Tick, Tick,… Boom! im Dschungel Wien

13178725_10154240536818112_8544292661774806211_nTick, Tick – das sind die Geräusche, die John, ein bisher erfolgloser Musicalkomponist des Öfteren in seinem Kopf hört. Besonders jetzt, kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag. Er möchte mit seinem Stück den Durchbruch schaffen und hofft bei einem Workshop darauf, die Aufmerksamkeit von Stephen Sondheim zu erregen. Dazu kommt noch, dass seine Freundin Susan, eine Tänzerin, ihn vor die Wahl stellt: Heiraten und ein Haus am Meer – oder doch lieber auf dem Land?! Beides möchte John nicht unbedingt. Wie es anders, nämlich richtig erfolgreich laufen kann, sieht John an seinem besten Freund aus der Kindheit: Michi. Er trägt Hemd und Krawatte, John „nur“ T-Shirt und Turnschuhe, fährt einen chicen BMW und hat sich soeben eine Wohnung gekauft, von deren Terrasse er auf die Donau und Wien bei Nacht schauen kann – dafür hat er aber seinen Traum von der Schauspielerei aufgegeben und arbeitet nun in der Marktforschung. Ein schönes Leben, wäre er nicht unheilbar krank. Neben den negativen Gefühlen, wie zu wissen, dass man nicht mehr ewig Zeit mit dem besten Freund zusammen hat, nicht weiß, wie es mit der Beziehung weiter gehen soll, gibt es aber auch noch Platz für positive Überraschungen in Johns Leben – möchte Sondheim wirklich mit ihm Kaffee trinken gehen?! Ist es vielleicht gar nicht so schlimm wie befürchtet, wenn man am 30. Geburtstag noch kein mega erfolgreiches  Musical geschrieben hat?! – Dies alles geht John eventuell durch den Kopf, wenn er seine Kerzen auf dem Geburtstagskuchen ausbläst und im Licht des Scheinwerfers auf der Bühne steht.

Andreas Wanasek

Andreas Wanasek

Das Stück stammt von dem Amerikaner Jonathan Larson und hat vierzehn meist rockige Songs oder auch Balladen (Musikalische Leitung Bettina Bogdany), die von den drei Darstellern, Andreas Wanasek als Komponist John, Aris Sas als bester Freund Michi und Dagmar Bernhard als Johns Freundin Susan, dem Publikum unter der Regie von Erhard Pauer nahe gebracht werden. Alle Drei Darsteller sind perfekt besetzt, sind dem Publikum nicht nur räumlich sehr nahe, sondern bringen auch die Gefühle sehr gut rüber. Dazu gibt es noch die vierköpfige Band, die das Geschehen auf der Bühne mit Gitarren, Schlagzeug und Keyboard unterstützt – dazu manchmal sogar noch als vierter Mann bzw. Frau auf der Bühne.

 

Aris Sas

Aris Sas

Sas und Bernhard schlüpfen neben ihren Hauptrollen auch immer wieder mal noch in kleinere Rollen, insgesamt gibt es zehn Rollen, wie zum Beispiel einem Verkäufer oder auch in die Rolle einer Tänzerin in Johns Musical, die mit ihrem gespielten Akzent für Lacher im Publikum sorgt. Mit nur sechs „Bauklötzen“ wird die Kulisse (Bühnenbild Michael Mathis) gezaubert – hier zeigt sich wieder einmal, dass für ein mitreißendes Stück keine großen Kulissen notwendig sind. Die Darsteller im Zusammenspiel mit der Musik bringen Gefühle so gut rüber, dass man vom Alltag abschalten kann und eine wundervolle Zeit in dem Theater verbringt, auch wenn es ein kurzes Stück ist und mit Pause mal gerade knappe zwei Stunden geht.

 

Dagmar Bernhard (c) Daniela Matejschek

Dagmar Bernhard (c) Daniela Matejschek

Es macht Spaß, Wanasek zuzuschauen und seinen Liedern Gehör zu schenken; er schloss im Jahre 2005 mit Diplom am Konservatorium der Stadt Wien ab und war u. a. schon in Singing in the rain und Jesus Christ Superstar zu sehen. Großartig und stimmgewaltig ist auch Aris Sas, der schon seit seinem sechsten Lebensjahr auf der Bühne steht, unter anderem in Erfolgsmusicals wie Les Miserables, Hair und Chicago. Ebenfalls Dagmar Bernhard ist in der Rolle der Susan und weitern kleinen Rollen eine gute Wahl, sie stand u. a. schon im Apollo Theater Stuttgart und in Sound of Music auf der Bühne.
Bei der Vielzahl an Theatern sollte man unbedingt einmal den Weg in den Dschungel Wien finden. Dieses Stück und sicherlich auch andere dort stattfindende Aufführungen sind auf jeden Fall sehenswert und müssen sich nicht hinter Großproduktionen anderer Häuser verstecken.

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