Dracula – Das Grusical

In einer Vollmondnacht am Sonntag, am 17.11.2013, fand im Kurhaus in Göggingen ein schauriges Hörspielkonzert begleitet vom  Midnight Story Orchestra statt.

Dr. Jasper Paulus präsentierte in einer musikalischen Schauererzählung den Klassiker „Bram Stokers Dracula“ bzw. den 1. Teil des Buches: Das Tagebuch des Jonathan Harker.

Das Orchester, das 2006 von A. Wiersich gegründet wurde,  besteht aus den Profimusikern:
Florian Bührich (Vibrafon)
Toni Hinterholzinger (Orgel)
Alex Bayer (Kontrabass und E-Bass)
Stephan Ebn (Schlagzeug)
Andreas Wiersich (Gitrarre)

Die Musiker boten eine Mischung aus Rumänischer Folklore, Rock, Jazz und Klassik.  Teilweise begleiteten Sie das Gelesene und untermalten es mit ihren Instrumenten auf individuelle Weise. In den Lesepausen spielten sie stimmungsvoll Stücke, die stets instrumental gehalten wurden.

Der Inhalt der Lesung dreht sich um das Tagebuch des Jonathan Harker, der auf eine Reise nach Transsylvanien geschickt wurde. Er soll dort mit Graf Dracula geschäftliche Details besprechen, in denen es um einen Hauskauf in London geht. Dort endlich in Rumänien angekommen, wird er allerdings von allen Seiten gewarnt, nicht zu Graf Dracula zu gehen. Doch Harker wäre nicht Harker wenn er nicht alle Warnungen in den Wind schlagen würde und reist demnach also trotzdem hin.

Der Graf ist ein alter, komischer Kauz. Herr Harker soll nun einen Monat dort bleiben, um u. a. den Grafen in Englisch zu unterrichten. Doch in dieser Zeit passieren sehr merkwürdige und unerklärliche Dinge in dem Schloss, z. B. wird er von 3 Frauen auf unheimliche Weise verführt, er sieht auch zufälligerweise, wie der Graf die Schlossmauer hinunter klettert. Jonathan ist nur noch auf Flucht bedacht und findet so er den Grafen in einem Sarg in der Schlosskapelle. Geschockt von dem Anblick, rennt er davon. Was genau weiter mit ihm geschieht, bleibt unaufgeklärt. Da muss der „Zuhörer“ sich wohl das Buch kaufen, um den Ausgang der Story zu erfahren. Für diesen Abschnitt der Geschichte benötigt der Erzähler fast 2 Stunden, was an manchen Stellen recht langatmig wirkt. Dies mag aber auch daran liegen, dass stets nach ca. 10 Minuten Lesung ein Musikstück folgte und so der Abend sehr lang wurde. Die Frage sei an dieser Stelle erlaubt, ob es eine so massenhafte, musikalische Begleitung überhaupt bedarf.

Dr. Paulus ist ein sehr guter Erzähler. Der Zuhörer kann in jeden Moment unterscheiden, ob nun gerade den Grafen oder Harker spricht. Er gibt beiden eine klar erkennbar andere Stimme und untermalt seine gesprochenen Worte mit einer sehr eindrucksvollen Mimik und Gestik, die durch das wechselnde Licht verstärkt wird. Man nimmt ihm den jungen, schüchternen Anwalt, ebenso aber den bösen und düsteren Vampirgrafen, ab.

Die Musiker unterstreichen das Gesprochene teilweise mit kreativen Spezialeffekten und Instrumenten, z.B. Persussions oder einem Akkordeon. Nicht immer gelingt es ihnen dabei, die passende Stimmung damit zu zaubern. Manche Töne, Höhen der Intrumente oder Spielarten wirken leider an manchen Stellen eher unpassend oder sogar verwirrend zum Gehörten.

An einer Stelle, an der Herr Paulus eine Pause macht, folgt ein Instrumentalstück, das leider wirklich etwas fehl am Platze wirkt. Die jazzige, sehr laute Musik wirkt befremdlich und unpassend zu der düsteren Stimmung der Karpaten. Allerdings liegt das nicht an der Beherrschung der Instrumte der Musiker. Diese wissen sehr gut mit ihnen umzugehen. Eher ist es die Wirkung der Musik in Verbindung mit der Geschichte, was einfach nicht nachvollzieber und harmonisch rüberkommen will.

Wer sich unter diesem Abend wegen der Bezeichnung „Grusical“ auch nur im entferntesten ein Musical vermutet, ist hier nicht richtig. Es ist eher für Menschen gedacht, die diese spezielle und gemischte Musik mögen und gerne Hörbüchern lauschen.
Anm. der Redakteurin: Ich persönlich gönne mir ein Hörbuch lieber gemütlich auf dem Sofa in meinem Wohnzimmer – ohne Jazzunterbrechung!

Ansonsten war es ein netter und mal so ganz anderer Abend im Kurhaus 😉

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