Die Autoren Anthony McCarten (Buch/Romanvorlage) und Paul Graham Brown (Musik & Liedtexte) haben mit ihrem Buch „Superhero“ eine wunderbare Vorlage für ein Musical geliefert, welches vom Jungen Staatsmusical am Hessischen Staatstheater in Wiesbaden erstklassig auf der Bühne umgesetzt wurde und am 16. Oktober 2014, im kleinen Haus des Theaters, eine sehr berührende und mitreißende Welturaufführung feierte, bei der auch der ein oder andere gestandene Mann im Publikum Tränen vergossen hat.
Der 14-jährige Donald Delpe (Marcel Herrnsdorf) ist ein aufgeweckter Teenager, hört gerne Musik und zeichnet Comics. Auf den ersten Blick eigentlich ein Teenie wie alle in seinem Alter. Doch Donald ist an Krebs erkrankt, die Ärzte geben ihm maximal noch ein halbes Jahr und immer wieder holen ihn Gedanken an Selbstmord ein. Um mit dieser schweren Krankheit klar zu kommen, bewegen ihn seine Eltern dazu, eine Therapie bei Dr. Adrian King (Tim Speckhardt) zu machen. Donald beginnt zudem, sich in seine eigene Comicwelt, in die Welt seines Superhelden Miraculous Man (Nils Klitsch), zu verlieren. Immer wieder taucht er in die Welt des unsterblichen Comic-Helden ein, der gegen Dr. Gummifinger (Benjamin Geipel) und dessen Geliebte Nursey (Charlotte Katzer), kämpft. Doch Donald’s wahres Leben sieht leider anders aus: seine Eltern Renata und Jim (Felicitas Geipel und Norman Hofmann) kommen kaum noch an ihren Sohn ran, Renata leidet sehr und versucht, alles in ihrer Macht stehende, um ihrem Jungen irgendwie helfen zu können. Und Donald selbst entwickelt starke Sehnsüchte nach Liebe und dem ersten Sex. Er verliebt sich in die hübsche Schülerin Shelley (Mariella Köhlert), traut sich allerdings nicht an sie ran, da er seit den Chemotherapien seine Haare verloren hat. Irgendwann gelingt es ihm doch und die beiden verlieben sich ineinander, doch dann stirbt Donald im Krankenhaus…
Absolute Hochachtung, für eine phantastische gesangliche und spielerische Darstellung des krebskranken Donald, gilt definitiv Marcel Herrnsdorf, der die Rolle so authentisch rüber brachte, dass das Publikum sowohl mit ihm lachte als auch weinte. Viele Zuschauer wurden von ihren Gefühlen überwältig, als Marcel Herrnsdorf und Nils Klitsch ein ergreifendes Duett, auf dem Dach des Krankenhauses, sangen oder als die Familie von ihrem totkranken Sohn am Krankenbett Abschied nimmt und Donald dann stirbt.
Auch Felicitas Geipel und Norman Hofmann waren perfekt in ihren Rollen als Renata und Jim Delpe. Die beeindruckendsten Momente waren hier wohl der Streit zwischen den Eltern, weil die Mutter es nicht wahrhaben möchte, dass ihr geliebter Sohn bald sterben wird, oder auch die traurige Abschiedsszene im Krankenhaus.
Trotz des sehr ernsten und traurigen Themas, gibt es in dem Musical natürlich auch einige lustige Momente, die das Publikum zum Lachen bringen. Dazu zählen zum Beispiel immer wieder die Szenen mit Benjamin Geipel als Dr. Gummifinger und Charlotte Katzer als Nursey. Diese beiden Rollen passen optisch, sehr gut geschminkt und mit ihren Lederoutfits, wunderbar zur Comicwelt (ebenso auch Miraculous Man) und lockern durch ihre lustige und teils ironische Art das Stück immer wieder etwas auf.
Wie immer passten Ensemble, Ton und Licht problemlos zusammen und auch die Bühnentechnik wurde sehr gut genutzt. Mehrmals wurde z.B. ein durchsichtiger Vorhang herab gelassen, durch den das Ensemble im Hintergrund zu sehen war. Im Vordergrund standen allerdings Comicszenen, die auf den Vorhang projiziert wurden. Auch das Bühnenbild, welches ein Hochhaus bzw. das Krankenhaus darstellen sollte, war gut als solches erkennbar. Gewisse Räume, wie z.B. das Krankenzimmer, das Wohnzimmer der Familie Delpe oder das Sprechzimmer von Dr. King, wurden vom Ensemble und einigen Helfern blitzschnell umgebaut und passten sehr gut ins Bild.
Das Ensemble und die Macher wurden am Ende zu Recht mit minutenlangen Standing Ovations und tobendem Applaus gefeiert. Ein ganz Besonderer Moment für das Ensemble war sicherlich auch, dass Anthony McCarten und Paul Graham Brown im Publikum saßen und zum Schlussapplaus auch mit auf die Bühne geholt wurden.
Informationen zum Hessischen Staatstheater Wiesbaden und den Aufführungen finden Sie unter: www.staatstheater-wiesbaden.de
Weitere Termine Oktober / November:
19.10.2014, 22.10.2014, 28.10.2014
08.11.2014, 15.11.2014, 28.11.2014, 30.11.2014
Ticketpreis: 11,00 € – 39,60€
Besetzung:
Donald Delpe | Marcel Herrnsdorf |
Dr. Adrian King | Tim Speckhardt |
Renata Delpe | Felicitas Geipel |
Jim Delpe | Norman Hofmann |
Shelley | Mariella Köhlert |
Jeff Delpe | Johanens Meurer |
Raff | Dwayne Gilbert Besier |
Michael | Nikos Striezel |
Angela | Mira Keller |
Sophie | Anna Heldmaier |
Tutorin der Kunstklasse/Tanya (Prostituierte) | Nina Links |
Prostituierte 1 | Ilka Ludwig |
Prostituierte 2 | Lisa Krämer |
Prostituierte 3 / Shelley’s Bruder | Alexander Chico-Bonet |
Conrad | Sven-Helge Czichy |
Kellnerin / Freundin von Shelley | Fanni Hammar |
Kellnerin / Freundin von Shelley | Maja Dickmann |
Dr. Sipetka | Leonie Just |
Kollegin von Adrian | Leonie Gossel |
Aktmodell | Leonie Just |
Miraculous Man | Nils Klitsch |
Nursey | Charlotte Katzer |
Dr. Gummifinger | Benjamin Geipel |
Schüler, Künstler, Ensemble | David Rothe, Peter Emig, Denia Gilberg, Kathrin Pattensen, Viktoria Reese, Constanze Kochanek, Maja Dickmann, Josefine Deusch |
Die Band:
Piano / Keyboard | Frank Bangert |
Keyboard | Claus Weyrauther |
Bass | Hansi Maloleppsy |
Gitarre | Patrick Hoss |
Schlagzeug | Holger Dietz |
Trompete | Joachim Braun, Daniel Reiter / Tobias Vorreiter |
Reeds | Jens Hunstein, Stephan Völker, Bodo Christmann |
Die Macher:
Regie & Choreografie | Iris Limbarth |
Musikalische Leitung | Frank Bangert |
Co-Choreografie | Myriam Lifka |
Gesangseinstudierung | Tim Speckhardt |
Bühnenbild | Britta Lammers |
Kostümbild | Heike Korn |
Comic-Artwork | Benjamin Bartenstein |
VFX-Animation | Benjamin Geipel |
Kampf-Choreografie | Jan Käfer |
Regieassistenz | Verena Thumser / Luise Lauter |
Kostümassistenz | Elisabeth Richter |
Inspizienz | Michael Schmiedel / Franziska Spring |
Hospitanz | Vincent König |
Licht | Steffen Hilbricht / Bernhard Zadow |
Fotos © Obst für das Hessische Staatstheater Wiesbaden