BurnOut.

Copyright - Karsten Noack

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Burnout. Vielen Menschen ein Begriff und nun auch für die Bühne inszeniert.

Nachdem BurnOut – Das Musical am Freitag den 9.10.2015 in Berlin im Admiralspalast, genauer gesagt im Imperial Club, Premiere feierte, haben wir uns das Stück bei seiner zweiten Aufführung einen Tag später angeschaut.

Vor fast ausverkauftem Haus im Keller, den man über eine, mit rotem Teppich ausgelegte, Treppe erreicht, wartet das Publikum gespannt auf den Beginn. Neben der Bühne, die etwas höher als ebenerdig ist, ist die Band positioniert, bestehend aus drei Musikern (Dominik Fürstberger, Jonathan Sell, Marcello Cassese), die das Stück sehr gut begleiteten.

Man merkt, dass man für ein Musical, das die Menschen berührt und zum nachdenken anregt, nicht zwangsläufig die ganz große Bühne mit großem Orchester und imposantem Bühnenbild braucht, sondern einfach eine packende Handlung, Künstler, die fähig sind, die Emotionen, die sie gespielt durchleben, dem Publikum Nahe zu bringen und die richtigen Requisiten zur rechten Zeit.

Mit dem Thema des Stückes sind sicherlich viele Leser schon auf die ein oder anderen Art in Kontakt gekommen: Burnout. Sei es die Kollegin, die plötzlich lange ausfällt, der Nachbar, der plötzlich immer zu Hause ist, ein Familienmitglied oder sogar man selber.

Sven Prüwer, Michela Duhme, Thomas Klotz, Miriam Pielhau Copyright: Thomas Leupold

Sven Prüwer, Michela Duhme, Thomas Klotz, Miriam Pielhau
Copyright: Thomas Leupold

Diesem Thema nahm sich die 1977 in Bad Oeynhausen geborene Sabine Haydn an (sie schloss das Drehbuchstudium in Los Angeles ab und erarbeitete für Mehr! Entertainment das Musical „Kann des Liebe Sünde sein“, welches noch auf seine Uraufführung wartet) indem sie 2011 die Idee hatte, sich zu trauen, dieses doch heikle Thema auf die Bühne zu bringen. Das Besondere ist sicherlich auch, dass ein Teil des benötigten Geldes, nämlich (über) 10.000 Euro, über Cowdfunding zusammen kam. Hier konnten Ineressierte und „Spendenwillige“ zwischen zehn und 2.500 Euro „anlegen“ – dafür gab es neben dem guten Gefühl, die Möglichkeit, das Stück mit zu realisieren, zum Beispiel auch Tickets, Liednoten, ein Fanpaket und vieles mehr.

Mit Jens Uhlenhoff (Kulturpreisträger 2008 der Stadt Emmendingen) suchte sie sich jemanden, der wusste, wie man die Musik zum Musical komponiert und mit dem Österreicher Darsteller und Regisseur Thomas Smolej fand sie jemanden, der das zu Papiergebrachte mit Regie und Bühnenkonzept auf der Bühne umsetze.

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Hauptakteur ist Thomas Klotz -bekannt aus Der Schuh des Manitu, diversen Musicals im Stadttheater Bielefeld und auch seinem dort aufgeführtem Solostück -, er spielt Ben, einen Angestellten in einer Werbefirma, der den Ansprüchen dort, aber auch denen seiner schwangeren Frau Rebecca gerecht werden möchte. Dass dies nicht immer einfach ist, dass Kollegen oder auch die Familie nicht immer so reagiert, wie man es sich wünschen würde, erlebt er am eigenen Leib. Thomas Klotz bringt die Rolle auf den Punkt genau rüber, man merkt regelrecht, wie seine Figur leidet – untermalt von ab und an lustigen, aber größtenteils nachdenklichen Liedern, so dass man ihn teilweise einfach nur in den Arm nehmen würde.

Miriam Pielhau, bekannt als Moderatorin im Fernsehen und Buchautorin, zeigt nun auch auf der Bühne, was sie kann. Vielleicht ist sie teilweise gesanglich nicht so stark, wie ihre Kollegen, die eine mehrjährige Ausbildung in diesem Bereich haben. Aber sie macht ihre Sache im Schauspiel sehr gut, mal als Ehefrau Anna, Ben ermahnend, mal als quirlige Kollegin mit Wollmütze, die ihm zur Seite steht, ohne Sachen zu hinterfragen.

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Sven Prüwer, an diesem Abend für Veit Schäfermeier auf der Bühne, und Michaela Duhme haben mehrere Rollen: u. a. Bens Eltern, Chef Clemens und Arbeitskollegin Daniela. Sven Prüwer spielte bereits bei Tanz der Vampire und Michaela Duhme in diversen Stücke am Stadttheater Bielefeld. Beide wechseln teilweise ihre Rollen innerhalb von Sekunden, spielen absolut überzeugend ihre Parts, sei es der auf Leistung drängende Chef, der Vater, der nicht zu allzu großen Emotionen fähig ist oder die Mutter, die am liebsten Bens Krankheit der Außenwelt verheimlichen würde bzw. die neue Kollegin, karriereorientiert und dabei über Leichen gehend.

All diese positiven Faktoren, wie Schauspiel Musik und Thema lassen vergessen, dass viele Theater mit großen Kulissen aufwarten – hier setzt man auf das Wesentliche in dem Set, so reichen Tisch, Stuhl und ein paar anderen kleine Gegenstände, den Theaterabend mit Leben und Emotionen zu füllen. Gerade in der Zeit, wo man mit vielen gute-Laune-Musicals aufwartet, ist ein Abend bei Burnout sehr zu empfehlen, passt es doch sehr gut in die heutige Zeit, wo viele Menschen selber unter Leistungsdruck stehen.

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Kommende Shows:

24.10. Emmendingen ZfP

24.10. Emmendingen ZfP

26.10. Mannheim Capitol

29.10. Wien Theater Akzent

30.10. Wien Theater Akzent

Karten gibt es HIER

Infos zum Musical bei Facebook HIER

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