Frank Nimsgern – zwischen Vegas und Bayreuth

Frank Nimsgern ist unter Kennern, die gerne hinter die Kulissen von hervorragenden Musicals, Shows, Konzerten aber auch Filmmusiken blicken, ein großer Begriff und kein Unbekannter. Der exzellente  Musiker, Komponist und Produzent wurde bereits mit dem ARD Fernsehpreis „Goldene Europa“ oder in Jakarta /Südostasien mit dem „Best Performing live act“ ausgezeichnet. Seine Musicals und Revuen finden in ganz Europa begeisterte Anhänger und schaffen Bewunderung mit fulminanten Werken wie u.a. „Qi“, „SnoWhite“, Elements“, „Hexen“, „Hänsel und Gretel“, „POE“ oder „Der Ring“. Seine Produktionen, viele davon über Monate ausverkauft, finden rasanten Zuwachs bei begeisterten Besuchern und Fans. „SnoWhite“ und „Paradise of Pain“ wurden von der ARD verfilmt. Sein musikdramaturgisches Konzept  umfasst alle nur möglichen Elemente und Stilistiken, welche die Welt der Musik nur zu bieten hat. Nimsgern gelingt es, diese zu vereinen und Songs zu schaffen, die mitreißen, im Ohr bleiben, ohne jemals oberflächlich oder einfach zu sein. Eine Erfolgswelle, die nicht selbstverständlich ist, hart mit leidenschaftlicher Disziplin und liebe zum Detail erarbeitet und v.a. nicht oft zu beobachten ist.

Bereits zum zehnten Mal schrieb er die Filmmusik der TV-Serie „Tatort“. Unter anderem gehören, was die Wenigsten wussten, aber millionenfach unbewusst wahrgenommen haben, Werbekompositionen für Marken wie Carlsberg USA, Peugeot, Dr. Theiss, Schwartau, Karlsberg oder Langnese zu seinen Werken. Im Jahr 2000 schrieb er den Titelsong für „Siegfried & Roy“ und deren Daily Show in Las Vegas.

Für MFJ-JUST MUSICALS ist Frank Nimsgern ein außergewöhnlich spannender Gesprächspartner, der uns wie kaum ein anderer hautnahe Einblicke in die Welt der reinen Musik gibt.

Frank, deine Musik ist so vielfältig, wie sie gerade im Musicalbereich kaum ein Komponist bietet. Deine Songs sind balladesk, klassisch sinfonisch, rockig, poppig und gehen hin bis zum Metal.  Der klassische Musicalohrwurm fehlt auch hier nicht. Fasziniert haben mich vor allem deine Übergänge in großartige Hymnen, die sich am Ende orchestral zu einem Feuerwerk vereinen.  Ist das die Musik, die dir liegt und die du genauso persönlich bevorzugst?

Die Musik, welche ich schreibe kommt zu 80 % aus meiner Seele und Herzen, 10 % dramaturgisches Verständnis und 10 % Studium. Ich höre mir sehr selten meine Werke an, genauso wenig wie ich mich stundenlang im Spiegel betrachte. Der Weg ist das Ziel und jede Selbstverliebheit führt meines Erachtens zur Stagnation.

Privat höre ich klassische Musik, Sting, Peter Gabriel, Lukather, Zimmer, Strauss, Wagner, Bach, Coltrane, Metheny, The Who ect .

 

Dein Vater, Siegmund Nimsgern, ist selbst renommierter Grammy Award Preisträger, Opernsänger und auf den internationalen Bühnen zu Hause. Hat er an deiner musikalischen Entwicklung Einfluss genommen und wie waren die Reaktionen, als du die Richtung Musiker/Künstler eingeschlagen hast?

Einfluss nur soweit, dass er privat nie Klassik gehört hat, sondern nur Jazz und meine Eltern waren immer sehr bemüht, mir die besten Lehrer und Professoren zu vermitteln, bei denen ich studieren durfte. Ein unbezahlbares Privileg ist ebenso das „Aufwachsen“ in den rennomiertesten Opernhäusern dieser Erde. Heutige Referenzaufnahmen mit Herbert von Karajan, Sir Georg Solti oder Marek Janowski  durften wir als Kinder miterleben und mein Ohr wurde unterbewusst geschult .

Trotzdem: mein Bruder Christoph ist heute renommierter Arzt in Berlin und meine Wenigkeit hat den musischen Weg eingeschlagen.

 

Kannst du uns verraten, worin die Herausforderung, bzw. worin die Unterschiede liegen, wenn du ein Bühnenstück, bzw. eine Filmmusik oder sogar einen Werbesong komponierst?

Kreativ Prozesse:
11 Monate für Bühne
1 Monat Film á la Tatort (man hat nicht mehr Zeit)
Werbesong 2 Wochen 🙂

 

Nehmen wir an, du hast eine konkrete Idee zu einem Bühnenstück. Wie sehen die wichtigsten Schritte aus, die du als Komponist und Produzent bis zur fertigen Show zu absolvieren hast?

Bei 90 % aller Werke habe ich eine Idee, die in einem sehr ausführlichen Exposé festgehalten wird, Szenen, Bilder etc. inkludierend. Daraufhin komponiere/produziere ich meistens zwei Songs als Demo. Die  Gespräche mit den Theatern und Intendanten müssen dann schon laufen. Danach suchen wir uns meistens einen Librettisten, dann sehr bald auch schon Leute für die Bühne und Regie und bei einer Uraufführung kommt ja noch die grundästhetische Verabredung. Aber es gibt fast keinen Prozess bei den staatlichen Theatern, in den ich nicht involviert bin. Meistens leider – da ich mich manchmal wie ein Jongleur fühle, der immer alle Bälle in der Luft haben muss.

 

Bist du bei der Auswahl der Künstler und Sänger, bzw. des Kreativen Teams bei deinen Stücken beteiligt oder gibst du das komplett aus der Hand?

Bei den großen Produktionen war ich bis dato immer als Musical Director oder Supervisor beteiligt. Ich bin sehr dankbar, dass man mich auch dafür engagiert. Wenn z.B. „Paradise of Pain“ in Gütersloh halb professionell  läuft, stehe ich per e-Mail „zur Seite“. Es gibt leider auch Darsteller, wo ich und viele Intendanten, es heute bereuen sie jemals engagiert bzw. gefördert  zu haben. Viele vergessen: Der Star ist immer die Show und das Team, niemals eine Person.

 

Wenn ja, worin liegen die Auswahlkriterien eines Künstlers hierfür bei dir?

Es reicht heute nicht mehr, sehr gut zu singen und zu spielen. Disziplin, Bühnenpräsenz, Aussprache, Darstellung und  Teamfähigkeit sind ebenso unabdingbar.

Es gibt auch Darsteller/-innen, welche wir nie wieder engagieren werden, weil sie z.B. die Cast vergiftet haben. Da kann die Bühnenqualität noch so gut sein.

 

Hast du vielleicht schon während des Komponierens eines Songs einen bestimmten Sänger im Visier?

Früher ja … heute nicht mehr, da wir  mit „Paradise“ und „SnoWhite“ vor „We will Rock you“ etc. in Deutschland das Rockbelting eingeführt haben, wo jeder Mainstream Kritiker sagte: „Aber das ist doch kein Muuuuuuusical“ – Heute ist es u.a. ein neuer, zusätzlicher  Standard in der Gesangsausbildung.

 

Wie sieht deine Zukunft aus? Hat ein Erfolgskomponist und Produzent denn noch Träume und Ziele?

Ich mag das Wort Erfolg nicht: „If u receive the credit u get the heat unfortunaly  too „Wer Ruhm will, muss die Hitze ertragen können“

 

Magst du uns etwas über deine künftigen Projekte erzählen?

Unser neuer „Rock Musical Circus“ ist ein sehr elegantes und spannendes Livekonzept, kombiniert mit Weltklasseakrobaten aus Italien, China oder Sofia und Top Sängern wie z.B. Aino Laos, Sascha Krebs, Mischa Mang oder Patrick Stanke .

Am 2. Mai startet „Paradise of Pain“ am Staatstheater. 2016 kommt wieder unser „Ring“ in unabdingbarer Nähe  zu Bayreuth  unter der Regie von Reinhardt Friese zur Welt.

Gespräche mit dem Berliner Friedrichstadtpalast laufen wieder, ein Tango Kino Film ist in Planung. Ich liebe es, stilistisch mich vielfältig aufzustellen und das Livespielen auch nicht zu vernachlässigen.  Aber ich bekomme nichts geschenkt. Jede Produktion akquiriere ich zum Größtenteil selbst. Ich fange nach jeder Produktion wieder von vorne an … leider. Jetzt wo es quasi kein Musikbusiness mehr gibt (d.h. CD/Gema/GVI sind keine Einnahmequellen mehr) ist es ein Kampf ums Überleben. Ich bin dankbar, Arbeit zu haben und immer wieder überlebt zu haben. Ich kenne viele meiner alten  Kollegen die heute insolvent sind.

 

Abschließend möchten wir dir die Gelegenheit geben,  den Lesern etwas mitzuteilen, was dir am Herzen liegt.

Mein Team und ich bedanken uns herzlichst bei allen Fans und Besuchern für das Interesse an unseren Werken, denn ohne Euch könnten wir nicht existieren.

 

MFJ JUST MUSICALS bedankt sich bei dir, Frank, für deine Zeit und die Beantwortung der Interviewfragen. Wir wünschen dir von Herzen weiterhin viel Erfolg und Freude mit Deiner herausragenden Arbeit und freuen uns, wenn wir bald über eine Show oder ein Konzert von dir berichten können. 

 

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