„Gefährliche Liebschaften“ so heißt es momentan in München im Cuvillièstheater. Aber nur noch bis zum 6. März 2015

(c)Stauigel

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In den Jahren von 1751-1755 wurde das Cuvillièstheater erbaut, im Laufe der Zeit natürlich etliche Male renoviert und modernisiert und so ist es auch heute noch ein wundervolles und das bedeutendste Rokoko-Theater Deutschlands. Seinerzeit wurde es als „Neues Opera Hauß“ gebaut. Es hat seinen Reiz nicht verloren und somit spielt die Geschichte von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos, die in dieser Zeit auch angesiedelt ist, perfekt in diesem Theater.

Zum Inhalt der Geschichte:

Als sich der Vorhang hebt, fällt der erste Blick auf einen nackten Männer-Po und dies wird sich im Laufe des Abends etliche Male wiederholen. Es ist eine heiße Liebesnacht im Gange zwischen dem Vicomte de Valmont und seiner Geliebten Josèfine de Fontillac. Der langen Beziehung überdrüssig (Sie dauert immerhin schon 14 Tage!) verlässt er sie, um sich in ein neues Abenteuer zu stürzen. Nur Eroberungen reizen ihn, wenn er Erfolg hatte, verliert die Dame ihren Reiz für ihn.

Die Geschädigte vertraut sich der Marquise de Merteuil an, die ihr rät, in ein Kloster zu gehen. Als sie gegangen ist, erscheint der Vicomte de Valmont. Es stellt sich heraus, dass die Marquise und der Vicomte sich sehr gut kennen und sie ihm half, die Dame zu kompromittieren. Die Marquise wendet sich mit einer großen Bitte an ihn, die er aber zunächst ablehnt. Er solle die 16 jährige Cècile de Volanges noch vor der Hochzeitsnacht verführen und ihr ihre Jungfräulichkeit nehmen. Aus purer Rache will sie den Zukünftigen von Cècile bloß stellen, weil er einst ihr Liebhaber war, der sie verließ. Der Vicomte meint:
„ Eine Klosterschülerin zu verführen, sei unter seiner Würde!“ Er habe stattdessen andere Pläne. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, die Präsidentengattin Madame de Tourvel zu verführen, die als hochmoralisch gilt. Die beiden gehen eine Wette ein: wenn es dem Vicomte de Valmont gelingt, die Dame zu verführen, würde die Marquise ihm eine Liebesnacht schenken.

Madame de Tourvel wird vom Vicomte de Valmont umgarnt, doch sie geht nicht auf seine Annährungsversuche ein. Er muss zu anderen Mitteln greifen und spielt ihr nun vor, dass er geläutert sei. Er wolle sein Leben ändern, und das hätte er nur Madame zu verdanken. Sie zweifelt an seinen Worten, will ihm aber dennoch helfen.

(c) Stauigel

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Szenenwechsel in die Pariser Oper. Dort trifft die junge Cècile de Volanges, mit ihrer Mutter und ihrer beiden Freundin, der Marquise de Merteuil, auf den jungen und begabten Chèvalier de Danceny. Die Hoffnung der Merteuil wächst, dass ihr Plan noch aufgeben wird, sie verhandelt es geschickt, dass de Danceny Cècile Harfenunterricht erteilen kann und somit vielleicht auch die Entjungferung noch vor der Hochzeit stattfindet.

Die beiden verlieben sich wirklich ineinander, allerdings ist die junge Liebe so zart, dass sie nicht körperlicher Natur ist.
Vicomte de Valmont erklärt sich nun doch bereit, der Marquise zu helfen. Er hat ebenfalls Rachegedanken, denn Madame de Volanges war es, die der Madame de Tourvel die Warnungen vor ihm geschrieben hat. Deshalb hat er auch so einen schweren Stand bei der letzteren und er hasst nichts so sehr, wie zu verlieren.

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In der Nacht hat er leichtes Spiel und entjungfert Cècile. Bei Madame de Tourvel schafft er es, Verwirrung in ihren Gefühlen zu stiften. Er gesteht ihr seine brennende Liebe, will sie aber zu nichts drängen. Als er gegangen ist, muss sie sich eingestehen, dass auch ihre Liebe zum Vicomte entbrannt ist. Sie gesteht es ihm ebenfalls, doch er stößt sie weg. Daraufhin flüchtet sie und lässt den Vicomte allein zurück.

Als der Vicomte und die Marquise aufeinander treffen, fordert er seine Wettschuld ein. In der Zwischenzeit hat es ein Liebesspiel mit Tourvel gegeben, sie sind ein Paar. Doch die Marquise will Beweise sehen, sonst würde sie sich nicht geschlagen geben.
Auch als er ihr den Beweis einige Zeit später bringt, löst sie Ihre Wettschuld nicht ein. Sie ist von der tiefen Liebe des Vicomte zu Tourvel zu sehr verletzt. Sie verspottet ihn und bringt ihn dazu, sich von Madame loszusagen!

Als er bei seiner Rückkehr der Marquise berichtet, dass er sich von der Tourvel losgesagt hat, lacht sie ihn nur aus. Er erkennt das falsche Spiel der Marquise und dass er nur von ihr manipuliert wurde. Von jetzt an sind sie Feinde.

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Um ihre Rache noch weiter zu spinnen, verrät nun die Marquise dem Danceny, dass seine Auserwählte ein Verhältnis mit dem Vicomte de Valmont hat. Daraufhin fordert er ein Duell, was auch tatsächlich stattfindet und Valmont lässt sich erstechen. Er sieht in seinem Leben keinen Sinn mehr. Bevor er aber stirbt, übergibt er noch Briefe, die die Marquise de Merteuil in keinem guten Licht dastehen lassen, da sie all ihre Intrigen ans Tageslicht bringen. Tourvel stirbt ebenfalls, in Folge eines Selbstmordversuches.

Merteuil ist am Boden zerstört, denn ihre Machen- und Liebschaften sind aufgeflogen. Auf der Hochzeit von Cècile und Gercourt wird klar, dass ganz Paris darüber Bescheid weiß. Sie wird aus der Gesellschaft verstoßen und hat zudem den einzigen Mann verloren, denn sie je wirklich geliebt hat: Vicomte de Valmont.

Darsteller (Auszug) :

Marquise de Merteuil – Anna Montanaro
Vicomte de Valmont – Armin Kahl
Madame de Tourvel – Julia Klotz
Cècile de Volanges – Anja Haesli
Chevalier de Danceny – Florian Peters
Madame de Rosemonde – Gisela Ehrensperger
Madame de Volanges – Carin Filipcic
Azolan, Valmonts Diener u. A. – Erwin Windegger
Josèfine de Fontillac – Anna Thorèn
Emile – Nazide Aylin
Prèvan – Carl van Wegberg

Statisterie und Kinderstatisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz.

Hervorzuheben sind die beiden Hauptfiguren des Stückes, die Marquise und der Vicomte.
Anna Montanaro und Armin Kahl spielen und brillieren beide in ihren Rollen und laufen zur Höchstform auf. Die fiese Intrigantin wird von der renommierten Musicaldarstellerin sehr glaubhaft dargestellt. Sie war u. a. in „Jekyll und Hyde“, „Mamma Mia!“, „Cats“, „Jesus Christ superstar“ dabei und spielte darin Hauptrollen. Ihr Gegenspieler ist auch kein unbeschriebenes Blatt. In vielen Stücken spielte er schon mit. „Love never dies“, „Natürlich blond“, „Sister Act“…um nur einige seiner Stationen zu nennen. Er absolvierte seine Ausbildung im München.

Ebenfalls die naive Cècile, dargestellt von Anja Haesli, spielt hervorragend. In der August Everding Theaterakademie erlernte sie ihr Handwerk. In „Gefährliche Liebschaften“ spielt sie ihr Debüt am Gärtnerplatztheater.

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Das Bühnenbild ist einfach perfekt gelungen. Denn durch einen riesigen Spiegel, der hängend angebracht und auch kipp- und drehbar ist, kann man alle Beteiligten sehr gut beobachten, auch wenn sie nicht im Vordergrund der Bühne agieren. Auch die Liebesspiele und Bettszenen sind so wunderbar zu sehen und man kann sie sehr gut nachvollziehen. Denn oft sind viele Paare auf der Bühne, und wer dann mit wem und überhaupt, ist doch oft ein kleines Chaos. Ein wirklich sehr guter Einfall, ebenso wie das runde Bühnenelement, das sich dreht und somit ganz schnell Szenenwechsel stattfinden können. Soeine moderne Drehbühne erwartet man in so einem historischen Theater gar nicht. Ganz fließend sind die Auf- und Umbauten mit eingeplant: Die Darsteller selbst nehmen beim Verlassen der Bühne die Requisiten mit und bringen die neuen bei ihrem nächsten Auftritt auf die Bühne.
Durch den sich drehenden äußeren Ring hat man optisch immer wieder andere Räumlichkeiten vor Augen, die mit wenig Requisiten geschickt geschaffen werden.

Das Licht muss für diese Inszenierung auch perfekt abgestimmt sein, denn mit dem Spiegel gibt es bestimmt große Herausforderungen, damit nichts und niemand geblendet wird. Eine großartige Arbeit und sehr gut gelöst.

Es spielt das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz. Leider manchmal etwas zu laut, so dass man nicht den Texten der Sänger folgen kann. Aber es ist wundervoll, ein traditionelles Orchester live im Graben zu hören und zu sehen. Nicht eines, bei dem so ziemlich alle Instrumente lediglich von einem Keyboard gespielt werdem, wie es bei einigen Großproduktionen unseres Landes bedauerlicherweise Gang und Gäbe geworden ist!!!

Ein wirklich sehr kurzweiliger Abend. Leider war es wohl manchen Zuschauern etwas zu freizügig, wenn man danach geht, was man in der Pause als Wortfetzen aufschnappen konnte. Auch gingen manche Leute unter lautem Protest. Laut Frau Filipcic war das nichts Besonderes, das kommt bei diesem Stück öfter vor.
Aber bei dem Titel und der Romanvorlage, was hat man da wohl anderes erwartet?

Die Musik hat Marc Schubring komponiert und für Buch und Liedtexte ist Wolfgang Adenberg verantwortlich.
Die Uraufführung dieses Stücks fand am 22.Februar 2015 statt, läuft allerdings leider nur noch bis zum 6. März 2015

Das Gärtnerplatztheater hat in nächster Zeit noch weitere Premieren vorzuweisen, so zum Beispiel:

„Hattrick – Drei Fußballstücke“

„Singin in the rain“
Weitere Informationen und Karten unter:
www.gärtnerplatz.de

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