Das Energiebündel, der liebenswerte Showmaster stirbt qualvoll auf der Bühne… und das auch noch als „fette Hummel“

Adrian Becker Musical Sänger TänzerSchon seit Jahren gehört Adrian Becker zu den gefragtesten und beliebtesten Musicaldarstellern der Branche. Der renommierte Sänger hat einen Faible für Glitter- und Glamourshows, Varieté, Shows und überhaupt für alles was annähernd glitzert und blinkt. Genauso ist der Mensch Adrian Becker. Immer witzig drauf, kann er herzlich über sich selbst lachen und wenn er über seine Rollen spricht, dann blitzen seine Augen wie Strass-Steinchen. Er ist ein Original, ein Eyecatcher auf der Bühne und ein großer Publikumsliebling. Betritt er die Bühne, dann zieht der die Aufmerksamkeit sofort auf sich, auch wenn er seine Rolle, wie die des Maurice Guibert in „Moulin Rouge Story“ in Stuttgart, Zurückhaltung erfordert. Er ist trotzdem unübersehbar präsent und schafft es mit wenigen Aktionen Aufmerksamkeit zu erhaschen. Sein eigener Humor macht es leicht, die Zuschauer zum lachen zu bringen, seine Art steckt einfach an. MFJ freut sich am Ende der Spielzeit von MRS den witzigen und liebenswerten Darsteller getroffen zu haben und durfte im Rahmen des Gespräches so einige Lachmuskeln aktivieren…

So Adrian, ich habe mir gedacht, jetzt wird es wirklich Zeit, dass ich Dich auch mal für ein Interview schnappe, gerade jetzt, wo Du in der Nähe bist …

Ja! Bevor ich in Rente gehe… (lacht)

Also, die Wenigsten wissen, der Bestseller von Moulin Rouge erschien bereits 1950, 1928 gab es den ersten Film. Im Jahr 2001 wurde MR dann auch richtig bekannt und startete im Kino in einer Verfilmung von Baz Luhmann – in den Hauptrollen mit Nicole Kidman und Ewan Mc Gregor. War MR zuvor schon ein Begriff für Dich?

Neben Musicals, die ich sehr mag, war ich auch immer an großen Shows und Revuen interessiert.  Pailletten, High Heels, Federn. Strass. Da schlägt mein Herz einen Purzelbaum. Ich liebe es! Da kommt man natürlich am Moulin Rouge nicht vorbeiJ Und auch nicht am Friedrichstadtpalast in Berlin. Da hatte ich  die große Freude den CASANOVA in der gleichnamigen Revue zu spielen. Herrlich. Und noch ein Kostüm und noch ein Federbusch… Tänzer? Kein Problem. Die haben dort 60!

Aber ich glaube, dass der Film von Baz Lurmann auch sehr zu unserem Erfolg in Stuttgart beigetragen hat. Einfach weil der Name MOULIN ROUGE dadurch wieder in aller Munde war. Im  vergangenen Sommer war ich für eine Schweizer Firma auf Tournee und bei der Ankündigung meiner Person hat der Moderator auch erwähnt, dass ich ab 12.12. MR in Stuttgart spielen würde. Und wirklich, jeden Abend  hörte man daraufhin ein erfreutes Raunen durchs Publikum gehen. Das haben wir, glaube ich, der Popularität des Filmes zu verdanken.

Hat der Film Dich für Deine Rolle inspiriert oder hast Du sie eher für Dich selbst gefunden?

Die habe ich definitiv für mich selbst gefunden. Der Film hat mit unserer Story so gar nichts zu tun. Maurice Guibert gibt es in dem Film auch gar nicht. Aber gelebt hat Hr. Guibert trotzdem. Wenn auch nicht als Tänzer im Moulin Rouge aber als enger Freund von Tolouse Lautrec. Ich bin dem Schreiber und dem Komponisten sehr dankbar, dass sie wirklich etwas ganz Neues erfunden haben. Das Schöne bei Uraufführungen ist ja auch, dass der Schauspieler den ihm auferlegten Charakter selbst zum Leben erwecken kann und nicht, wie in vielen Hochglanzproduktionen davon abhängig ist, was irgendein Kollege vor 15 Jahren mal  gemacht hat, zu wiederholen! LANGWEILIG!!!
Adrian Becker Musical Sänger Tänzer
Ich mag diesen Maurice sehr und spiele ihn sehr gerne. Daher bin ich auch schon ein wenig traurig darüber, dass es bald vorbei sein wird. Aber so ist das eben in diesem Beruf.

Also, die Rolle gab es in diesem Sinne nicht. Hast Du denn bei der Umsetzung der Figur viele Vorgaben bekommen?

Nun ja, es ist nun mal so – die Vorgabe ist das Buch. Darin gibt es ja diesen an Schwindsucht erkrankten Tänzer, der unbedingt singen möchte. Er sieht seine einzige Chance darin, Joseph Oller, den Chef vom Moulin Rouge, herumzukriegen. Er freundet sich ja schnell mit Isabelle an und sieht dann auch direkt seine Chance mit Hilfe ihrer Freundschaft Mr. Oller zu überzeugen, dass er doch mal seine Lieder singen darf. Das ist auch sehr schön im Buch gelöst. Man erfährt sehr langsam, was und wie Maurice ist. Das wurde während der Probenarbeit alles erarbeitet. Da tauchten dann Fragen auf wie: Hat Maurice vielleicht einen Sprachfehler. Stottert er? Wie deutlich wollen wir zeigen, dass er an Schwindsucht erkrankt ist? Und, und, und. Ein kreativer Entstehungsprozess. Quasi wie eine Geburt. Das wurde mit dem Regisseur und Intendanten des Hauses zusammen entwickelt. Und bei Philipp von Maldegehm hatte ich sehr viele Freiheiten und habe sehr viel eigene Kreativität  bei der Umsetzung einbringen dürfen.

Hast Du denn eine Lieblingsszene in dem Stück, die Dir besonders am Herzen liegt?

Oh, das kann ich Dir so einfach  nicht beantworten. Also ich habe die Shownummer total gerne. Das macht mir einfach Spaß und da fühle ich mich wohl und zuhause. Von mir aus kann auch noch überall Pyrotechnik eingesetzt werden.  Es kann gar nicht genug funkeln und glitzern. Paff! Und ich habe auch kein Problem damit, mich von Glitterkanonen anschießen zu lassen. Weniger ist weniger!

Aber ich liebe auch die stillen Momente in der Show. Der Mark Schubring hat einen wunderbaren Song, ein Sextett  mit Namen „Sehnsucht“  geschrieben, wo alle Protagonisten auf der Bühne sind und über die Sehnsucht  nach der großen Liebe, die nie aufhört, singen. Das hat ein bisschen auch mit mir zu tun und geht mir sehr ans Herz.

Adrian Becker Musical Sänger Tänzer
Gehen wir auf die Darstellweise des Maurice näher ein. Man merkt eigentlich erst  im zweiten Akt so richtig, dass er sich in Isabelle verliebt hat. Zu Anfang wittert er ja eher seine Chance seinen Traum damit zu erfüllen, indem er ihr Geld braucht. Ich stelle es mir schwer vor, einen Charakter darin aufzubauen, dass er am Anfang eher berechnend ist und später dann aber glaubhaft seine Gefühle rüberbringen muss. Wie war das für Dich?

Dazu muss ich sagen, das war tatsächlich ein hartes Stück Arbeit für mich. Wenn man meine Biografie kennt, dann sieht man Rollen wir Frank’n Furter oder Zaza und Ähnliches. Das sind Rollen, die kommen auf die Bühne und sind vom ersten Moment an sehr präsent.

Maurice Guibert ist da ganz anders. Mein Regisseur sagte mir mal zum Anfang der Proben, dass ich mich im gesamten ersten Teil eigentlich dafür entschuldigen müsse, dass ich überhaupt lebe.

Das fühlte sich  erst mal komisch für mich an. Heute weiß ich, dass es für die Entwicklung des Charakters enorm wirklich war. Bis zur Premiere war ich diesbezüglich aber sehr unsicher und war umso überraschter von diesem Riesenerfolg, den ich da mit dieser Rolle habe. Ich bin dem Regisseur sehr dankbar, dass er daran festhielt.

In dem Stück kristallisiert sich erst spät heraus, dass Maurice an der Schwindsucht leidet, sprich dass er totkrank ist. Dass mit ihm etwas nicht stimmt merkt man als Zuschauer sofort, weil er eben diese raue Stimme hat und ständig hustet. Das ist gut gelöst. Interessant ist, immer dann, wenn er über seine Musik redet wirkt er ganz normal. Wie hast Du für Dich einen Weg gefunden, die Krankheit zu spielen?

Adrian Becker Musical Sänger Tänzer
Die Schindsucht war die Krankheit der Bohemians. Wir haben Maurice‘ Krankheitsverhalten im Laufe der Proben herausgefunden. Da mussten wir erst mal herausfinden – wie ein Mensch ist, der so eine Krankheit hat? Wir haben uns dann dafür entschieden, dass er durch das viele Husten einen Schaden an der Sprechstimme hat, aber seine Singstimme ist wie bei der Callas. Das weiß im MR natürlich keiner und es bedarf einiger Überzeugungsarbeit, bis es zum ersten Gesangsauftritt kommt.

Aber ich sage Dir, diese Husterei und dieses heiser-raue Sprechen geht total auf die Stimme. Da muss ich echt  aufpassen um mich nicht zu verletzen.

Kommen wir abschließend noch zu einem Deiner Bühnenkostüme. Dem Bienenkostüm. Das war der Publikumsbrüller und ein echter Knaller…

Ja, eine FETTE HUMMEL! (lacht los!) Ist ein bisschen Biene Maja. Ich kam mir vor wie Willi.

Man muss schon sagen, all diese humorigen Geschichten gehören einfach Adrian Becker. Es ist, als sorge er immer dafür, dass alles nicht so ernst und dramatisch in so einem Stück abdriftet und zu ernst wird, oder?

Ja, das ist aber auch sehr wichtig für ein Stück, indem es auch sehr dramatisch zugeht. Wenn man den ganzen Abend nur Tränen und Leid um die Ohren geknallt bekommt wird man ja auch wahnsinnig.

Ich finde man braucht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Drama und Humor.

Jetzt hätte ich gerne noch einen kleinen Zukunftsausblick von Dir.  Ist das mit „Evita“ in Tecklenburg bereits fest?

Adrian Becker Musical Sänger Tänzer
Ja, ich spiele im Sommer in „Evita“  die Rolle des Magaldi. Da freue ich mich sehr darauf.

Außerdem habe ich zusammen mit Anne Welte  am 31.1. ein Konzert im saarländischen Illingen, das ich wärmstens empfehlen kann!!!

Gestern habe ich ein Anruf von meinem CD-Produzenten bekommen. Wir wollen wieder zusammen arbeiten und planen eine neue CD, die ich hoffentlich noch vor dem Sommer fertig haben werde.

Im Herbst werde ich dann für eine schweizer Firma auf Roadshow sein und werde ein neues Showkonzept mit 4 Sängern und 4 Artisten präsentieren

„GLANZLICHTER DES VARIETAINMENTS„.

Und nach Stuttgart käme ich auch gerne wieder 😉

Lieber Adrian, vielen Dank für das ausgesprochen amüsante Gespräch. Wir sehen uns…

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