Ab in den Wald – Into the Woods von Sondheim in Linz

Foto: Barbara Pálffy

James Lapine schrieb das Buch und Stephen Sondheim die Musik zu dem Stück „Into the Woods“, welches seit dem 09.April 2016 am Musiktheater in Linz/Österreich in der Inszenierung von Matthias Davids gespielt wird. Die Handlung setzt sich aus verschiedenen Märchen zusammen, sei es Aschenputtel, Rotkäppchen oder Rapunzel, die sich alle miteinander verstricken. Das Bäckerpaar (Rob Pelzer und Daniela Dett), die als einzige Figuren keinem Märchen entsprungen sind, ist kinderlos, muss der Hexe (Kristin Hölck) u. a. die weiße Kuh von dem dümmlichen Hans (aus dem Märchen „Hans und die Bohnenranke“), gespielt von Konstantin Zander, und die Haare von Rapunzel (Katrin Paasch) bringen, damit sie den Fluch aufhebt, der bewirkt, dass der Wunsch des Ehepaares, Kinder zu bekommen, unerfüllt bleibt. Mit den besagten geforderten Sachen möchte sie sich einen Zaubertrank mixen, durch den sie wieder ihre Schönheit zurück erlangt. So herrscht im Wald buntes Treiben, alles scheinen dort unterwegs zu sein: Besagtes Ehepaar, Rotkäppchen (Ariana Schirasi-Fard), das die Oma (Ingrid Höller) besuchen möchte, Hans, der Zauberbohnen für seine Kuh erhält, Aschenputtel (Anaïs Lueken) mit Anhang in Form von im Laufe des Stückes erblindeten Schwestern (Cindy Walther und Tina Schöltzke) und Stiefmutter (ebenfalls Ingrid Höller), böse Wölfe, ein leicht dümmlicher Prinz (Riccardo Greco) und sein Bruder (Alen Hodzovic), der sich im Wald nach dem Motto „Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas“ bzw. hier eben im Wald, benimmt, die Hexe und ein Unbekannter (der ebenfalls in der Rolle des Erzählers agiert, gespielt von Günter Rainer). Wie so oft scheint alles „wie im Märchen“ auszugehen: Am Ende des ersten Aktes sind alle glücklich, alle haben die Gefahren des Waldes überstanden, leben glücklich mit ihren Prinzen zusammen, das Bäckerpaar hat ein Kind, andere sind ihre Geldsorgen los. Ende gut, alles gut?! So dachte jedenfalls ein Teil des Publikums und war sich am Ende des ersten Aktes unschlüssig, ob es nun das Ende war, oder ob es noch weiter geht. Es ging noch weiter.

Foto: Barbara Pálffy

Im zweiten Akt ist dann alles nicht mehr so rosig und märchenhaft, kehrt doch Langeweile und Routine in die Leben der Figuren. Aschenputtel, die sich im Schloss langweilt, das Bäckerpaar, welches eine zu enge Wohnung hat, Prinzen, die sich mit ihren Frauen langweilen und sich längst nach neuen Gespielinnen sehnen und die Erkenntnis, dass Schönheit nicht alles ist. Durch das Auftauchen eines Riesens und dessen Zerstörungswut, sind die Figuren wieder auf dem Weg in den Wald, sie wollen dem König von dem Riesen erzählen oder auch Rotkäppchen zu ihrer Großmutter begleiten, da ihre Mutter durch das einstürzende Haus gestorben ist. Hans beschließt, den Riesen zu töten, was ihm auch gelingt.  Nun kommt die Riesin, die zu dem Riesen gehörte, ins Spiel, bringt weitere Unruhe, da sie die Auslieferung von demjenigen fordert, der den Riesen getötet hat. Diverse Schuldzuweisungen, wie alle in diese missliche Situationen kamen, folgen und nicht alle Beteiligten werden diese Zeit im Wald überleben.

Foto: Barbara Pálffy

Wie jedes Märchen geht es um die Moral. So wird den Zuschauern klar gemacht, dass jeder, der Wünsche hat, vieles dafür tut, diese zu erfüllen, sei es auch mit Betrug und Lügen. Und sobald diese Wünsche erfüllt sind, liegt es in der Natur, dass man neue Wünsche hat, die man verwirklichen möchte.

Kein Märchenstück für Kinder. Auch wenn die Kulissen (Mathias Fischer-Dieskau) und die Aufmachung gut in ein Kinderstück passen würden, mit zu Bretzeln geformten Haaren, einer Wohnung in einer Zigarettenschachte, hübschen Prinzen, „typischen“ Kostümen (Judith Peter), wie man sie sich in einem Märchen vorstellt, so wäre dies Stück für Kinder, besonders im zweiten Akt, höchstwahrscheinlich nicht mehr nachzuvollziehen. Wie immer ist das Bühnenbild schön gestaltet, zum Beispiel mit Streichhölzern, eines davon wird davon im Laufe der Zeit immer kleiner und brennt ab. Bei der Besetzung setzte man wieder auf Rob Pelzer in einer der Hauptrollen, der auch in dieser Rolle brillierte und dem Bäcker im Zusammenspiel mit Daniela Dett zum Leben erweckte. Herauszuheben seien auch noch Konstantin Zander, der herrlich dumm spielen konnte, Ariana Schirasi-Fard als merkwürdig hüpfendes, sehr frei heraus redendes und naives Rotkäppchen und Riccardo Greco mit Alen Hodzovic als Prinzen, deren Spiel gut harmoniert. Besonders die Szene, in der Hodzovic als Prinz die Frau des Bäckers verführt, wird dem Publikum in Erinnerung bleiben.

Foto: Barbara Pálffy

Wer auf Ohrwürmer hofft, wird vermutlich enttäuscht werden. Bis auf „Ab in den Wald“ hat Sondheim in diesem Stück leider nicht solche Ohrwürmer, wie zum Beispiel in Company. Wer sich auf Neues, auf ein nicht gerade typisches Musical, einlassen möchte, bei dem man nicht nur berieselt wird, sondern auch aufpassen muss, damit man die Zusammenhänge versteht, Märchen nicht schaut und auch etwas zum nachdenken haben möchte, kann sich bis zum 07. Juli 2016 noch auf in den Wald machen.

Karten und Infos gibt es HIER

 

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