„Zorro“ – Ein gelungenes Stück mit Witz am Stadttheater Bremerhaven

Foto: Manja Herrmann

Von dem Roman „Zorro“ gibt es seit 1920 viele Verfilmungen, ebenso Comics, Fernsehserien und 2008 letztendlich das Musical mit dem gleichnamigen Titel. 2015 wurde es erstmals in Deutschland aufgeführt und hatte nun am 23. September 2017 unter der Regie von Ulrich Mokrusch seine Premiere am Stadttheater Bremerhaven. Das Buch und die Songtexte stammen von Stephen Clark (deutsche Fassung: Songtexte Holger Hauer, Dialoge Jürgen Hartmann), die Musik stammt von der bekannten Flamenco-Pop-Combo „Gipsy Kings“. „Bamboleo“ und „Baila me“ kennt jeder – spätestens dann, wenn man das Lied hört. Dazu kommen noch Songs des britischen Komponisten John Cameron.

Das Bühnenbild versetzt einen sofort in das Kalifornien unter der spanischer Kolonialherrschaft und die Kostüme von Dorit Lievenbrück lassen sofort das spanische Flamenco-Gefühl aufkommen: Die beiden Hauptdarstellerinnen Filipina Henoch als Luisa Pulido und Dorothea Maria Müller als Inez tragen bunte Kleider und Blumen im Haar, das ganze Ensemble besticht durch die Choreographie von Andrea Danae Kingston in einer einfachen, aber faszinierenden Kulisse von Dorit Lievenbrück. Diese besteht aus hohen, hellen Wänden an den Seiten, mit Grabkreuzen, Kerzen in den Nischen und am Anfang einem riesigen Skelett, welches sich dann in den Schnürboden erhebt, einer schrägen, nach hinten ansteigende Bühne und einer Projektionsfläche, auf der im Hintergrund stimmungsvolle Bilder mit Lichteffekten erzeugt werden. Mystisch fängt das Stück an, dunkel, mit Strohballen, die über die Bühne wehen und Nebel – eine Flamencogruppe spielt und sitzt hinten auf der Bühne, bis sie im Orchestergraben verschwindet und ab da weiter unter der Leitung des jungen und engagierten Musikalischen Leiters Ektoras Tartanis dem Musical das typische Flamencofeeling unter anderem mit Gitarren und Trompeten verleiht.

Foto: Manja Herrmann

Wer sich vielleicht offen und ohne jegliche Zorro-Vorkenntnisse das Stück anschaut, wird überrascht sein: Man vermutet einen strahlenden Helden, ohne Makel, eventuell kalt und rücksichtslos, auch wenn er sich für das Gute einsetzt. Dann ist man überrascht: Vikrant Subramanian als Zorro (spanisch: Fuchs, da er so wendig wie dieser ist) spielt seine Rolle sympathisch und lustig mit einem Hauch von Slapstick. Da haben sich die Macher Gutes einfallen lassen. So kommt es zu Lachern im Publikum, wenn statt des Pfarrers Zorro im Beichtstuhl sitzt und Ramon (Nicky Wuchinger) die Beichte abnimmt. Oder wenn Zorro nicht sofort mit dem Bühnenboden hinunterfährt, sondern stecken bleibt. Vikrant Subramanian (aus Neu Delhi) ist nicht nur optisch die perfekte Besetzung: Durch Mimik und Gesang kann er in dieser Partie vollends überzeugen, man merkt ihm nicht an, dass er aus dem Opernbereich kommt, was manchmal bei Musicals der Fall ist, wenn diese mit Opernsängern besetzt werden. Bei Subramanian macht es absolut Spaß, ihm zu zuschauen, seine Doppelrolle spielt er perfekt.

Zorros, oder wie er bürgerlich heißt Diego de la Vega, Widersacher in der Geschichte ist sein Bruder Ramon. Dieser hat, nach dem angeblichen Tod des Vaters und zugleich Bürgermeisters, verursacht durch einen Reitunfall, die Macht an sich gerissen und führt ein strenges Regime, wo Hinrichtungen an der Tagesordnung sind. Dies ist der Anlass, dass Diego die Figur „Zorro“, wie die Leute ihn nennen, ins Leben ruft, um gegen das Unrecht, welches sein Bruder streut, zu kämpfen. Allerdings unbemerkt, getarnt mit schwarzer Kleidung, Umhang und Maske. Nicky Wuchinger, bekannt aus Phantom der Oper (Hamburg/Oberhausen), Hairspray (Tecklenburg) oder Tommy (Bielefeld) gibt der Rolle des Ramons die passende Ausstrahlung. Fies setzt Wuchinger die Rolle um, ganz so, wie es sich gehört. Gesanglich ist ihm leider nur ein Solostück vergönnt, welches er aber mit Bravur singt. Beide glänzen ebenfalls in ihren Fechtszenen (Fechtchoreographie: Jean-Loup Fourure), die dem Stück Action geben.

Foto: Manja Herrmann

Filipina Henoch als Luisa Pulido versucht am Anfang des Stückes Diego de la Vega, der mittlerweile als Straßenmusiker mit Inez und weiteren Künstlern arbeitet, wieder nach Hause zu holen, um gegen die üble Herrschaft seines Bruders Ramon zu kämpfen- der Tod des Vaters bewegt ihn dazu. Filipina Henoch -mit ihrem südländischen Äußeren sehr passend- spielt süß und sehr weiblich die Luisa. Schön gesungen, zurückhaltend und zart verkörpert sie die Frau, die Ramon begehrt. Dorothea Maria Müller als Inez ist etwas forscher und härter in ihrer Rolle, die sie ebenfalls glaubhaft und gekonnt umsetzt. Sie ist die weibliche Anführerin bei der Straßenmusikergruppe und wird von Sergeant Garcia, gespielt von Tobias Haaks, begehrt. Haaks besticht durch Ausstrahlung und Gesang, eine perfekte Besetzung für diese Rolle des Feindes von Ramon, nachdem dieser grundlos Inez erschossen hat. MacKenzie Gallinger hat mit der Rolle des Alejandro de la Vega einen eher kleinen Part, den er aber voll und ganz zufriedenstellend und bedacht spielt.

Foto: Manja Herrmann

Mit diesem Stück ist, auch dank Opernchor und Ballettensemble, dem Theater Bremerhaven ein Glanzstück mit Atmosphäre, Witz und eingängigen Lieder gelungen. Ebenfalls hervorzuheben ist das glückliche Händchen bei der Darstellerwahl. 2,5 Stunden mit Pause, die danach ein begeistertes Publikum hinterlassen haben – hörte man im Foyer doch nur lobende Worte für diese Inszenierung. Hier kann man nur eine absolute Empfehlung aussprechen und den Verantwortlichen zu diesem Stück gratulieren.

Noch bis zum 17.05.2018 kann das Stück an dreizehn Terminen besucht werden.

Weitere Infos gibt es HIER.

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