Spontainment! – es gibt (k)ein Konzept!

20150614_194913Bereits am 2. und 3. Juni war Thomas Borchert mit seinem Soloprogramm „Spontainment“ im Schlossparktheater in Berlin zu Gast. Am 14.06. folgte der dritte Streich. Für knapp zwei Stunden beantwortete Borchert die Frage: Wie entsteht eigentlich Musik?

Das Konzept des Programms ist denkbar einfach: Es gibt keins. Auf der Bühne gibt es „nur“ Thomas Borchert und seinen Flügel. Alles, was dann passiert, ist Improvisation. Ohne Netz und doppelten Boden. Das ganze Konzept des Abends entsteht im Moment zwischen Künstler und Publikum und das gibt es dann auch nur dieses eine Mal. Wenn das Publikum den Saal und Thomas Borchert die Bühne verlässt, dann ist es vorbei und dann, so erzählte er, kann auch er nicht mehr reproduzieren, was gespielt wurde. Das macht jeden Abend einzigartig und zu etwas ganz Besonderem.

Natürlich kommt nun die Frage auf, ob ein solches Konzept überhaupt funktionieren kann und die Frage ist schnell beantwortet: Ja, es funktioniert und das sogar wunderbar. Wer schon einmal ein Solo-Konzert von Herrn Borchert erleben durfte, der weiß, dass er nicht nur Singen, sondern auch Klavierspielen kann und immer für eine Überraschung gut ist. Außerdem ist sein Publikum immer irgendwie dabei z. B. als Background-Chor.

Genau das ist Spontainment. Es ist eine Interaktion zwischen Thomas Borchert und seinem Publikum. Je nach Lust und Laune wird komponiert, getextet oder einfach erzählt. Da werden Entdeckungen oder Einwürfe aus dem Zuschauerraum vertont; kleine Geschichten musikalisch erzählt. Von deutschen und englischen, witzigen und ernsten Texten; von jazzigen und poppigen Musikstücken bis hin zur Ballade – es ist alles dabei. Ein buntes Potpourri an Emotionen. Und Borchert zeigt sich als Meister seiner Kunst.

Er weiß, wie Musik funktioniert und nicht immer braucht es 88 Tasten um einen Flügel zum Klingen zu bringen. Auch das rhythmische Trommeln auf verschiedenen Teilen des Instruments kann Musik sein. Ein Rhythmus, den das Publikum gerne in Form von Klatschen oder Fingerschnippen aufnimmt. Dazu noch eine von Borchert vor- und seinen Gästen nachgesungene Wortfetzen und schon klingt es gar nicht mal schlecht aus dem Theatersaal. Wenn dann noch „on the spot“ eine Melodie samt Text komponiert wird, ist die Unterhaltung garantiert. So wird zum Beispiel die Antwort eines Besuchers „Er sei eben höflich“ gleich in einen Song gewandelt, der eben diese Höflichkeit in Frage stellt: Ist nicht Ehrlichkeit der bessere Weg?

Highlights gibt es an diesem Abend keine – oder anders gesagt jeder Moment ist ein neues Highlight. Denn man weiß nie, was als nächstes passiert. Der Zuschauer wird immer wieder aufs Neue überrascht. Einmal führt eine glitzernde Halskette zu einem witzigen Sketch über außerirdischen Besuch. Ein anderes Mal gibt es einen Keks als kleine Entschuldigung von Herrn Borchert persönlich. Kurz darauf vielleicht ein Instrumentalstück auf dem Flügel während im Saal Schweigen herrscht. Später ein paar witzige, wissenswerte Fakten zu unseren Ohren.

Thomas Borchert glänzt als wahres Multitalent: Sänger, Texter, Komponist, Schauspieler, Entertainer. Bei diesem Programm kann er alles auf einmal sein und hat sichtlich Freude daran, was das Publikum mit Standing Ovations und lang anhaltendem Applaus würdigt.

Die Idee zu Spontainment ist genauso ungewöhnlich wie mutig. Ein Konzept, dass vielleicht dank Borcherts feinen Antennen für sein Publikum so gut funktioniert. Auf jeden Fall ein kurzweiliges Erlebnis, nach dessen Ende Wiederholungsbedarf besteht – und zwar wieder ganz spontain und trotzdem vollkommen anders!

 

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