„Einer für Alle – und – Alle für Einen!“ Die Tourproduktion „3 Musketiere“ gastierte am 22.11.2014 in Augsburg in der Schwabenhalle

(c) 3 Musketiere-die Tour

Nach der Romanvorlage von Alexandre Dumas ließ die Stage Entertainment für den niederländischen Markt das Stück entwickeln. Andre Breedland schrieb das Script zum Musical. Es wurde 2003 in Rotterdam uraufgeführt und nach dem großen Erfolg dort wurde es dann 2005 in Berlin für das deutsche Publikum erstmals aufgeführt. Es wechselte dann nach Stuttgart, wo 2008 der letzte Vorhang fiel.

Nach Originalvorlage der Stage Entertainment hat Marc Clear als Regisseur und Christoph-Johannes Eichhorn als musikalischer Leiter, hier eine sehr stimmgewaltige Fassung mit tollen Fechtszenen, überzeugenden Stimmen und bekannten Gesichtern auf die Bühne gezaubert. Die Kostüme sind authentisch und sogar eine 9-köpfige Live-Band ist vertreten.

 

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Die Gaukler eröffnen den Abend und entführen die Zuseher sogleich in das Paris von 1626. Es wird berichtet, dass König Ludwig XIII (Gregor Eckert) und Königin Anna (Beatrix Reiterer) es nicht schaffen, einen Thronfolger zu zeugen und das eigentlich der gefürchtete Kardinal Richelieu (Michael Thinnes) der einzige Herrscher ist. Die Ansammlung wird rüde aufgelöst von der Leibgarde des Kardinals, von Rochefort (Michael Heuel) angeführt.
Die nächste Szene spielt in der Gascogne, wo der junge D`Artagnan (Jesper Tydén) auszieht, um Musketier zu werden. So wie sein Vater auch, will er Ehre gewinnen und den König beschützen. Kaum in Paris angekommen, tritt er von einem Fettnäpfchen ins Andere und hat sich sogleich für den nächsten Morgen drei Duelle eingehandelt – ausgerechnet mit den 3 Musketieren Arthos (Marc Clear), Porthos (Dirk Siebenmorgen) und Aramis (Christian Bindert). Doch soweit kommt es nicht, denn Rochefort und seine Mannen stören und es beginnt ein Kampf. Die Musketiere werden unterstützt von D`Artagnan und so können sie den Kampf für sich entscheiden. Die Musketiere erfahren, wer der junge Mann ist. Sie kannten seinen Vater gut und können ihm erklären, warum Rochefort nur noch ein Auge besitzt – Dieses verlor er durch die Hand seines Vaters. Leider muss D`Artagnan berichten, dass sein Vater in der Zwischenzeit verstorben ist.

D`Artagnan trifft in den Straßen von Paris auf die junge Constance (Jessica Kessler), die Kammerzofe der Königin, und verliebt sich sogleich unsterblich in sie.

Schwere Zeiten liegen auf Frankreich, denn England will Krieg. Diese Information wurde dem Kardinal zugespielt, und zwar von Milady De Winter (Anna Thorén). Die Geächtete dient dem Kardinal als Spionin. Er hat sie in der Hand, und diesen Umstand nützt er gnadenlos aus.

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Der Kardinal bespricht sich mit dem König und der Königin und erklärt ihnen, dass Krieg bevorsteht. Er wüsste nur einen Weg, dieses Ereignis abzuwenden: Die Königin sei mit dem 1. Minister von England, dem Herzog von Buckingham (Gabriel Marian Skowerski), in ihrer Jugend sehr gut befreundet gewesen. Sie solle ihren Charme spielen lassen und so das Schicksal abwenden. Diese will ihr Land retten und schickt nach dem Herzog, der sogleich herbei eilt – Allerdings denkt er, sie will ihre alte Liebe aufleben lassen. Dass sie ihn bittet, den Krieg aufzuhalten und somit auch ihr Heimatland Spanien zu retten, damit hat er nicht gerechnet und will auch nicht mitmachen. Die Königin gibt ihm das Collier, dass sie zu ihrer Krönung vom französischen Volk bekommen hat, als Pfand mit, damit der Herzog dem König von England beweisen kann, dass er bei ihr war. Er verlässt widerwillig die Königin und gerät in einen Hinterhalt: Rochefort soll ihn im Auftrag des Kardinals aufhalten. Doch die Musketiere nebst D`Artagnan retten den Herzog.
Milady De Winter hatte beobachtet, was Königin Anna tat und berichtete dies dem Kardinal. Dieser beginnt nun eine List zu spinnen und bei der Jagderöffnung weist er drauf hin, dass in einer Woche der Geburtstag des Königs sei. Dies wäre ein sehr guter Zeitpunkt, dass die Königin zu diesem Ehrentag das Collier der Krönung tragen könnte. Dieser Idee stimmt der König sogleich zu und befiehlt es seiner Frau. Diese kann noch Fassung bewahren, doch in ihrer Kemenate bricht sie fast zusammen und erzählt Constance, was passiert ist. Ihre Zofe weiß Rat, sie will D`Artagnan nach England schicken, dieser solle innerhalb einer Woche das Collier wieder nach Frankreich schaffen. D`Artagnan und die Musketiere machen sich auf den Weg, doch der hinterhältige Kardinal weiß um ihr Vorhaben und schickt ihnen Rochefort und seine Männer hinterher. Diese schaffen es, die 3 Musketiere nacheinander zu verletzen und somit auszuschalten. Aber D`Artagnan kann ihnen entwischen und schafft es nach England. Als er bei Buckingham mit einem Schreiben von Königin Anna eintrifft, ist dieser sichtlich erbost, lässt aber mit sich reden, übergibt ihm dass Collier und schickt D`Artagnan auf dem schnellsten Weg zurück nach Frankreich. Als dieser gegangen ist, lässt er den Kriegsminister zu sich rufen….

 

(c) 3 Musketiere-die Tour

Milady De Winter ist nach Calais gereist, um dort D`Artagnan dass Collier abzunehmen, was ihr wohl zu gelingen scheint.
Die 3 Musketiere sind wieder gesundet, doch als Saboteure in Rocheforts Hand. Sie beschließen, sich ihm geläutert zu zeigen, damit sie eine Chance bekommen zu fliehen, um D`Artagnan zu helfen.
Sie schaffen es und finden schließlich ihren jungen Freund. Er berichtet ihnen, dass Milady De Winter ihm das Schmuckkästchen abgenommen habe. Die Drei sind entsetzt, doch er kramt aus seiner Jackentasche dass Collier hervor – Milady hat nur eine wertlose Schatulle gestohlen. Bevor Milady damit geflohen ist, hatte sie D`Artagnan noch erzählt, sie habe Constance entführt und in das Karmeliterkloster gebracht. Die Vier machen sich sofort auf den Weg dorthin, um das Mädchen zu befreien. Doch sie kommen zu spät, Milady war schneller und tötete sie. Daraufhin urteilen die Musketiere mit „schuldig“ und Milady wird von ihnen gerichtet.

Nun gilt es, das Leben der Königin zu retten. Sie schaffen es gerade noch rechtzeitig, das Collier zu übergeben. Der Kardinal zeigte sich schon siegessicher und wird nun durchschaut. Sogar der – sonst eher einfältige – König versteht, was hier gespielt wurde und weist den Ordensmann zum Arrest in seine Gemächer. Königin Anna und er verzeihen sich, doch zuerst hat der König noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen: er schlägt D`Artagnan zu einem echten Musketier und übergibt ihm den Degen dessen Vaters. Mit den gekreuzten Degen und einem „Einer für Alle – und – Alle für Einen“ endet dieses wundervolle Musical um Liebe, Macht, Verrat und Intrigen.

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Obwohl diese Fassung eine Tourproduktion ist, gibt es wundervolle und schnelle Livemusik, wo andere Produktionen leider Musik vom Band spielen.

Die bekanntesten Lieder des Musicals:
„Engel aus Kristall“
„Heut ist der Tag“
„Einer für Alle“
„Wer kann schon ohne Liebe sein?“

Und natürlich „Alles“.

Wobei letztgenannter Song es sogar auf Platz 12 der deutschen Charts schaffte.

Die Musiker sind zwar leider auf der Bühne nicht zu sehen, aber sie sind andwesend– wo auch immer – und das bekommt ein großes LIKE!
Leider war die Halle in Augsburg nur zu ca. 1/3 gefüllt, was aber diese Show nun wirklich nicht verdient hatte.
Der Sound war wirklich sehr gut und hervorragend ausgesteuert, das Licht meist auch.

Es sind wundervolle Stimmen dabei, die sehr gut in ihre jeweilige Rolle passen:

Allen voran Marc Clear als Arthos. Er spielte schon in Berlin bei der deutschen Erstaufführung und in Stuttgart. Ebenso spielte er diese Rolle in Tecklenburg 2010, wo er auch als Regisseur agierte. Sein „Engel aus Kristall“ ist ein absoluter Ohrenschmaus und viele weibliche Zuschauer brauchen danach dringend erstmal ein Taschentuch. Er wurde von der DaCapo 2006, 2007 und 2008 mit dem Musical-Award ausgezeichnet. In Tecklenburg führte er aber auch bei „Der Graf von Monte Christo“, „Jesus Christ Superstar“ und „Marie Antoinette“ die Regie. Er ist sehr vielseitig, denn zeitgleich spielte er auch bei allen Produktionen mit.

Die gebürtige Schwedin Anna Thorén konnte als Milady de Winter wieder für dieses Musical gewonnen werden. Ihre bisherige Rolle war die der Königin Anna. Aber auch die fiese und eigentlich sehr verzweifelte Frau, die mit der französischen Lilie gezeichnet ist, spielt sie hervorragend. Dieses Schandmal, das sie zu Unrecht trägt, ächtet sie als Hure. Um sich davon „rein“ zu waschen, tut sie alles, was der Kardinal von ihr verlangt. Ihre Rolle passt sehr gut zu ihrer Spielweise und man leidet mit ihr, als man ihre wahre Geschichte erfährt. Sehr gute, stimmlich absolut überzeugende, Besetzung für die Rolle.

D`Artagnan, gespielt von dem ebenfalls aus Schweden kommenden Jesper Tydén, ist ebenfalls sehr gut besetzt. Er spielt den naiven jungen Mann sehr gut und man sieht förmlich, wie er reift und altert. Auch den Mann, der Erfahrung gewonnen hat, in dessen Armen letztendlich seine Constance stirbt und der zusammenbricht, glaubt man ihm. Er spielte schon in zahlreichen Musicals mit, u. a. bei „Dracula“, „Elisabeth“, „Robin Hood“, …er arbeitet, wenn er nicht spielt, als Dozent in Skandinavien, wo er junge Musicaltalente ausbildet.

Constance – Jessica Kessler spielt diese junge Frau genauso süß und unschuldig, wie sie z.B. die Sarah in „Tanz der Vampire“ in Hamburg schon spielte. Es macht super viel Freude, ihr zuzusehen und zuzuhören. Auch hat sie seit Hamburger Zeiten keine Allüren entwickelt, sondern ist noch genauso lieb und umgänglich wie damals.

Natürlich ist das Bühnenbild bei einer Tourneeproduktion nicht so, wie man es gewohnt ist von Long-Run-Produktionen.
Aber sie schaffen es mit einer festen Leinwand, auf der jeweils passend z. B. der Palast, die Kirche oder das Karmeliterkloster projizieret wird, dass man wirklich glaubt, man sei jetzt dort. Der Vorhang im vorderen Bühnenteil muss sehr oft den Umbau verstecken, der leider nicht sehr leise vonstatten geht. Während umgebaut wird, agieren ein oder mehrere Darsteller vor dem Vorhang und singen oder spielen ihre jeweiligen Parts.

Im Wesentlichen orientiert sich das Stück an der Stage Entertainment-Vorlage und nur kleine Veränderungen und Gags wurden eingebaut. So zum Beispiel wird Rochefort einmal als Phantom der Oper bezeichnet, was für einige Lacher im Publikum sorgt. Was gegenüber anderen Fassungen anders ist, dass hier Rochefort scheinbar getötet, und nicht wie in der Stuttgarter Inszenierung zusammen mit dem Kardinal ins Exil geschickt wird.
Die Kostüme sind viel schlichter gehalten als bei der Long-Run-Vorlage, was aber nicht weiter störend ist. Es ist nur z. B. ungewöhnlich, dass die Musketiere in schwarz gekleidet sind und nicht in gewohntem Königsblau. So wird bei einem Kampf nicht auf den ersten Blick klar, wer zu wem gehört, wenn man nicht so weit vorn sitzt, dass man die Gesichter erkennen kann. Das Outfit von Lady de Winter (incl. Fransen-Lederjacke) ist allerdings sehr modern und wäre für die damalige Zeit ein „No Go“ gewesen. Sie ist zwar immer sehr aufreizend gekleidet, aber diesmal schon sehr freizügig.
Wer nun neugierig geworden ist und ebenfalls u.a. die genialen Fechtszenen live sehen will: Hier gibt es Tickets und weitere Informationen:
http://www.3musketiere-musical.de/tourplan-tickets.html

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