Ganz nah ist „das Phantom der Oper“… Der Welterfolg von Andrew Lloyd Webber nach 12 Jahren zurück in Hamburg.

Das Phantom der Oper - Theater Neue Flora in HamburgMedienpremiere 27.11.2013

Das Musical nach der literarischen Vorlage des Autors Gaston Leroux spielte bereits von 1990 bis 2001 mit großem Erfolg im Theater der neuen Flora in Hamburg.

Wurden damals noch die Gäste mit faulen Eiern beworfen, bleibt es bei der erneuten Aufführung glücklicherweise entspannend ruhig.

Mit nur 10 Monaten Spielzeit fragt man sich allerdings jetzt schon: Was kommt danach?


PROLOG:

Die Geschichte beginnt bei einer Auktion verschiedener Gegenstände in der Pariser Oper.

Unter den Auktionären befindet sich auch Raoul, Vicomte de Chagny, der einige Gegenstände ersteigert. Dabei erinnern der Auktionator und Raoul sich an die „mysteriöse Geschichte des Phantoms der Oper“. Als besonderer Gegenstand wird der Kronleuchter des Opernhauses präsentiert, der mit den Klängen der Ouvertüre über den Köpfen der Zuschauer an die Decke gezogen wird.

 

I. AKT:

In der Pariser Oper laufen die Proben zu „Hanniball“ auf Hochtouren.
Der bisherige Theaterchef Reyer kündigt seinen Rücktritt an und übergibt seine Geschäfte an seine Nachfolger Monsieur André und Firmin.
Sie werden begrüßt von einem Brief des O.G. (= Opergeist), der seine ersten Forderungen an die neuen Direktoren stellt.
Dies erklärt, warum der bisherige Theaterchef nicht mehr weiter machen will; es wird außerdem durch den Einsturz eines Teiles der Kulisse deutlich. Merkwürdige Vorfälle, die in der letzen Zeit sehr häufig auftreten.

Von den neuen Direktoren zunächst sehr locker genommen, werden sie vor das erste Problem gestellt, als die Prima Donna und Erstbesetzung Carlotta beleidigt durch die seltsamen Vorfälle in der Oper nicht bei der Premiere auftreten will.

Es ist die Chance für das junge und schüchterne Chormädchen Christine Daaé, für die Rolle vorzusingen. Sie wird begeistert gefeiert und verrät ihrer Freundin Meg Giry das Geheimnis ihrer fantastischen Stimme: Christine erhält Privatstunden vom „Engel der Muse“, den ihr Vater ihr nach seinem Tod gesandt hat.

Unter den Gästen des Theaters befindet sich auch Raoul, Vicomte de Chagny, der seine Bekanntschaft zu Christine, die er aus Kindertagen kennt, wieder aufleben lassen will. Rasend vor Eifersucht gegen den Nebenbuhler entführt das „Phantom der Oper“ Christine in die Unterwelt in den Katakomben der Pariser Oper.

Während sich alle über das Verschwinden von Christine wundern, erhalten Firmin, André, Raoul, Carlotta und die männliche Erstbesetzung Ubaldo Piangi Briefe des O.G. mit weiteren Forderungen zur Aufführung von „Il Muto“.

Unter anderem soll Christine die Hauptrolle in diesem Stück spielen und Carlotta die Rolle des stummen Pagen. Monsieur Firmin und Monsieur André entscheiden sich gegen die Einhaltung der Forderungen, worauf Carlotta bei der Aufführung ihre Stimme vorübergehend verliert. Außerdem wird der Bühnenmeister Joseph Bouquet erhängt aufgefunden. Verängstigt flieht Christine mit Raoul auf das Dach des Opernhauses, wo sie sich ihre Liebe gestehen. Das „Phantom“, welches sich ebenfalls auf dem Dach versteckt hat, ist wieder rasend vor Eifersucht.

Während der Fortführung der vorher abgebrochenen Aufführung passiert das „unvorstellbare Unglück“: Der Kronleuchter fällt auf die Bühne!
II. AKT:

Auf dem Maskenball feiern Monsieur Firmin und André den neuen Kronleuchter. Christine und Raoul haben sich heimlich verlobt. Aus Angst vor dem Zorn des „Phantoms“ soll dieses laut Christine allerdings nicht bekannt gemacht werden. Das „Phantom“ erscheint am Ende des prächtigen Festes als „Roter Tod“ verkleidet und übergibt den Direktoren seine neu komponierte Oper „Don Juan, der Sieger“, welche aufgeführt werden soll.

Raoul und die Direktoren planen, das „Phantom“ bei der Aufführung der Oper festzunehmen. Sie bitten Christine, die wieder die Hauptrolle übernehmen soll, ihnen zu helfen. Diese verweigert jedoch ihre Mitarbeit und flieht hin und her gerissen auf den Friedhof zum Grab ihres Vaters. Sie begegnet dort erneut dem „Phantom“, der sich als „Engel der Muse“ ausgibt. Raoul, der Christine gefolgt ist, rettet sie vor einer weiteren Entführung. Die Festnahme des „Phantoms“ während der Aufführung von „Don Juan“ scheitert zunächst.

Am Ende seiner Oper schlüpft das „Phantom“ in die Rolle von Ubaldo Piangi, welchen er ermordet. Christine erkennt und demaskiert das „Phantom“. Durch das daraus entstehende Chaos kann es Christine erneut unbemerkt in die Katakomben entführen.

Raoul folgt den beiden, um Christine zu retten. Das „Phantom“ nimmt ihn jedoch gefangen und stellt Christine vor die Wahl: Entweder bleibt sie beim „Phantom“ und lebt mit ihm bis an ihr Lebensende zusammen und Raoul kommt frei ODER Raoul wird sterben.
Für wen wird Christine sich entscheiden…????
Zur Premiere:

Die neuen Darsteller haben es nicht einfach, gegen die Meßlatte der Original-Stars aus den 90iger Jahren „Peter Hofmann“ und „Anna Maria Kaufmann“ gegen an zu kommen, sind doch die früheren Darsteller mit diesen Rollen bekannt und berühmt geworden.
Es sei jedoch anzumerken, dass in allen drei Hauptdarstellern der jetzigen Cast bemerkenswertes Potential liegt, nach 10 Monaten Spielzeit werden Funk und Fernsehen hoffentlich anders berichten als diese jungen Menschen stets ausschließlich nur mit „damals“ zu vergleichen.


Mathias Edenborn
, gebürtiger Schwede, hat bereits Bühnenerfahrung bei den Produktionen von Aida, Elisabeth und Wicked gesammelt. Für ihn ist der Traum zum Spielen der männlichen Hauptrolle des „Phantoms“ in Erfüllung gegangen. Spielt er noch im ersten Akt etwas vorsichtig und schüchtern, bewundert man definitiv spätestens gegen Ende des zweiten Aktes die Art, wie er die Verzweiflung und Verwundbarkeit des „Phantoms“ mimt, das Mitleid des Publikums ist ihm sicher.

Valerie Link, bekannt aus Les Misérables, Wicked und Rebecca, wächst während der Vorstellung mit der Rolle der „Christine“. Scheint sie zu Beginn des Stückes das kleine, schüchterne, vorsichtige Mädchen zu sein, wird aus ihr im zweiten Akt die Frau, die im Endeffekt das „Phantom“ bezähmen kann. Das Stück „Denk an mich“ wurde ausschließlich für sie von Andrew Lloyd Webber mit einer neuen Kadenz bestückt, welche ihren Sopran noch stärker zur Geltung kommen lässt.

Besonders zu erwähnen sei allerdings Nicky Wuchinger, der als Nebenbuhler „Raoul“ gegenüber Mathias Edenborn eine sehr gute Figur macht. Ist er mit seinen 25 Jahren doch einer der jüngsten im Ensemble, hat man das Gefühl, dass er schon jahrelange Bühnenerfahrung gesammelt hat, die ihm eine Souveränität geben, die man nicht erwartet.
Alles in Allem haben sich ALLE Darsteller sehr viel Mühe gegeben, die Vorstellung zu einem gelungenen Ereignis zu machen. Bereits kurz nach Ende der letzten Szene sind die ersten Besucher von ihren Sitzen aufgesprungen und haben die Vorstellung mit „Standing Ovations“ gefeiert.
Im Gegensatz zu den Vorstellungen der 90-iger Jahre hat sich nicht viel geändert. Das Bühnenbild wurde etwas größer und klarer ausgelegt. Dadurch werden auch die Szenen bis in die letzte der etwa 30 Reihen des Theaters sichtbar. Das Theater ist durch seine ansteigenden Sitze perfekt für das Musical gemacht, man sieht von allen Plätzen sehr gut, auch wenn man „einen Riesen“ vor sich sitzen hat.

Einige kleinere Textpassagen wurden geringfügig geändert. Nun sind diese aber deutlicher ausgesprochen und somit verständlicher.
Auffallend sind kleine „Hingucker“, witzige Szenen oder Wortspiele, die insbesondere die Rollen der neuen Direktoren liebenswert machen.

Außerdem hat man die Aussprache ALLER 41 Rollen sehr gut verstanden, auch wenn diese teilweise von ausländischen Darstellern gespielt wurden. Die Vorbereitung der pro Vorstellung etwa 130 beteiligten Cast- und Crewmitglieder ist hier sehr gut.

Die Maske des „Phantoms“, die im Übrigen zwei Stunden zur Vorbereitung braucht, ist in den hinteren Sitzreihen immer noch gut sichtbar.

Für die überwältigende Szene des Titelliedes im ersten Akt kommen weiterhin diverse Kerzen, Rauch- und Nebelmaschinen zum Einsatz, um die richtige Stimmung auf der Bühne zu erzeugen.

Mit Start des Vorverkaufs wurden bereits 50.000 Tickets vorbestellt, ein absoluter Rekord für den Vorverkaufsstart eines Musicals von Stage Entertainment.
Dies müsste die kurze Spielzeit definitiv zur Zufriedenheit der Veranstalter gut auslasten.

Bleibt nur noch die Spekulation, was sich wohl nach den 10 Monaten im Theater der Neuen Flora einfinden wird…

Wäre das Theater insbesondere aufgrund des Bühnenbildes und der derzeitigen Vorstellungen des Originals „Phantoms der Oper“ „zum-wieder-ins-Gedächtnis-rufen“ nicht dazu geeignet, den zweiten Teil des Stückes zu bringen? „Love never dies“ feiert bereits in London und Wien große Erfolge.

Wir werden es sehen und genießen nun erst einmal die kurze Zeit, in der es heißt:
„Ganz nah ist das Phantom der Oper“…

 

Fotos: mit freundlicher Genehmigung der Stage Entertainment (Morris Mac Matzen)

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