„Kleine Fliege“ im großen Anflug! Hippie mit Power und Stimme flippt im Herbst in Kaiserlautern aus…

Sven Fliege Hair ChristO MusicalAls Gesangssolist und Nightmare war er bis Ende Januar 08 im Longrun-Musical „Tanz der Vampire“ in Berlin feste Institution. Bereits in den Sommerproduktionen von „Jesus Christ Superstar“ 2006 und 2007 in Augsburg machte er als Simon Zealotes Furore. Die ansässige Freilichtbühne bewahrte er nur knapp vor einem  Einsturz, denn dieses Energiebündel mischte nicht nur seine Apostelkollegen, sondern auch die Zuschauer mit erfrischendem Eprit und Power auf.

Sven Fliege ist ein Newcomer mit Hummeln im… ein sympathischer Typ und irgendwie auch Komiker. Dem jungen Talent ist Euphorie und Freude noch offen ins Gesicht geschrieben. Er wirkt er so herrlich unverbraucht und frisch. Gerade das macht Sven Fliege so sympathisch.

Der ÜberFLIEGEr hinterlässt Eindruck mit seinen Rollen. Er beweist, dass in ihm großes Talent schlummert und nur geweckt werden muss bzw. will. Am 11.4.08 feierte er mit der Rockoper„ChristO“ in München im Gärtnerplatztheater die Welturaufführung des Stückes. Fliege verkörperte in dem Vanden Plas Werk die Rolle des jungen Albert Mondego, Polizeianwärter, gleichzeitig eine der Hauptrollen. Im romantischen Duett „Isn’t it a wonder“ mit seiner Bühnenfreundin Milica Jovanovic bewies er seine stimmlich gefühlvolle Seite, auch sich wenn der „junge Wilde“ eher im Sektor Rockstimme wohl fühlt. Hört man sein „Heaven on their minds“ aus JCS, erzeugt er mit seiner rockigen Stimmpräsenz anerkennendes Staunen! Dass dieses Talent ab November im Musical „Hair“ die Rolle des Claude in Kaiserslautern übernimmt, im Übrigen seine erste Hauptrolle, verwundert nicht.  MFJ freut sich, diesen talentierten Newcomer für ein Interview gewonnen zu haben.

Sven Fliege Hair ChristO MusicalSven, die letzte Zeit geht es ja ganz schön zu in Deinem Leben. Es wird ernst, Du trittst aus der „Ensembleposition“ heraus in die ersten Hauptrollen. Beschreibe, wie ist das Gefühl?

Neu! Erfrischend! Und es wird Zeit, dass es endlich beginnt, würde ich sagen.  In diesem Jahr war viel los. Ich habe sehr viel gelernt, vor allem, wie es ist En-Suite im Ensemble zu spielen. Man merkt mit welcher hohen Verantwortung man das tun muss. Viele denken immer, man macht das „mit Links“, aber das ist nicht so.  Im Grunde genommen ist es Hardcore-Arbeit. Die Zeit bei den Vampiren war ein sehr anstrengendes Jahr. Anschließend habe ich mich dann sehr auf ChristO gefreut. Dort spielte ich eine mittelgroße Rolle und trat somit „aus dem Schatten“ heraus.  Und dann kam auch schon das Angebot von Kaiserslautern mit Hair. Ich bin froh, dass es losgeht  und wie Du so schön geschrieben hast, ich habe Hummeln im Arsch… Das stimmt, weil ich das Alles lieber jetzt als später machen möchte. Ich will, wenn ich mal 30 bin, einige Rollen gespielt haben, damit ich einen guten Backround habe und damit man sich dann auch irgendwie „settled“, sonst verkümmert man irgendwie in seiner letzten Reihe und das will ich nicht. Ich habe da an mich selbst einen anderen und hohen Anspruch.

Albert Mondego ist keine unwichtige Rolle in ChristO . Wie kam es zu der Rolle?

Das war ganz witzig. Ich kenne den Andy Kuntz ja schon aus Augsburger Zeiten – wir haben in Jesus Christ Superstar zusammen gesungen,  er war dort mein Judas. Der damalige Augsburger Intendant Dr. Ulrich Peters saß mit uns zu dieser Zeit nach den Vorstellungen im Höfle (Hinterhof der Freilichbühne Anm.d.Red.) und so wusste ich damals schon, dass es dieses Projekt gibt. Also, diese Rockoper, nach einer Platte von Vanden Plas. Dr. Ulrich Peters wollte dieses  Projekt unbedingt machen, war sich jedoch noch nicht sicher, ob das hier in München an diesem Haus funktioniert.  So kamen die ersten Gespräche zustande, bei denen Andy schon zu mir meinte, dass, wenn es eine Rolle für mich gäbe, er mich gerne dabei hätte.  Später lernte ich unseren ChristO-Autor und Regisseur Holger Hauer in Berlin kennen. Das war bei einem sogenannten Intendantenvorsingen an der staatlichen Musicalschule Berlin. Er sah hörte und sah mich dort als Judas und sagte im Anschluss zu mir, dass ich auf jeden Fall dabei bin, wenn das Haus nichts dagegen hat. Ich hatte also den Vertrag  gewissermaßen in der Tasche, bevor ich zu den Vampiren ging.

Wie hast Du Dich auf die Rolle eingestellt bzw. vorbereitet? Albert Mondego ist ja eher eine straigte und ruhigere Rolle, weniger rockig…

Wie das so oft bei Welturaufführungen ist, weiß  man nie genau, was einen erwartet. Ich wusste aber relativ schnell, dass es um die Rolle des Albert Mondego geht- die jugendliche Rolle in dem Stück – wo ich meist mit Milica zusammen singen würde. Von daher wusste ich also in etwa, was mich erwartet. Allerdings konnte ich mir die Rolle gesanglich nicht vorstellen. Das lag daran, dass die drei Nummern, an denen ich gesanglich beteiligt war neu dazu geschrieben wurden. Also d.h.  die Songs gibt es nicht auf dem Konzeptalbum von Vanden Plas. Die neuen Songs wurden so aufgebaut dass sie den dramaturgischen Hintergrund tragen und somit hatten wurden wir damit eigene Figuren. Ich erinnere mich noch gut, ich kam dann zur ersten Leseprobe und hatte weder Noten noch Texte in der Hand. Aber das ist normal bei Welturaufführungen, da weiß keiner vorher was passiert und so war das hier auch. Deshalb aber war ich auch so unheimlich gespannt auf das Ganze. Die Probenzeit war gigantisch schön. Keiner wusste am Morgen, was am Abend rauskommt. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Hattest Du Einfluss auf Deine Rolle, konntest Du sie mit kreieren?

Sven Fliege Hair ChristO MusicalJa absolut. Das Schöne war, Holger, Andy und überhaupt das ganze künstlerische Team sagte, dass sie zwar ein Konzept hätten, aber es sei nichts davon in Stein gemeißelt. Gerade auch bei den jungen Rollen, wie Milica und mir war es definitiv so, dass an den Figuren während der Probenphase gefeilt werden musste. Die Rollen mussten etabliert werden, da sie  sehr wichtig für die Geschichte sind. Aber wie das genau von Statten geht und an welcher Stelle man manches eher so oder doch anders gestaltet, bzw. auch gar nicht, das war unklar und da waren wir natürlich sehr  aktiv beteiligt. Als Beispiel: das ganze kleine Gespräch vor unserem Duett „Isn’t it a wonder“ haben wir selbst erstellt. Bei dem Text, der zuvor geschrieben wurde, wurde uns beiden schnell bewusst, dass das nicht funktioniert. Nach den ersten Proben merkten wir dass die Figuren irgendwie nur wirken, sie  tragen die Geschichte nur weiter, welche die anderen gerade spielen. Also war klar, wir brauchten irgendwie eine eigene Geschichte. Wir haben dann einen halben Tag lang mit Holger improvisiert. Ja- und letztlich, die Sätze, die jetzt auf der Bühne zu hören waren, sind die Worte von Milica und mir.

Rückblickend: hättest Du gerne eine Änderung an Albert vorgenommen?

Ich finde das Thema „Monte Christo“- grundsätzlich- wie wir es umsetzen, hat ein kleines  „Problem“. Diese großen Hauptfiguren haben einen immensen Anteil an der Wichtigkeit der Geschichte, so dass die jungen Rollen zwangsläufig ein bisschen runterfallen, was aber für mich jetzt nicht weiter schlimm war. Gut, wäre mehr Probenzeit zur Verfügung gestanden, dann hätte ich gerne mehr an dem Charakter gefeilt. Ich hätte auch die Beziehung mit Mercedes intensiver ausgebaut, denn ich habe eigentlich nur eine Szene mit meiner Mutter und das ist im Grunde genommen schon der Klimax der Geschichte. Also, ich sehe sie aktiv im Stück als sie gleich zu Anfang sagt, ich solle meinen toten Vater abhängen lassen.  Die nächste gemeinsame Szene ist, wenn ich zu ihr sage, dass wir den Mörder haben und ich den jetzt sozusagen entlarven gehe. Ich hätte gerne diese Mutter-Sohn-Beziehung ausgebaut. Das sprengt natürlich den Rahmen, denn in der Geschichte steckt natürlich noch so viel mehr. Albert erfährt dann in einem weiteren Song kurz vor dem Ende, dass Edmond Dantes sein Vater ist und  nicht der verstorbene Fernand. Von daher, aus meiner eigenen egoistischen Sicht, hätte ich diese Seiten gerne näher beleuchtet gehabt, aber das ist in diesem Rahmen einfach nicht möglich. Von daher finde ich das so in Ordnung und alles Weitere wäre zu viel des Guten gewesen.  Das Stück ist ja schon sehr mächtig, sehr groß und emotionsgeladen. Wenn man da jede Figur aus wälzt… Da stelle ich mich dann auch einfach hinten an und sage dass andere Figuren in diesem Fall einfach wichtiger sind um die Verständlichkeit des Stückes zu gewährleisten.

Wie war denn die Zusammenarbeit mit Deiner Bühnenfreundin Milica?

Wir waren natürlich viel zusammen gesessen und haben geredet. Das Schöne bei Milica und mir ist, dass wir drei Jahre zusammen in München an der gleichen Schauspielschule studiert haben. Ich beendete die Schule ein Jahr eher als Milica. Sie hat in diesem Jahr- im Übrigen mit dieser ChristO Produktion- ihren Abschluss gemacht. Sie wurde in dieser Inzenierung für ihr Diplom bewertet, von daher war das Stück sehr wichtig für sie. Ich konnte mit Milica immer sehr gut zusammen arbeiten. Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis und von daher war es ein Traum mit ihr zu spielen. Man war sich von Anfang an vertraut  und musste nicht erst Blockaden abbauen oder Vertrauen gewinnen. Oftmals ist das so, wenn man eine neue Bühnenpartnerin bekommt. Man kann sich also gleich in die Arbeit stürzen. Da entstehen dann auch Momente, wenn es dann mal passiert und keiner auf der Bühne weiter weiß, dass man das Vertrauen hat und einfach drauf los improvisieren kann. Das ist sicherlich auch ein Grund, weshalb viele Regisseure, die erfolgreich mit ihren Leuten zusammen gearbeitet haben immer wieder gerne mit diesen arbeiten. Diese ganzen Blockaden oder dieses Kennenlernen entfällt,  man kommt viel schneller in der Arbeit weiter.

Sven Fliege Hair ChristO MusicalZu ChristO selbst, Du kanntest wie schon gesagt das Konzeptalbum. War für Dich gleich klar, dass das vom Musikstil für Dich in Frage kommt, oder musstest Du Dich erst etwas an den Gedanken gewöhnen?

Nein überhaupt nicht. Zu Augsburger Zeiten saß ich ja schon mit Andy zusammen und sagte da schon, wenn er eine Rolle für mich hat, ich steh sofort auf der Matte. Ich hätte das Ding schon zu der Zeit sofort unterschrieben. Ich liebe die Art der Musik, ich bin ein großer Fan dieser Musik auch von Vanden Plas selbst, die ich leider erst 2006 kennenlernen durfte.  Ich selbst bin ja auch eher in der rockigen Richtung Zuhause. Das war keine Frage. Vor allem aber war es auch eine spannende Geschichte. Vergleichbares in dieser Form gab es in Deutschland einfach noch nicht auf der Bühne. Auch die anderen Stücke, die von Vanden Plas in Kaiserslautern liefen, wie Abydos und Ludus Danielis, sind dann doch stilistisch was ganz anderes. Christo ist einfach eine pure Rockoper von Anfang bis Ende. Das war keine Frage, das hätte ich in jedem Falle sofort unterschrieben.

Die Premierenpresse war Euch ja weniger gesinnt, leider! Die Geschichte ist, man bezeichnet das als künstlerische Freiheit, an die Story des Weltromans „Der Graf von Monte Christo“ angelehnt. Wie war das für Dich als Darsteller diesen Stoff dann auch so umzusetzen?

Grundsätzlich finde ich ist das Sache des Regisseurs, dann der künstlerischen Leitung, der Band und natürlich auch von Andy, wie sie die Geschichte aufbereiten.  Die letztliche Umsetzung ist dann Aufgabe von uns Darstellern.  Als dieser hinterfragt man das erst einmal grundsätzlich nicht, weshalb das so gewollt ist.  Man tut es einfach, denn man will auch gewissermaßen Vertrauen zurück geben und zeigen. Ich finde gerade der Einsatz der Figur des Inspektors hat das Ganze auf eine völlig andere Schiene gelenkt. Das war meiner Ansicht nach in Verbindung mit der Musik sehr gut. Dass man da noch einmal eine Überhöhung der eigentlichen Dantes-Figur geschaffen hat ist doch spannend.  Er ist der Aufpasser und unglaublich wichtig für das Stück, ansonsten wäre es eher zu einem Mantel-Degen-Stück geworden. Meiner Meinung nach hätte das mit der Musik dann nicht zusammen gepasst. Oder man abstrahiert es dann so, dass man dann gleich etwas ganz Modernes daraus macht. Aber ich finde, wir haben einen Mittelweg mit der Einführung dieser Person gefunden, die zugegebener maßen im ersten Akt sehr verwirrend für die Zuschauer ist, sich aber dann, meines Erachtens super und gut verständlich auflöst. Wir hatten immer ein Konzept und hielten uns an die Regieanweiseungen, an denen jedoch niemals starr festgehalten wurde. Es war immer Spielraum für uns Darsteller vorhanden, um unsere eigenen Ideen und Vorschläge einzubringen. das haben wir dann auch zusammen mit Holger erarbeitet.  Mit jeder Probe oder Szene mehr, die man gesehen hat, mit jedem Tag, an dem wir Weiteres ausprobiert hatten, nahm das Stück klarere Konturen an. Im Grunde genommen hatten wir hier einen Prozess, bei dem wir Darsteller und Zuschauer zugleich waren. Wenn wir es verstanden haben, sind wir davon ausgegangen, dass der Zuschauer es auch versteht. So war es letztendlich ja dann auch. Es ist noch immer nichts genau festgelegt, von daher,  das Stück hat das Potenzial noch besser zu werden.  Dann wäre es vom weltweiten Erfolg von „Jesus Christ Superstar“ abgesehen die erste deutsche Rockoper, die ihren Platz in der Theaterlandschaft findet.  Wir sind alle glaube ich sehr stolz darauf, dass wir uns mit diesem Stück hier in München bewährt haben.

Du kanntest neben Andy Kuntz (Edmond) , ehemals Judas auch Thomas Peters (Zahlmeister Danglars), damals  Jesus  aus Augsburger Zeiten.  War das Wiedersehen  wie „Klassentreffen“?

Sven Fliege Hair ChristO MusicalJa, das stimmt, es war ein Gefühl, wie nach Hause zu kommen. Am ersten Tag hatten wir alle total Schmetterlinge im Bauch, weil wir an sich nicht wussten, was uns erwartet. Andy war anfangs auch tierisch nervös, weil er ja auch nicht ahnte, was letztendlich herauskommt. Für mich war es aber toll nach München zu kommen, nachdem ich eine sehr anstrengende Zeit mit den Vampiren hatte. Da dann Andy und Thomas zu sehen, war natürlich fantastisch. Ja, dann war da auch noch Milica, die ich seit Jahren kenne… Und mit Holger war das Verhältnis nach einem Tag so, als wenn ich ihn schon drei  Jahre kennen würde. Das war eine absolut schöne Erfahrung. Ich würde jederzeit wieder mit den Leuten zusammen arbeiten.

 Zieh doch mal Resümee über die ganze Produktion gibt es da Etwas, was Du gerne noch sagen möchtest?

Wie schon gesagt, bin ich sehr stolz darauf, dass wir ChristO hier in München so gut gedeichselt haben.  Nicht nur, weil es schwierig ist in München so etwas derart was Neues zu machen.  Das liegt natürlich auch am Mut des Intendanten und an dem Haus, das über Jahre hinweg ein erfolgreiches Operettenhaus ist.  Dem Haus mit dieser Produktion eine neue Farbe zu geben, das hätte man nicht unbedingt erwarten können. Wir haben uns entgegen der anfänglichen negativen lokalen Kritiken bewährt und haben es geschafft, dass die Leute bei jeder Show applaudierend standen. Das ist fantastisch! Sollte ich ChristO noch einmal machen dürfen, würde ich gerne an der Rolle feilen und einfach da weitermachen, wo ich jetzt aufhöre.  Ich kann nur sagen, dass es eine meiner schönsten Probenzeiten in meinem Leben war, professionell und dennoch freundschaftlich mit Jedem. Es war eine absolut wichtige und richtige Erfahrung für mich und ich möchte sie keinesfalls missen.

Beenden wir den Ausflug in die „Vergangenheit“ und kommen wir zur „Zukunft“. Dein nächstes Engagement wird die Rolle des Claude in „Hair“ in Kaiserslautern sein. Irgendwie lustig, denn Sven Fliege hat keine Haare und spielt in Hair…

Na gut, das ist aber bei der Rolle nicht so wichtig, weil der Claude ist ja der Junge vom Land mit dem Cowboyhut. Ein schüchterner Junge, der sich dann in Sheila verliebt.  Er ist da noch kein Hippie. Ich kann mir vorstellen, dass sie sogar die Glatze bei mir lassen, aber das weiß ich alles noch gar nicht. Die Figur Claude wird ja erst noch im Laufe der Geschichte zum Hippie, als er sich der Gruppe um Berger anschließt. Er bekommt dadurch erst diesen Flair vermittelt. Für mich ist das toll zu spielen. Zunächst diesen kleinen und naiven Jungen vom Land, der auf einmal die Freiheit in der Großstadt genießen kann. Das dann letztlich mit meiner Frisur klarzumachen ist sicherlich eine sehr spannende  Geschichte.

Wie kam es denn nun zu Deiner ersten Hauptrolle?

Sven Fliege Hair ChristO MusicalIch habe von meinem Agenten gehört, dass sie für das Vorsingen für Hair viele Männer gesucht werden.  Das Musical in der Form unter der gleichen Regie lief ja bereits schon in Ingolstadt als Open-Air. Es war aber von vorne herein klar, dass das Theater in Kaiserslautern nicht wusste, ob alle Darsteller auch in dieser Produktion wieder mitwirken konnten.  Der Regisseur Peter Rein wollte aber gerne, dass nach Möglichkeit das gleiche Team auch in Kaiserslautern spielt. Ich bin also zu dem Vorsingen gefahren und wusste eigentlich nicht, ob und für welche Rollen Sänger gesucht werden. Es war dann so, dass Günter Werno, nochmals meinen Namen ins Spiel brachte nachdem feststand wer von der alten Besetzung fehlen würde .  Es kam dann heraus, dass der Claude-Darsteller aus Ingolstadt die Rolle in Kaiserslautern nicht übernehmen wird. Günter Werno hat mich, nachdem ich vorgesungen hatte, nochmals vorgeschlagen. Eine Woche später kam dann der Anruf, dass ich die Rolle spielen kann.

Also warst Du blind ohne zu Wissen für was Du eventuell vorsingst bei der Audition?

Ja, so kann man das sehen. Johannes Reitmeier, der Intendant vom Pfalztheater kam auf mich zu und meinte, dass ich eine tolle Audition gemacht habe. Er hätte mich bereits  vermerkt…, aber er wisse noch nicht, ob es einen Platz für mich in dieser Produktion geben würde, da es wie gesagt noch nicht feststand, wer aus Ingolstadt wieder singen würde. Dann war es aber wohl so, dass sie der Meinung waren, dass ich den Claude spielen kann, also bekam ich den Job. Man hat am Tag des  Vorsingens selbst nicht gesagt bekommen ob oder für welche Rolle man in Frage kommt. Ich wurde lediglich gefragt, welchen Part ich mir denn vorstellen könnte. (Muss lachen und berichtet grinsend:) Ich sagte dann auch, wenn jemand einen Eimer mit schwarzer Farbe hat, dann kann ich auch den Hud spielen. Das war mir egal. Wir mussten dann alle zusammen darüber lachen. Ja, so war das.
Kennst Du „Hair“ und was magst Du besonders an dem Musical?

Ja klar kenne ich Hair. Vor allem aber ist das Musical ein Genre, in dem ich mich sehr Zuhause fühle. Die Musik ist mir vertraut. Hair ist rockig und flippig. Dann die Zeit- nochmal zurück in die 70’er Jahre zurück gehen zu können, ist spannend. da hab ich zwar selber noch nicht gelebt, aber ich liebe die Musik. Und ja, ich kann aktiv den Freiheitsdrang auf der Bühne ausleben, das ist einfach toll. Hair ist auch so ein Stück, wo man das auf der Bühne ein stückweit machen kann, was man im Leben vielleicht peinlich finden würde. Kommt drauf an… Selbstverständlich ist der musikalische Reiz des Stückes auch wichtig für mich. Das Schöne ist auch, ich komme ja schon aus der Ecke. Ich habe Jesus Christ Superstar gemacht, mache jetzt dann Hair, das sind tolle Stücke und Rollen für mich.

Claude ist anfangs noch der straighte Typ, eher naiv und spießig, bis er wie gesagt die junge hübsche Sheila trifft und mit den Hippies aus seinen Gewohnheiten ausbricht und seinen Freiheitsdrang erkennt… wie wirst Du die Rolle interpretieren?

Sven Fliege Hair ChristO MusicalNatürlich soll da ganz viel von mir selbst drinstecken. Die Frage wird sein, was  Peter Rein für Erwartungen an mich hat und auch was er in der Rolle sehen will.  Man wird sehen, ob er so haben möchte, wie es war, oder inwiefern er dann auch meine Sicht der Dinge deutet. Ich denke aber, dass es genau der Mittelweg sein wird zwischen mir und der Rolle und es am Ende Eins wird. Ich werde in erster Linie das erfüllen was Rein von mir möchte und dann sehen, inwiefern man sich da freischwimmen kann.  Vielleicht kann ich der Figur ja eine Farbe geben, die vorher noch nicht da war. Das hängt alles auch von der Dauer der Probenzeit ab, die wir haben. Auf jeden Fall wird es sehr spannend.

Kannst Du schon verraten, ob die Inszenierung „originalgetreu“ sein wird, oder gibt es komplette Veränderungen?

Musikalisch gehen Film und Musical ja ziemlich auseinander.  Im Film wurden die musikalischen Handlungsstränge dem Berger überlassen. Im Musical singt das der Claude normalerweise. Wir machen eine Mischung. Wir erzählen den Film auf der Bühne und verteilen dann die musikalischen Parts. So war es in Ingolstadt, ob es in Kaiserslautern auch so wird, weiß ich noch nicht. Generell wird das Stück von seiner Grundhandlung und von der Zeit in der es spielt die Form des Originals behalten.  Claude wird also nicht auf einem Motorrad auf die Bühne stürzen, mit Tätowierungen auf dem Arm, oder so….(muss grinsen), aber das wär es doch mal!

Und wann ist es dann soweit, wann geht es los mit den Proben?

Das wird Anfang Oktober sein, wenn die Proben beginnen und Ende November dann wird die Premiere sein.

Kannst Du schon was zu der weiteren Besetzung sagen?

Nein, ehrlich gesagt weiß ich nur, dass ich den Claude spielen werde. Aber es wird definitiv so sein, dass viele neue Gesichter dabei sein werden.  Sicherlich werden die ein oder anderen auch aus der Inszenierung aus Ingolstadt dabei sein, aber wer genau, das weiß ich selbst  nicht.

Wie lange wird das Stück in Kaiserslautern gespielt?

Es ist bis Ende Juni geplant mit Gastspiel in Ludwigshafen, sofern ich informiert bin.  Es sind wohl 20 Vorstellungen mit der Option, dass es mehrere werden können.

Ist es Absicht oder eher Zufall, dass Du nach ChristO erneut in einer privaten Inszenierung mitwirkst, nachdem Du lange bei der Stage Entertainment und den Vampiren warst?

Sven Fliege Hair ChristO MusicalGrundsätzlich spiele ich gerne En-Suite Produktionen. Ich bin ein ziemlich gradliniger Mensch.  Als mir die Rolle des Claude angeboten wurde, war mir klar, das ist eine tolle Chance mich weiter zu entwickeln. Es sind keine  5-6 Vorstellungen pro Woche und so habe ich die Chance ein halbes Jahr etwas daraus zu machen. Ich habe weitere Auditions und zweite Runden in diesem Jahr aus diesem Grund sofort abgesagt, als ich unterschrieben hatte. Wenn ich einem Haus das Okay gebe habe, dann halte ich mich daran. Ich habe mich da ganz gut auch mit meinem Agenten beraten. Ich bin in der glücklichen Situation, seitdem ich die Schule beendet habe, Beides zu machen zu können. Ich kann sowohl En-Suite als auch ein einem Stadttheater arbeiten. Das gibt mir ein bisschen das Gefühl von Vielfältigkeit in jungen Jahren schon.  Wenn ich dann zurück komme und eine En-Suite Produktion sagt, sie hätte mich gerne dabei, dann kann ich bestärkt hin gehen. Dann habe ich mich aber schon künstlerisch sehr gut ausprobieren können.

Also schließt Du En-Suite für die Zukunft nicht aus?

Auf keinen Fall, aber die Rolle bzw. der Part im Ensemble muss eben so sein, dass es mich reizt und interessant und toll ist. Das war beispielsweise bei den Vampiren mit dem Nightmare-Solo. Ich habe, als das Angebot sofort gesagt „ja, das möchte ich machen!“ Das ist ein toller Part in dem Stück und ist auch bei den Fans sehr beliebt. Hinzukommt, dass es für mich als Newcomer nicht so ganz die große Verantwortung ist. Dennoch war die Rolle wirklich hart, weil sie ein ziemlich schwierigen Gesangspart fordert. Ich konnte dadurch auch kennenlernen, wie es so ist, wenn man 8 Shows in der Woche auf der Bühne steht.  Aber wie gesagt, wenn das Angebot mich reizt, dann kann ich mir alles vorstellen.

Solokonzert gutes Stichwort zum Schluss! Wie sieht es denn damit aus? Hättest Du Interesse an Konzerten und auch an eigenen CDs?

Als Künstler bin ich bisher einen recht geradlinigen Weg gegangen. Relativ spät begann ich mit Singen, ich war 17 Jahre alt. Anscheinend hatte ich aber Talent, gewann einen Gesangswettbewerb in meiner Heimatstadt und habe dadurch meinen Gesangsunterricht finanziert. Ich bin dann nach Berlin gefahren um Unterricht zu nehmen habe dort eine Vorbereitungsschule auf die Hochschule in Berlin besucht und bin danach nach München gekommen.  Im Grunde genommen hatte ich ganz große und naive Augen. Ich bin ein kleiner Junge vom Land und wusste überhaupt nicht, was mich da erwartet.

Was CDs betrifft, natürlich möchte ich gerne eigene Sachen machen.  Für mein Diplom musste ich ja auch meine eigene Show machen müssen. Wenn es die Zeit erlaubt und wenn ich das Gefühl habe, ich müsste jetzt künstlerisch was schreiben, dann würde ich das machen. Wenn es dann Jemanden gibt, der sagt, er macht das mit mir, dann natürlich sofort.  Was Musik und CDs angeht, wird erst dann aktuell werden, wenn es sich auch lohnt, wenn Leute mit meinem Namen was anfangen können und es Sinn macht etwas an die Öffentlichkeit zu bringen. Es ist eine Sache, die mich reizen würde, die ich aber jetzt erst einmal hinten anstelle. Galas und Konzerte würde ich jederzeit sofort machen. Der Beruf des Musicaldarstellers schließt ja Gott sei Dank sehr viel mit ein. Das ist das Schöne.

MFJ wünscht Sven Fliege für seine erste Hauptrolle Riesenerfolg und weiterhin eine wunderbare Karriere!

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