Was macht einen König aus? – Artus Excalibur im Theater St. Gallen

artus_64_o_micKönig Artus, das legendäre Schwert Excalibur, der Zauberer Merlin. Unzählige Sagen und Legenden ranken sich um den wohl berühmtesten aller britischen Könige. Frank Wildhorn hat diese Geschichten zu einem einzigartigen Musical mit großartiger Musik verwoben – über Liebe, Treue, Verrat und die Wirren des Schicksals. Seine Songs entführen die Zuschauer an den Hof von König Artus und lassen das Geschehen dieser Zeit lebendig werden.

Am 15. März 2014 wurde Artus in St. Gallen uraufgeführt und läuft dort bereits in der dritten Spielzeit. Grund dafür ist sicher nicht nur die eindrucksvolle Musik, die auch lange nach Ende des Stücks noch im Ohr bleibt, sondern auch das wunderbare Orchester und die großartige Cast. 2016 wird das Stück sowohl seine deutsche, als auch seine österreichische Uraufführung erleben. Bevor er soweit ist, haben wir es uns am 21.11. noch einmal in der Originalproduktion angeschaut.

Britannien im 6. Jahrhundert, das Land ist von Krieg zerrissen. Nach der Schreckensherrschaft von Uther Pendragon streiten mehrere Herrscher um die Krone. Auf dem „Feld der Ehre“ beweinen die Dorfleute ihre Gefallenen. Merlin, der Zauberer erscheint und stößt das Schwert Excalibur in einen Felsen. Nur dem rechtmäßigen König soll es gelingen dieses herauszuziehen und damit das Reich zu einen und von den Gräueln des Krieges zu befreien.

artus_39_o_micArtus (Patrick Stanke) gelingt dies, aber er flüchtet verwirrt, als Merlin (Thomas Borchert) ihm seine wahre Herkunft und sein Schicksal offenbart. Guinevere (Lisa Antoni) gelingt es schließlich, Artus davon zu überzeugen, seine Bestimmung anzunehmen und gleichzeitig sein Herz zu erobern. Gemeinsam mit Merlin und Lancelot (Mark Seibert), seinem ersten Ritter, beginnt er in Camelot seinen Kampf gegen die Tyrannei. Ihm entgegen stehen seine Halbschwester Morgana (Sabrina Weckerlin) und der grausame König Loth. Mit List und Tücke spinnen sie Intrigen, um Artus zu töten und so selbst an die Macht zu gelangen. Auf der Hochzeitsfeier von Artus und Guinevere wird Artus‘ Ziehvater Ector von Loths Männern ermordet und der junge König sinnt auf Rache. Blind vor Hass stürzt er sich in die Vorbereitungen zur Schlacht und stößt seine engsten Vertrauten von sich, sodass ihm am Ende alles zu entgleiten und Merlins Vision eines friedlichen, vereinten Landes zum Scheitern verdammt scheint.

Die Besetzung in St. Gallen ist handverlesen und macht vor allem durch große Namen auf sich aufmerksam, aber schon vom ersten Moment an wird klar, dass jeder seine Rolle perfekt beherrscht.

Patrick Stanke glänzt als Artus und spielt die innere Zerissenheit des jungen Mannes sehr glaubwürdig. Ihm gelingt es, die Wandlung seines Charakters überzeugend darzustellen. Auch wenn er an diesem Abend mit einer heftigen Erkältung zu kämpfen hatte, so fällt dies doch kaum auf.

artus_42_o_micThomas Borchert verkörpert die Rolle des Zauberers Merlin. Der etwas undurchsichtige Zauberer lebt vor allem durch Borcherts detailreiches Schauspiel und seine starke Bühnenpräsenz. Gesanglich meistert Borchert die Rolle scheinbar mühelos und verleiht seinem Merlin eine mystische Erhabenheit, schafft es aber gleichzeitig, ihn menschlich erscheinen zu lassen und seinen inneren Kampf darzustellen – so wird zum Beispiel der Song „Begehren“ im Duett mit Sabrina Weckerlin als Morgana, zu einem Highlight des Abends.

Morgana, die Widersacherin von Artus wird von Sabrina Weckerlin mit viel Herzblut gespielt. Obwohl sie selbstsüchtig und getrieben von Eifersucht und der Gier nach Macht handelt, erzeugt ihre Vergangenheit Mitleid beim Publikum. Mühelos offenbart sie die Details ihrer Rolle und spielt als mystische und verfüherische Hexe gleichsam mit dem Publikum und ihren Kollegen. Dass sie selbst auch mit einer leichten Erkältung zu kämpfen hatte, hat an diesem Abend ganz sicher niemand vermutet, denn sowohl schauspielerisch als auch gesanglich gab es keine Schwachstellen.

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An der Seite von Artus steht Lancelot, gespielt von Mark Seibert. Seine Rolle schwankt zwischen der unumstößlichen Treue zu Artus und seiner stillen, verzehrenden Sehnsucht nach Guinevere, der Frau seines besten Freundes. Besonders in den gefühlvollen Balladen glänzt Seibert mit seiner emotionalen Interpretation und bringt den inneren Konflikt seiner Rolle deutlich zum Ausdruck.

Lisa Antoni ist als Guinevere der einzige Charakter, welcher im Stück mit weniger Tiefe angelegt ist. Durch ihr forscheres Spiel und ihren wunderbar klaren, ausdrucksstarken Gesang gelingt es Antoni aber dies auszugleichen und so glänzt sie an der Seite ihrer Kollegen.

Neben den großartigen Hauptdarstellern brilliert das Ensemble des Theater St. Gallen in den eindrucksvollen Kampfchoreografien von Ivan Menchell genauso wie in den Chorliedern. Beeindruckend ist auch der mittelalterliche Tanz zu Beginn des zweiten Akts.

artus_59_o_micDie Kostüme (Sue Willmington) und das Bühnenbild (Peter J. Davison) finden eine wunderbare Balance zwischen Historie und Moderne, was durchaus passend ist, da Wildhorns Musik neben keltischen Klängen auch immer wieder modernere Elemente aufweist. Besonders beeindruckend sind die schnellen Wechsel des Bühnenbilds, welches fast komplett aus Holz gefertigt wurde. Unterstützt werden die stimmungsvollen Kulissen durch großartige Projektionen, die genau das richtige Maß finden und die Stimmung auf der Bühne wirksam hervorheben.

Unter anhaltendem Jubel und mit Standing Ovations geht der Abend schließlich zu Ende. Eines ist ganz sicher: St. Gallen hat mit dieser Inszenierung (Regisseurin Francesca Zambello) die Messlatte sehr hoch gelegt. An dieser Inszenierung stimmt einfach alles.

In St. Gallen wird Artus nur noch drei Mal gespielt und wer die Chance hat, sollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Alle Infos und Tickets gibt es hier.

Fotos: (c) Andreas J. Etter

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