Heldenhafte Wiederaufnahme – “Superhero” kehrt nach Wiesbaden zurück

 Foto: Lena Obst


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Am 25. September kehrte ein ganz besonderes Stück zurück ins kleine Haus des hessischen Staatstheaters in Wiesbaden – “Superhero”. Nach dem Roman von Anthony McCarten und der Musik und den Liedtexten von Paul Graham Brown feierte das Stück bereits im vergangenen Jahr Weltpremiere in der hessischen Landeshauptstadt.

Wo man eigentlich recht humorvolle Stücke vom JUST (junges Staatsmusical) gewohnt ist, musste man sich nun auf eine spannende und emotionale Handlung einlassen: Der 14-jährige Donald Delpe (David Rothe) ist krank. Er hat Krebs. Das belastet ihn und seine Eltern (Felicitas Geipel und Sven-Helge Czichy). Er verschließt sich vor der Welt und findet vor allem Rückzug in der Kunst. Donald zeichnet Comics über den von ihn erfundenen Helden Miraculousman (Johannes Meurer), der – parallel zur Handlung in der “echten Welt” – gegen Dr. Gummifinger (Benjamin Geipel) und Nursey (Anna Heldmaier) kämpft. Und über eben diese Kunst findet der Psychologe Dr. Adrian King (Tim Speckhardt) schließlich auch Zugang zu Donald und begleitet ihn auf seinem schweren Weg.

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Die Besetzung hätte besser kaum sein können. David Rothe spielt einen glaubwürdigen Donald Delpe, bei dem man bei jeder Gefühlslage mitfiebert. Gesanglich ist er solide und verständlich, auch wenn die meisten seiner Parts eher der Kategorie “Rap” zuzuordnen sind. Felicitas Geipel zeigt in dieser Rolle einmal mehr, wie wandelbar sie als Darstellerin ist. Wo sie sonst eher humorvolle Rollen (beispielsweise zuletzt in “Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken”) spielt, gibt sie hier überzeugend eine fürsorgliche und ängstliche Mutter an der Seite von Sven-Helge Czichy als ihr Ehemann. Tim Speckhardt hat als Dr. Adrian King ist gewiss eine der schwierigeren Rollen, die er jedoch souverän und gesanglich niveauvoll meistert. In den szenisch perfekten Wechseln zwischen realer und Comicwelt kann man dann Benjamin Geipel als Dr. Gummifinger mit Anna Heldmaier als dessen Gehilfin Nursey erleben. Beide tragen durch ihr komödiantisches Talent dazu bei, dass die sonst eher schwer verdauliche Handlung etwas aufgelockert wird.

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Einzig und allein die Rolle der Shelly gerät etwas in den Hintergrund. Das liegt jedoch nicht am Gesang oder Spiel von Denia Gilberg, sondern an der hin und wieder hektischen Handlung. Dennoch steuert sie eine hohe Emotionalität bei, was sich ganz besonders im Finale entläd, bei dem selbst gestandene Männer die ein oder andere Träne nicht verleugnen können.

Unterm Strich ist es beeindruckend, was man dort in Wiesbaden geboten bekommt. Nicht umsonst wurde das Stück zweimal (Beste Regie und Beste Choreographie) für den Deutschen Musical Theater Preis nominiert. Das Stück ist noch bis voraussichtlich 30.11.2015 im hessichen Staatstheater zu erleben und wir drücken den Darstellern für die Preisverleihung am 26. Oktober die Daumen, dass sie im besten Fall beide Preise nach Hessen holen.

Infos u. Karten gibt es HIER

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