gernot Romic übernimmt den Part von Freddy Trumper; er kann mit seinem Gesang das Publikum begeistern und man nimmt ihn alle Emotionen, die in Trumper vorgehen, ab. Ein besonderes Highlight ist sicherlich „One night in Bangkok“, welches wohl das bekannteste Lied der Musicals ist. Den Gegenpart hat Christian Fröhlich übernommen, der den starken und kalten Russen Anatoly verkörpert, was ihm ebenfalls hervorragend gelingt. Eine Besonderheit in dieser Inszenierung von Petra Jagusic ist, dass der Arbiter von einer Frau gespielt, beziehungsweise gesungen, wird. Die Rolle, welche normalerweise von Männern besetzt wird, singt in diesem Fall Ariana Schirasi-Fard. In ihrem roten Hosenanzug sticht sie aus allen schwarzgekleideten Darstellern heraus (Ausnahme Svetlana, die im weißen, langen Kleid auf der Bühne steht; Kostüme: Richard Stockinger). Dass die Songs von einer Frau gesungen werden, ist im ersten Augenblich ungewöhnlich, aber man gewöhnt sich schnell dran. Schirasi-Fard spielt die Rolle gekonnt kühl, so wie man es sich vorstellt.

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Stimmlich herausragend ist Darian Anderson Worrell, der den Part von Alexander Molokov singt. Hanna Kastner und Anaïs Lueken verkörpern Svetlana und Florence – beide machen ihre Sache sehr gut, besonders stark ist hier ihr Duett „I know him so well“. Der große Chor hat stimmlich richtig viel Kraft, man bekommt teilweise eine Gänsehaut, wenn er zum Beispiel „Merano“ dem Zuschauerraum entgegen schmettert. Dies ist ein besonderes Erlebnis, die Musicaldarsteller mit dem Chor bei diesen vielen kraftvollen Liedern zuhören zu dürfen (besonders gut ebenfalls „The Soviet Machine“). Es gibt auch eine wunderschöne Tanzszene (Choreografie: Lynsey Thurgar), bei der die TänzerInnen in Schwarz-weiß gekleidet an Schachfiguren erinnern und sich wie auf einem Schachbrett  bewegen. Für diese Idee ein großes Lob, es lockerte das doch recht schwere Stück auf.

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Wer die Gelegenheit hat, darf sich dieses Stück nicht entgehen lassen. Hier erwarten einen großartige SängerInnen mit wunderschönen Liedern, die mal kraftvoll, dann aber auch mal ruhig sind.

Es folgen noch sechs Termine, die bis zum 01.07.2019 gespielt werden.

Infos und Karten gibt es HIER.

 

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