Andreas Bieber im Interview bei Just-Musicals

copyright: Andrea Peller

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Andreas Bieber ist im Moment vielbeschäftigt: Er steht zur Zeit bei “Ich war noch niemals in New York” als “Fred” auf der Bühne im Theater des Westens (Berlin), gibt zusammen mit Kollegen (u. a. Mark Seibert) Konzerte wie „Hollywood Nights“ oder „The Milestones Project“. Sein neues Soloprogramm „So kann das Leben sein“ hatte im Februar Premiere, und soeben erschien die CD zum Musical “Die Geschichte meines Lebens” zusammen mit Daniel Grosse Boymann. Der gefragte Musicaldarsteller nahm sich für uns Zeit und stand uns für ein Interview zur Verfügung.

Nastassja Juel Stork: Wie kamst Du zum Musical? War es schon immer Dein Traumberuf oder wäre etwas anderes auch für Dich in Frage gekommen?

Andreas Bieber: Ich wollte tatsächlich immer schon auf die Bühne, seit ich klein war- allerdings als Schauspieler, das mit Musical kam erst spät in meinen Sinn.

Es gab damals auch noch kaum sog. Musical-Ausbildungen, das Genre des „modernen Musicals“ (damit mein ich die Neueren ab CATS Wien) war bei uns gerade erst im Kommen. In meinem Herzen gab es nie eine wirkliche berufliche Alternative, mein Kopf sagte zwar: wenn’s gar nicht klappt, dann was mit Sprachen und Reisen, aber zum Glück hat’s ja doch sollen sein – das Andere ist bis heute ein nettes Hobby.

Auf den Gedanken mit Musical kam ich mit ca. 17 Jahren, als ich in der Oberstufe aufgrund des egtl. von mir gewählten Sportkurses „Schwimmen“, der leider nicht zustande kam, dann entscheiden musste zwischen: Leichtathletik und Jazztanz/Gymnastik.

Ich HASSTE Leichathletik, im Winter draussen rumrennen und so’n Zeug… Den anderen Kurs, Jazztanz/Gymnastik, gab es zum allerersten mal überhaupt, somit wusste keiner, wie das wirklich wird. Aber auf alle Fälle besser als Weitsprung, Kugelstossen etc., dachte ich. Und siehe da: es hat tierisch Spaß gemacht, wir haben eigene Choreographien entwickelt und viel getanzt. Meine damalige Lehrerin meinte dann, ich solle das intensiver weiter machen, hat mich zum „Tanzraum“ in Mainz geschickt, wo ich dann auch privat Jazz- und Steptanz-Unterricht bekam. Naja, und in diesem Studio hörte ich dann auch erstmalig was von Musicals aus Amerika.

Schauspiel mit Musik- fand ich toll. Dass das heute oft immer noch eine „entweder-oder“ Frage ist, kann ich schon langsam nimmer hören: Musicaldarsteller sind genauso Schauspieler, nur spielen sie eben oft auch mit musikalisch „schau“.

Gesangunterricht hab ich übrigens erst knapp vor meiner ersten Aufnahmeprüfung genommen, damals hieß es noch, ich sei Bass (hahaaa), weil ich so tief singen konnte. Um Gottes Willen, ich hätte mit meiner Optik nie einen Job bekommen als Bass, zum Glück kam beim nächsten Lehrer schnell mein Tenor zum Vorschein…

Nastassja Juel Stork: Welche Rolle würdest Du gerne spielen, wenn du eine Frau wärst?

Andreas Bieber: Ich wär ne lustige Glinda in WICKED 😉

Nastassja Juel Stork: Gibt es eine Rolle oder ein Musical, welche/welches Du unbedingt gerne einmal spielen möchtest?

Andreas Bieber: Unbedingt gern NOCH mal, ja: Hedwig and the angry inch

Nastassja Juel Stork: Welche Rolle oder Situation in deinem Berufsleben hat Dich persönlich sehr berührt oder besonders geprägt?

Andreas Bieber: Das ist eine sehr persönliche Frage, die sich auch um gewisse „Geheimnissen“ unseres Berufes dreht. Daher nur so viel: natürlich ist jede Rolle, mal mehr mal weniger, eine Reise durch die eigene Seele und Psyche. Das ist vielleicht Fluch und Segen des Berufs, aber man lernt und entdeckt immer wieder Neues, auch an sich selber- wenn man diese Chance nutzt und sein Ding nicht nur oberflächlich „runter spielt“. Mir ist öfter mal ein wichtiges Licht über mich selber aufgegangen, auch in Gesprächen mit lieben Kollegen oder Regisseuren. Das waren besonders tolle Erlebnisse, aber ich möchte sie auch lieber für mich in meinem Herzen behalten.

copyright: Andrea Peller

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Nastassja Juel Stork: Wo siehst du die Vorteile bzw. Nachteile von großen Bühnen bzw. kleinen Bühnen?

Andreas Bieber: Ich war ja immer schon „bekennender Job-hopper“ 😉 Ob zwischen den Genres oder der Bühnengröße, die Abwechslung macht es für mich aus!

Und so ist der Glanz der großen Bühnen oft die Frucht der Erfahrungen, die man auf den kleinen Bühnen sammeln kann. Dort muss mit viel weniger Mitteln gearbeitet werden, der Vorteil: es „menschelt“, die Darsteller stehen im Vordergrund, man kann ausprobieren, wird vielleicht sogar auch mal von seinem Typ abweichend besetzt. Oft sind die Stücke auch gar nicht so massenkompatibel für ein großes Haus, aber in ebendieser Kleinheit kann man so viel entdecken und lernen, eine wunderbare Spielwiese.

Auf den großen Bühnen ist es natürlich auch toll, dort geht es aber eher ums „Abliefern“ als Typ, so wie man ist, in einem bombastischen Set, dass nicht selten mehr Aufmerksamkeit bekommt, als der individuelle Darsteller. Um darin dennoch zu wirken und bestehen zu können, braucht es das, was man oft auch „star quality“ nennt: starke Bühnepräsenz gepaart mit abrufbarem Handwerk! Und, wie gesagt, beides hat seine Reize für mich, aber die Großen können nur funktionieren, wenn die Kleinen den Mut haben, auszuprobieren und zu suchen.

Nastassja Juel Stork: Du spielst zur Zeit die Rolle des „Fred“ in „Ich war noch niemals in New York“ am Theater des Westens in Berlin. Hast du eine Lieblingsszene in dieser Rolle?

Andreas Bieber: Der Dialog vor „Griechischer Wein“ ist mein absoluter favorite 🙂

Das ist auch toll konzipiert vom Buch: man redet, und plötzlich ist ein Satz dabei die erste Zeile eines bekannten Udo Jürgens -Hit’s.

Wie das dann beim Publikum durchsickert, ist einfach herrlich.

Nastassja Juel Stork: In Berlin gibt es viele Möglichkeiten, abends auszugehen. Was sind einer Meinung nach die Gründe, dass man sich in Berlin für einen Besuch bei „Ich war noch niemals in New York“ entscheiden sollte?

Andreas Bieber: Ja, es gibt soviel zu sehen, das stimmt. Auf allen Gebieten, ein weit mehr als nur 5 Gänge Menü. Aber wir sind halt eine potentielle Hauptspeise, und die gehört auf den Tisch 😉

Besonders wenn man abwechslungsreich, lustig, berührend rundum-unterhalten werden will, mit toller Musik von Udo!

Und hey, ICH bin ja auch dabei…

Nastassja Juel Stork: Dein Programm, welches Du auch am 15. Juni und im September in Berlin präsentierst heißt „So kann das Leben sein…“ Was möchtest du mit diesem Titel zum Ausdruck bringen und worauf können sich die Besucher an diesem Abend freuen?

Andreas Bieber: Es war der Wunsch meines Produzenten, ein neues Soloprogramm zu machen. Er weiß, dass ich nicht so gern „nur“ meine Hits und Highlights aneinanderreihe und absinge, sondern bissl mehr erzählen möchte. Der Anlass ist allerdings tatsächlich, dass ich inzwischen über 30 Jahre auf der Bühne stehe. Angefangen hat alles im Mainzer Forum-Theater „unterhaus“, wo ich gearbeitet, gespielt und viele (für mich große) Kleinkünstler erleben durfte.

Das hat mich sehr geprägt und inspiriert, alles Individualisten, die IHR Ding machen, jeder auf seine Weise, mit seiner Persönlichkeit. In meinem Solaoabend „So kann das Leben sein“ erzähle ich (musikalisch) viele Geschichten, die mich auf meinem Weg inspiriert haben, Situationen „drumherum“, also aus Zeiten, wo ich nicht im Rampenlicht stand. Diese Zeiten sind es aber, die einen zu dem machen, was dann im nächsten Scheinwerferlicht zu sehen ist. Ich habe dazu einen Song geschrieben, vertont von meinem tollen Pianisten und musikalischem Begleiter Marian Lux: „Die Zeit dazwischen“, wo es ganau darum geht, dass das eigentliche Leben ZWISCHEN den Rampenlicht-Momenten stattfindet. Bei mir gab und gibt es da natürlich viele sehr lustige Anekdoten und Begebenheiten, ein bunter, sehr persönlicher Abend halt, denn: „So kann das Leben sein…“

Nastassja Juel Stork: Du hast auch schon einige Sachen im Fernsehen gemacht. Welchen Herausforderungen musst Du Dich dort im Gegensatz zum Theater stellen?

Andreas Bieber: Abgesehen vom o.e. „Job-hopping“ und der damit verbundenen Abwechslung, die ich liebe, ist Drehen natürlich einen ganz andere Arbeit als auf der Bühne.

Kein Publikum, nicht live, nicht chronologisch… Eher wie ein Puzzle-Spiel, das sich erst am Schluss zusammensetzt. Und daher muss man als Darsteller ständig den inhaltlichen Überblick behalten und z.B. womöglich die Schlusszene gleich zu Anfang drehen, weil man sich an diesem Drehort befindet. Also auch emotional muss man ohne Vorlauf der Handlung das spielen, was am Drehplan steht. Dazu kommen noch die verschiedenen (nahen) Kameraeinstellungen, die eine viel kleinere Spielweise verlangen als wenn man im Theater die Distanz zum Zuschauerraum hat.

Nastassja Juel Stork: Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?

Andreas Bieber: Oje…? Na, so viel hab ich an meinem Leben nicht auszusetzen, insofern darf es ruhig so weiter gehen 😉

Vielen Dank Andreas, dass Du Dir Zeit genommen hast und für Deine ausführlichen Antworten! Ich wünsche Dir für Deine berufliche und private Zukunft alles Gute, viel Erfolg und eine gute Zeit in Berlin!

Andreas Bieber bei Facebook

Tickets für die Konzerte und die CD “Die Geschicht meines Lebens” erhältlich bei: http://www.soundofmusic-shop.de

„Ich war noch niemals in New York“: http://www.stage-entertainment.de/musicals-shows/ich-war-noch-niemals-in-new-york-berlin.html

 

 

 

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