Eine vorbildlich steil “abfallende“ Karriere… Vom Helden Athos zum Bösewicht! Wohin soll das führen?

Keiner singt den „Engel aus Kristall“ mit soviel Innbrunst wie er. Kein Athos  hat soviel Ausstrahlung wie er. Keiner spielt das „alte Väterchen“ witziger als er. Seine Witze kann man in keinem Priesterseminar aufschnappen. Croissants lassen ihn völlig kalt. In der blutroten Kardinalsrobe  bekommt man ehrfürchtigen Respekt vor dieser „ausnehmend guten Erscheinung.“ Marc Clear- als Colloredo singt er die Freilichtbühnenbesucher nur so an die Wand und begeistert im Sturm. Er verfügt über eine unverkennbare männlich-markante Stimmfarbe. Wiedererkennungswert pur! Und auch schauspielerisch kann er die Balance zwischen Komiker und ernst zu nehmenden Charakter hervorragend regulieren. Die Frauen schmachten ihn an, wenn er als charmanter Held den Degen galant schwingt. Selbst in der Rolle des Bösewichtes, er macht immer die perfekte Figur auf der Bühne. Dabei ist Marc so unverschämt bescheiden, sieht man ihn nach der Show Richtung Parkplatz eilen. MFJ freut sich, diesen charmanten Ausnahmedarsteller für ein Interview gewonnen zu haben.

Marc, nach Tecklenburg hast Du also ein bisschen Zeit aufzuatmen. Was treibst Du so in Deiner freien Zeit?

Das Thema Freizeit ist natürlich immer relativ, wenn man zwei kleine Kinder hat. Ich versuche in meinen Auszeiten mein Zuhause zu genießen und viel Zeit  mit meiner Familie zu verbringen. Das macht es für uns alle leichter die Zeit, die wir voneinander getrennt sind, auszuhalten. Außerdem bereite ich mich natürlich auf neue Aufgaben vor. Dazu gehören auch Hobbys wie Webgestaltung oder z.B. Workshops für angehende Musicaldarsteller, wie ich ihn gerade an der GMA in Osnabrück gegeben habe.’     

Kommen wir nochmal zurück zu Tecklenburg. Mozart war Dein letztes Stück. Als Colloredo hast Du eine Rolle übernommen, die geradezu prädestiniert für Dich ist. Erzähl doch mal, wie war die Zeit dort?

Tecklenburg war schon 2006, als ich eingesprungen bin, eine Offenbarung für mich. Die familiäre Atmosphäre und die entspannte Zusammenarbeit waren diesmal aber noch intensiver. Bessere Bedingungen für ein gutes Gelingen gibt es nicht.’  

Wie war die anfängliche Probenzeit? Welche Erinnerungen hast Du daran?

Ich erinnere mich daß wir etwas unter Zeitdruck standen. Die Probenzeit war deshalb sehr intensiv, aber rollen-bedingt nicht übermäßig anstrengend. Außerdem kannte ich den Regisseur Cush Jung vom TDW. Ich habe großen Respekt vor seiner Erfahrung und seinen Fähigkeiten. Er hat mir in meiner Interpretation viel Spielraum gegeben, wofür ich ihm sehr dankbar bin.  

MArc ClearTecklenburg ist in der Branche DIE Freilichtbühne überhaupt. Inwiefern hat sie Spuren bei Dir hinterlassen?

Es gibt Theaterbetriebe an denen man nur zurückkehren möchte, wenn man sich eine gewisse Auszeit genommen hat, oder wenn bestimmte Voraussetzungen optimiert werden. Dieses Gefühl hatte ich nach meiner Zeit  in Tecklenburg nie.’

Was hast Du aus der Zeit mitgenommen?

Der Entschluß,  mich weiterhin nur noch einzelnen kurzweiligen Projekten zu widmen hat sich verstärkt.  Ich brauche Zeit mich zu regenerieren und meine Fähigkeiten neu zu definieren.  Ensuite-Produktionen werde ich nur noch annehmen wenn die Laufzeit beschränkt ist, oder Sie sich in meiner Nähe befinden. 

Es ist schon einige Zeit her, doch möchte ich es nicht versäumen Dich nochmals zu Deiner Rolle als Athos in den „3 Musketieren“ zu befragen. Keiner hat die Rolle so geprägt wie Du. Nicht umsonst war „Engel aus Kristall“ stets in den Charts als beliebtester Song, erfolgreichster Ohrwurm, was auch immer. Welche Gefühle hast Du, wenn Du Dir bewusst machst, dass DU für diese Rolle des Athos und für dieses Lied stehst?

Wenn man in Erwägung zieht, daß ich am Anfang für die Rolle gar nicht vorgesehen war, und ich Sie mir  regelrecht erkämpfen mußte, macht mich daß sicherlich ein bißchen stolz. Ich muß aber dazu sagen, daß für die Gestaltung  von Athos für mich geradezu ideale Bedingungen geschaffen wurden. Ich war musikalisch und interpretatorisch fast freigestellt und durfte mir die Rolle auf den Leib schneidern. Das macht es für jeden Nachfolger schwer.’ 

Nach Berlin hast Du die Rollen des Athos und Kardinal Richelieu auch in Stuttgart für die gesamte Spielzeit übernommen. War das nie langweilig für Dich?

Nein, nie. Wir hatten ja andere Spielpartner und andere Räumlichkeiten. Außerdem war es mir wichtig, durch diese beiden Rollen, meine spielerischen Fähigkeiten noch mehr zu erforschen.’

Wie kommt man dazu diese sehr unterschiedlichen Rollen zu spielen?

, Ich finde sie ja im Grunde nicht so unterschiedlich. Obwohl es  in der  Theorie und Praxis komplizierter ist, kann man über den Daumen gepeilt sagen: Richelieu ist Athos minus Skrupel.’ 

Welche hat Dir jetzt mehr Spaß gemacht und warum?

In Athos steckt sicherlich mehr von mir selbst. Er liegt mir deshalb mehr am Herzen.’

Das war der Rückblick. Schauen wir nach Vorne. Wo werden wir Marc als nächstes erleben?

Als nächstes werde ich in “Marie Antionette“  als alternierender „Cagliostro“ und Zweitbesetzung „Orleans“  in Bremen  engagiert sein. Auch ein wiedersehen in Tecklenburg in der Saison 2009 ist  höchstwahrscheinlich.   Mehr darf ich nicht verraten…’

Was würdest Du gerne ganz spontan tun, wenn Du Dich frei für einen Wunsch entscheiden könntest?

Reisen war immer schon eine Leidenschaft in unserer Familie. Ich könnte mir aber auch vorstellen,  mehr mit jungen Künstlern zu arbeiten. Die Arbeit ist sehr dankbar und es fehlt uns an fundiertem Nachwuchs.’

Nun hast Du abschließend die Möglichkeit noch zu sagen, was Dir schon immer auf dem Herzen lag.

Natürlich möchte ich mich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben. Ich freue mich über euer Interesse und eure Zuwendung. Obwohl ich im Grunde ein sehr privater Mensch bin, werde ich versuchen immer ein offenes Ohr für euch zu haben.’

Lieber Marc, ich danke Dir sehr für das Interview und freue mich, dass ein „echter Held“ mir Rede und Antwort stand… CU
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