Der Graf von Monte Christo ist – in Röttingen – zurück…

….diesmal als leicht modernisierte Open-Air-Veranstaltung in Röttingen bei den Frankenfestspielen.

2008 war die Welturaufführung des Musicals „Der Graf von Monte Christo“ in St. Gallen.
Fünf Jahre später taucht der Graf wieder auf. Bei den Frankenfestspielen in Röttingen, wo jedes Jahr ein tolles Musical aufgeführt wird.
Nicht nur die Cast von damals hat sich sehr verändert, auch das Bühnenbild und die Kostüme.

 

Die Darsteller:
Edmond Dantes
(später Graf von Monte Christo): Yngve Gasoy Romdal
Mercedes: Ann Mandrella
Fernand Mondego: Martin Berger
Albert Mondego: Max Buchleitner
Gerard de Villefort: Dennis Kozeluh
Valentine de Villefort: Leah Delos Santos
Baron Danglars: Anton Graner
Abbé Faria: Dennis Kozeluh
Luisa Vampa: Kathleen Bauer
Jacopo: Katharina Lochmann

Und die Frankenfestspiele leisten sich noch ein Orchester, unter der Leitung von Walter Lochmann, mit 6 aktiven Musikern.

Gerade was die Lieder des Musicals angeht, muss man nicht befürchten, dass sie sich sehr verändert hätten. Zum Glück sind die Lieder genauso wundervoll, wie sie Frank Wildhorn für die Premiere geschrieben hatte. Nur das Lied „All die Zeit“ ist keine Solonummer der Mercedes mehr, sondern wird jetzt im Duett mit Edmond gesungen.

Das Bühnenbild hat für eine Open-Air-Veranstaltung natürlich andere Voraussetzungen als das für eine Musicalhalle – es muss wetterfest sein. Es tut dem Musical keinen Abbruch, im Gegenteil, es wirkt sehr realistisch in Burghof. Die Burg Brattenstein aus dem 13. Jhd passt sehr gut zu dieser Veranstaltung. Alle Bühnenelemente, die gebraucht werden, z. B. Gefängnis, Stollen, Ballsaal usw. sind vorhanden. Sehr plastisch wirkt die Bühne durch versetzte Burgmauern, viele Treppen und Winkel. So hat z. B. das Gefängnis einen Hinterausgang. Im hinteren Teil ist eine Leinwand angebracht, wo passend Szenen projiziert werden.
Im vorderen Teil der Bühne ist eine Hebebühne untergebracht, die sehr wandlungsfähig ist und oft auch eingesetzt wird; z.B. befördert sie einen Schreibtisch mit dem Gerard de Villefort zu Tage und stellt somit sein Arbeitszimmer dar.
Auch der Schatz, den der Graf auf der Insel Monte Christo findet, wird damit auf wundersame Weise sichtbar.
Was Wiederholungstäter leider vermissen könnten, sind die schönen und sehr gut einstudierten Fechtszenen, die man aus St. Gallen kennt. Doch ist es verständlich, dass auf dieses zeitaufwändige und intensive Einüben für gerade mal 13 Vorstellungen verzichtet wird.

Die Kostüme der Darsteller sind schlichter und zeitloser geworden, nicht aber einfallsloser. Der Graf tritt meist in einem Nadelstreifenanzug auf, was ihn sehr gut kleidet. Die Piratinnen wirken auch sehr gut in ihren schwarz-weißen Outfits. Manche Elemente wirken allerdings ein bisschen störend, z. B. als die drei Herren die Lerom-Aktien erhalten, die sie dem Grafen mit all ihrem Vermögen abgekauft haben, bekommen sie diese in Alu-Koffern… Ok, wir sind immer noch in der Zeit Napoleons, denn das ist ein wichtiger Faktor des Inhalts. In der Szene, als die drei Herren ihre finsteren Pläne schmieden, sind sie in der Sauna mit doch sehr modernen weißen Frotteebademänteln. Sie saunieren und lassen sich danach von Damen verwöhnen. Es wirkt aber nicht albern oder störend. Nur sollte man beim Modernisieren darauf achten, dass manches durch die Grundgeschichte (Napoleon) fest in einer bestimmten Zeit verankert ist.

Wer sich bei diesen ganzen Namen gerade nicht mehr auskennt, wer wer ist und wem die Handlung nicht so geläufig ist, kann gerne hier nachlesen, wie sich die Geschichte um den jungen Seefahrer Edmond Dantes zugetragen hat: Die Geschichte

Die Darsteller sind SEHR gut ausgewählt für diese Produktion.
Hier stelle ich Ihnen ein paar vor, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Yngve Gasoy Romdal spielt den Grafen von Monte Christo sehr glaubhaft. Wie immer eine superstarke Leistung von ihm – sowohl schauspielerisch als auch stimmgewaltig. Man glaubt ihm diese Verbitterung, als er erkennt, wer seine Feinde sind. Seine Rache ist gut umgesetzt und auch als er dann wieder die Liebe in sein Herz lässt, glaubt man ihm und freut sich mit ihm. Sein „Ich schenk euch die Hölle auf Erden“ ist super performt und wirklich ein Genuss. Sein “Der Mann, der ich einst war“ rührt zu Tränen. Er ist eben einer der ganz Großen im Musicalbusiness und seine Stimme hat ein einmaliges Timbre.
Seine Frau Mercedes wird von der zauberhaften Ann Mandrella gespielt. Sie spielt stimmstark und man hat als Zuseher einen guten Einblick in ihre momentane Gefühlslage. Diese geht von „himmelhoch jauchzend“ bis „zu Tode betrübt“. Dabei zeigt sie viele Facetten ihres schauspielerischen Könnens und Gesangs. Auch wenn sie oftmals barfuß über die Bühne spaziert, muss man nie fürchten, dass ihr etwas auf der Rampe zustoßen könnte. Sicher ist sie unterwegs auf dieser stufigen Musicalbühne.

Fernand Mondego wird von einem bekannten Musicaldarsteller dargestellt, der auch in Röttingen im vorigen Jahr ein Engagement hatte. Martin Berger, der sich schon lange v. a. in Stuttgart und Berlin einen Namen gemacht hat. Er spielt den Widersacher des Grafen mit der richtigen „Fiesigkeit“. Auch den späteren Trinker und Frauenliebhaber glaubt man ihm sofort.

Sein Sohn Albert wird von Max Buchleitner verkörpert. Der in Wien geborene junge Mann ist eigentlich mehr in der Operette beheimatet, allerdings hat er auch Erfahrungen im Musicalbusiness gesammelt. Er spielt den Naiven sehr überzeugend und im Zusammenspiel mit Yngve, vor allem in der Szene „Ah Frauen“, besticht er durch seine schöne Bariton-Stimme.

Die wunderschöne Leah Delos Santos spielt im genannten Stück die Valentine De Villefort, verlobt mit Albert Mondego. Sie spielt diese Rolle so süß und unschuldig wie vor Jahren die „Belle“ in „Die Schöne und das Biest“. Ihre Stimme ist so schön und rein, dass man ihr sehr gerne länger zuhören würde – leider ist es ihr nur vergönnt, ein Lied zu singen.

Dennis Kozeluh spielt den Staatsanwalt Villefort und den Abbé Faria: Villefort ernsthaft, distinguiert und doch hintertrieben. Abbé Faria voller Esprit, Witz – aber auch väterlicher Güte. Zwei so unterschiedliche Rollen in einem Stück zu spielen, ist sicher nicht einfach, wird aber von ihm hervorragend gemeistert! Er ist ja sowieso ein absolutes Multitalent.


Mein Tipp:
Kommen sie auf jeden Fall zu den Festspielen in Röttingen. Es gibt leider nur wenige Vorstellungen bis Mitte August – schade!!

 

 

 

 

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