Beschreibe, was Musik für Dich bedeutet.
Musik ist für mich dann am Schönsten, wenn ich auf der Bühne stehe und mit anderen Musikern gemeinsam spiele und improvisiere. Manchmal, ganz selten, gibt es dann Momente, da ist die Energie, das Gefühl und das Verständnis so groß, dass man glaubt es stünde noch jemand unsichtbares mit auf der Bühne.
Schöner kann`s nicht sein.
Welcher Beruf wäre außer Musicaldarsteller für Dich in Frage gekommen?
Ich bin von meiner Ausbildung her eigentlich Sozialpädagoge. Zur Bühne kam ich als Seiteneinsteiger. Ich habe allerdings eine klassische Stimmausbildung bei meinem Lehrer Günter Hübner in Wuppertal absolviert und lasse mich von ihm noch immer coatchen. Pädagogisch bin ich immer noch tätig. Ich kümmere mich um den Nachwuchs als Gesangslehrer an der Bergischen Musikschule in Wuppertal.
Welche Rolle hast Du bisher am liebsten verkörpert?
Immer die, welche ich gerade spiele. Ich hänge da sehr emotional dran und entwickle sie auch bis zur letzten Vorstellung weiter. So bleibt man immer wach, auch für das Spiel mit den Kollegen und vielleicht „kommt ja der Moment“. Sehr viel Spaß hat mir die Rolle des Che in Evita gemacht. Auch Candide von Leonhard Bernstein war großartig. Dort habe ich vier Rollen gespielt (Voltaire, Dr. Pangloss und und und). Eine tolle Erfahrung war auch die Rolle des Mito in Abydos. Die Figur habe ich selbst kreieren können – sehr aufregend. Ganz oben steht natürlich meine erste Rolle als Jesus in Jesus Christ Superstar. Ich bin damals, so sagten mir die Kollegen, immer durch`s Theater geschwebt und hatte nach jeder Vorstellung Tränen in den Augen.
Welche Rolle würdest Du niemals spielen?
Ich denke, man kann aus jeder Rolle etwas machen
Dein Lieblingsmusical/Lieblingsmusicalsong?
Musicals: “Les Mis” und “Sweeny Todd”. Song: “Empty Chairs at empty Tables“, weil er sehr viel mit meiner Biographie zu tun hat.
Worin liegt Deine größte Herausforderung?
Ein guter Vater und Partner und Kollege zu sein.
Auf der Bühne vielleicht der Jean Valjean.
Wie gehst Du mit Niederlagen um?
Bin natürlich erst mal deprimiert und traurig, aber dann zwinge ich mich, zu analysieren was zu der Niederlage geführt hat. Meistens ist es dann nicht mehr so emotional. Gelegentlich muss ich auch Zeit finden mal eine Positionsbestimmung zu machen. Dann weiß ich nachher wieder in welche Richtung ich gehen will.
Wer kann Dich stimmlich bzw. schauspielerisch noch so richtig beeindrucken?
Meine Lieblingskollegin ist Astrid Vosberg (Anm.d.Red. Königinnen aus „Ludus Danielis“, Strida in „Abydos“, Eliza „My fair lady“… u.v.a.). Wenn ich mit ihr arbeite, bin ich ganz auf Lernen eingestellt. Sie hat eine Disziplin und Professionalität, die ich höchst beeinduckend finde.
Stimmlich beeinduckend finde ich mehr Sänger aus anderen Genres wie z.B. Janis Joplin, Ella Fitzgerald, Dianne Reeves, Frank Sinatra, Joe Williams, Shirley Bassey, und die großen Rocksänger wie Freddie Mercury usw. In der Klassik gefällt mir Maria Callas sehr weil sie nicht nur schön, sondern auch sehr emotional gesungen hat.
Wobei hast Du auf der Bühne Deine geglaubte Grenze überschritten?
Immer wieder dann, wenn ich improvisieren kann. Glücklicherweise gibt es auch im Theater immer wieder Regisseure, die mich gerade deswegen gerne engagieren.
Was ist negativ an Deinem Job?
Die Existenssicherung wird immer schwerer, gerade wenn man Familie hat.
Da muss man schon ziemlich vielseitig sein. Wobei das ja auch wieder ein Vorteil ist.
Wie kam es zur Rolle des Inspector X bei ChristO?
Ich kenne Andy Kunz schon einige Jahre. Wir haben schon viele Produktionen zusammen gespielt und schätzten uns beide als Sänger. Dieses Gefühl auf so einem Highenergylevel mit jemandem zu spielen und sich absolut auf den Anderen verlassen zu können habe ich mit ganz wenigen Kollegen. Mit Andy hatte ich einige Male diesen spirituellen Moment auf der Bühne.
Darüberhinaus sind wir gute Freunde geworden.
Andy hat damals mich im Auge gehabt als er den Mito für Abydos erfunden hat. Genauso ging es bei der Rolle des Inspectors.
Was gefällt Dir besonders an der Band VP?
Super eingespielte Band. Alle Musiker spielen auf einem sehr hohen Niveau und sie schreiben wunderschöne Musik.
Wie hat sich eine Zusammenarbeit damals zwischen Dir und der Band entwickelt?
Wenn man sich auf den schrägen Humor der Jungs einlässt, dann geht das prima.
Du hast ja schon in Abydos den „Mito“ gespielt. Magst Du Mito oder X lieber? Und warum?
Den Mito konnte ich natürlich eigenständiger entwickeln. Deshalb liegt er mir sehr am Herzen.
Lieber Uli, vielen Dank für Deine tollen Antworten. Freu mich auf Dich in ChristO bei den letzten beiden Shows!!! CU in Munich!
Uli Wewelsiep
Aktuell spielt Uli als Alternate von Chris Murray in der Rockoper „ChristO“ in München am Theater am Gärtnerplatz die Figur des InspectorX. (Die Shows am 28. und 30.7.08 wird Uli singen! Also Fans: Freuen und hinfahren!!!) Wer sich an dieser Stelle jetzt fragt, ob man Uli Wewelsiep kennen müsse, hier ein ganz klares JA!
Uli war in unzähligen erfolgreichen Stücken zu sehen und hören, wie u.v.a.
Jesus in „Jesus Christ Superstar“ (Gelsenkirchen),
Chagall in „Tanz der Vampire“,
Che in „Evita“ (Gelsenkirchen),
Audrey Zwo in „Little Shop of Horrors“,
Mito in „Abydos“ (ein Stück von Vanden Plas mit Andy Kuntz, Kaiserslautern)…
Er ist ein begnadeter Jazzsmusiker (Saxophon) und Jazzsänger und tourt sehr erfolgreich regelmäßig mit unterschiedlichen Swing-, Jazz- und Jazzbigbands. Ausserdem gibt er Konzerte u.a. „Wewelsiep and Friends“.
Uli ist außerdem auf seinen CDs wie „After the rainstorm“ oder „Live at Forum“ mit eigenem Songmaterial zu hören bzw. wirkt auf CDs des Ballroom Orchestra oder King of Swing Orchestra mit.
Desweiteren ist er Gesangslehrer an der Bergischen Musikschule in Wuppertal, -wenn er gerade mal nicht wieder fleißig auf Musik-Tour ist oder irgendwo im In- oder Ausland auf der Bühne steht.
Der vielseitige Musiker ist auch in ernsten Bühnenstücken wie z.B. „Faust“ zu sehen und arbeitet zudem als Studiosänger und Studiosprecher.
