Musicaldarsteller Gianni Meurer gibt Einblicke in seine Musicalwelt

Gianni Meurer ist in Bonn geboren. Schon in seiner Kindheit kam er mit Schauspiel und Tanz in Berührung, nahm Balettunterricht, Steptanz- und Schauspielunterricht. Seine Ausbildung zum Musicaldarsteller absolvierte, der Sohn von deutsch-italienischen Eltern, an der Hamburger Stage School of Music, Dance und Drama und war danach im bekannten Schmidt Tivoli erstmals zu sehen. Es folgten bekannte Shows wie „Kiss me Kate“, „La cage aux Folles“, „Grease“ und der „Rocky Horror Show“, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Im Jahre 2010 folgte sein Debüt an den VBW (Vereinigten Bühnen Wien) als Erstbesetzung des Costa in dem Udo Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“. Im selben Jahr spielte er zudem die Rolle des Bernardo in der „West Side Story“ in der Freilichtbühne Tecklenburg. Nach Ende der Spielzeit (2012) von „Ich war noch niemals in New York“ spielte Gianni, noch für mehrere Monate, die Rolle des Costa im Metronom Theater in Oberhausen. Ab Oktober 2014 wird er, neben Patricia Meeden als Sally, die Rolle des Cliff in „Cabaret“ übernehmen. Das Stück spielt in Plauen und Zwickau.

Gianni, Du warst schon als Kind sehr aktiv im Tanz- und Schauspielunterricht. Ab wann war für Dich klar, dass Du als Musicaldarsteller auf der Bühne stehen möchtest und wie reagierte Dein Umfeld auf Deinen Traumberuf?

Eigentlich hatte ich mir mit 17 ein Buch mit dem Titel „Schauspieler werden, aber wie?“ besorgt und mich dann bei den bekannten staatlichen Schauspielschulen beworben. In dem Buch gab es allerdings ein Kapitel über Musical, und wo im deutschsprachigen Raum man solch eine Ausbildung absolvieren könne. Weil ich schon von klein auf vielseitig interessiert war, habe ich mich dann dort, an der Stage School of Music, Dance and Drama in HH, gleich mitbeworben. Es war mein erstes Vorsprechen/singen/tanzen und sie nahmen mich auf. Ich hab mich dann mit meiner Familie beraten und sagte zu. Zu den Vorsprechen an den Schauspielschulen bin ich dann gar nicht mehr hingegangen. Ich dachte den Quereinstieg ins Schauspielfach kann ich immer noch leisten, aber der umgekehrte Weg erschien mir schwerer. Wie man ein bisschen aus der gemeinsamen Diskussion mit der Familie raushören kann, hat mich meine Familie sehr unterstützt, schon von frühester Kindheit an. Meine künstlerische Seite wurde von allen, vor allem meiner Mutter sehr gefördert, wofür ich ihr bis zum heutigen Tag sehr dankbar bin. Meine Freunde haben sich auch sehr für mich gefreut, aber es kam natürlich nicht überraschend für sie, weil mein Weg mehr oder weniger vorgezeichnet war.

Ab 2010 warst Du als Costa in „Ich war noch niemals in New York“ in Wien und Oberhausen zu sehen. Gab es für Dich Unterschiede zwischen den Spielstätten und dem Publikum oder auch bezüglich Deiner Rolle?

Da ich ein großer Wien-Freund bin, habe ich mich im Vorfeld schon sehr auf das Engagement gefreut. Der wesentliche Unterschied von Wien zu Oberhausen, bzw Stuttgart bestand darin, daß ich in Wien zweieinhalb Jahre spielte und sich so ein starkes Band zwischen uns Darstellern bildete. Ausserdem haben wir alle die Rollen natürlich nach gewissen Vorgaben, aber mit einer großen Freiheit entwickeln können. In Stuttgart und auch Oberhausen war die Inszenierung schon gefestigt. Ausserdem kam ich bei den beiden deutschen Produktionen in deren Endphase dazu. Da herrschte dann schon eine teilweise melancholische Stimmung, weil ein ganzes Ensemble wusste, dass es bald auseinandergehen würde. Ich habe mich aber an allen Spielorten sehr wohl gefühlt und vermittelt bekommen, dass meine Arbeit geschätzt wurde. Überall habe ich liebe Kollegen kennengelernt und die, wenn auch kurze Zeit mit ihnen sehr genossen. Wien als Stadt bleibt aber natürlich ein Highlight für mich und auch die engeren Freundschaften, die sich aus der langen Spielzeit ergeben haben. Was beispielsweise die Reaktion des Publikums auf mich, bzw auf Fred und mich angeht, so kann ich keine großen Unterschiede zwischen Wien, Stuttgart und Oberhausen feststellen. Ich war noch niemals in NY ist einfach ein sehr gut funktionierendes, unterhaltsames Stück, dass das Publikum überall gleichwertig zu lieben und schätzen scheint

Was waren für Dich Deine schönsten Erlebnisse in Wien und Oberhausen?

In Wien waren es zum einen das Erleben, wie wir alle zusammenwuchsen, die Probenzeit, ein Urlaub mit lieben Kollegen nach der Spielzeit und auch engere Freundschaften, die sich bildeten, wie zum Beispiel mit meinem Bühnenpartner Andreas Bieber, um nur einen zu nennen. Die Anerkennung, die wir in allen Städten für die Show bekamen, war auch grossartig zu erleben. Es war jedes einzelne mal eine große Freude am Ende die leuchtenden Augen und schwenkenden Arme des Publikums zu sehen. Das war eine riesige Belohnung für die manchmal ermüdende En-Suite-Arbeit (6/7/8 Vorstellungen in der Woche zu spielen). Auch sehr gut in Erinnerung habe ich die Arbeit und das Private mit Uli Scherbel und auch die gelassene, aber hochprofessionelle Art der Abendspielleitung, Britta Heiligenthal. Da ich aus dem Rheinland (Köln/Bonner Raum) komme, konnten mich in Oberhausen auch ein paar alte Freunde auf der Bühne sehen, weil es so nah war.

Im Herbst 2013 konnten Dich viele Deiner Fans im TV sehen, Du warst Teilnehmer der Castingshow „The Voice of Germany“. Welche Erfahrungen konntest Du in dieser Zeit für Dich sammeln, sowohl positiv als auch negativ?

Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich mich während des gesamten Casting-Prozesses sehr aufgehoben gefühlt habe. Man ist sehr freundlich mit mir umgegangen. Als es dann nach dem 5. (!) Casting in die Blind Audition ging, war ich natürlich wahnsinnig aufgeregt, aber auch stolz. Sehr stolz auch auf die Freunde, die mich in die Sendung begleiteten. Die standen so toll hinter mir und haben mich unterstützt, dass es mir zeitweise die Tränen in die Augen trieb. Der Auftritt selber bleibt für mich unvergesslich. Die Stimmung und Unterstützung des Publikums im Saal war so massiv. Als sich dann niemand umdrehte, brach kurzzeitig die Welt auseinander und ich hab mich wahnsinnig geschämt. Das wurde dann aber sofort durch die Zugaberufe des Publikums verändert. Kurzzeitig fühlte ich mich wie ein Popstar. lol Es ist aber bei solchen Formaten, egal wie human sie ablaufen, spürbar, wie vergänglich und schnelllebig das Business ist. Später gab es noch eine sehr unangenehme Erfahrung im Bezug auf ein Interview, das die OK mit mir führte. Die haben meine Worte komplett verdreht und Dinge erfunden, um eine eigene Story daraus zu machen, nach dem Motto „Nena hat mein Herz gebrochen“, „ich warte täglich auf ihren Anruf“ usw. Schrecklich! Aber auch irgendwie lustig, wenn man mich kennt und weiß, wie entspannt und realistisch ich im Bezug auf meinen Job bin. Auf Facebook habe ich einen regelrechten Candystorm, also wundervolles Feedback, erhalten, von Freunden, Kollegen und vielen Fremden. Das hat mir ein sehr, sehr gutes Gefühl gegeben. Beruflich, also speziell im Musikgeschäft, hat sich allerdings nichts konkretes ergeben und von Nena direkt habe ich nie etwas gehört.

Ab Oktober diesen Jahres spielst Du in Plauen und Zwickau die Rolle des „Cliff“ im Musical „Cabaret“. Werden Deine Interpretationen von Inszenierung zu Inszenierung variieren? Wie dürfen wir uns das vorstellen?

Ich bin äusserlich eher ein untypischer Cliff und auch die Paarung mit Patricia als Sally macht das ganze speziell. Ich versuche immer über Biographie, Inszenierung, psychologische Arbeit an den Rollen, etc die Charaktere dementsprechend insofern auch unterschiedlich zu gestalten. Aber auch innerhalb einer Inszenierung ist eine Vorstellung für mich nicht wie die andere. Das variiert ebenfalls, weil es immer kleine Unterschiede von Moment zu Moment gibt, auf die ich dann reagiere.

Gianni, möchtest Du Deinen Fans zum Schluss noch etwas zu Deinen Plänen und Zielen für die nächste Zeit verraten?

Zuallererstmal möchte ich mich ganz herzlich für eure Treue und Unterstützung bedanken! Für die Berliner, oder Berlin-Besucher möchte ich gern sagen, dass ich ab September wieder in „Carussello Italiano“, einer Berliner OFF-Komödie auf der Bühne stehen werde. Da spiele ich eine Rolle, „Romeo“, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Ab November geht dann die neue Spielzeit der West Side Story an der Komischen Oper los. Dort könnt ihr mich wieder als Bernardo sehen. Ab Februar stehe ich dann als CC in Flashdance, St Gallen, auf der Bühne. Des weiteren habe ich eine kleine Rolle in einem Rosa von Praunheim-Film ergattert und ihr müsst mir bitte ganz fest die Daumen drücken, weil ich zur Zeit grade für eine tolle Rolle in einem Hollywoodfilm gecastet werde…ich kann es selber kaum glauben! Aber auch da stehe ich mit beiden Beinen auf dem Boden und gehe Schritt für Schritt ohne mir große Illusionen zu machen.

MFJ – Just Musicals dankt Dir für das Interview und die damit verbundene Zeit, die Du Dir dafür genommen hast. Für Deine Zukunft auf der Bühne wünschen wir Dir von Herzen alles Gute und weiterhin viel Erfolg!

Herzlichen Dank und auch euch alles Gute und natürlich vergnügte, unterhaltsame, emotionale Stunden im Theater!

(Fotos Copyright: Paul van Dyke / Kilian-Davy Baujard)

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