Konzertante Fassung von „Love never dies“ (Lnd) vom 18. – 27.10.2013, erstmals in deutscher Sprache im Etablissement Ronacher in Wien

Seit der Uraufführung am 9. März 2010 im Adelphi Theatre im Londoner West End sind  nunmehr dreieinhalb Jahre vergangen. Dort spielt das Stück seither aus ausverkauftem Haus.

Man kann hoffen, dass in Wien ledigleich eine Art Problauf stattfand, damit das Stück auch  bald bei uns Einzug halten wird. Wir sind gespannt. Jedenfalls und endlich gibt es nun den zweiten Teil vom „Phantom der Oper“ (PdO) in deutscher Sprache, was von der großen Fangemeinde bereits sehnlichst erwartet wurde.

Inhalt des Musicals:

Wie auch schon im PdO sind es die gleichen Personen, um die es in diesem Stück geht. Das Phantom ist vor 10 Jahren aus Paris geflüchtet und hat sich auf Coney Island den Phantasma-Vergnügungspark aufgebaut. Durch die Hilfe von Madame Giry und ihrer Tochter Meg, die ihm in all den Jahren treu zur Seite standen, konnte das Projekt realisiert werden.

Christine soll in der Nähe das neue Opernhaus von Oscar Hammerstein eröffnen. Diese Tatsache bleibt nicht vor dem Phantom verborgen und es hat den Wunsch, sie nach zehn Jahren endlich wieder zu sehen und vor allem zu hören. So lässt er Christine, ihren Ehemann Raoul (der sich leider im Laufe der Zeit sehr verändert hat) und ihren Sohn Gustav vom Pier durch seine treuen „Theatermonster“ Fleck, Squelch und Gangle mit einer Kutsche abholen und zu sich bringen.

Die Theatermonster

Mit einer List lockt das Phantom Raoul weg und zeigt sich Christine. Diese ist hin und her gerissen, da sie all die Zeit glaubte, das Phantom sei tot. Ihre Gefühle für dieses flackern auf wie einst, aber sie wehrt sich dagegen. So lernt das Phantom auch Gustav kennen und verspricht, ihm am nächsten Tag den Park zu zeigen. Er fleht sie nahezu an, dass sie in seinem Phantasma Theater auftreten soll. Sie soll nur ein Lied singen und so noch einmal seine Musik zum Klingen bringen. Dann dürfen sie und Ihre Familie schuldenfrei wieder ziehen. Wenn sie sich weigern würde, so droht er, könnte es passieren, dass ihr Sohn im Vergnügungspark verloren geht. Er verschwindet, noch ehe Raoul zurückkehrt.

Phantom und Chritine

Christine erzählt ihrem Mann von den geänderten Plänen, verschweigt aber, wer der neue Auftraggeber ist, sie nennt ihn nur Mr. Y, so wie sich das Phantom als Chef auf Coney Island jetzt nennt.

Am nächsten Tag treffen sie im Phantasma auf Madame und Meg Giry. Sie feiern ihr Wiedersehen. Meg ist hoch erfreut, ihre Jugendfreundin wieder zu sehen. Als Madame und Raoul ins Plaudern geraten, erfährt er auch, dass Mr. Y „ER“ ist, das Phantom. Raoul ist sehr zornig auf seine Frau, dass sie ihm diese Tatsache verschwiegen hat.

Meg in ihrer Show

Als Meg erfährt, dass Christine am nächsten Abend singen soll, reagiert sie äußerst verstört und verletzt, denn dieses Lied war ursprünglich ihr zugedacht gewesen.

Gustav sieht sich derweil im Park um und trifft auf das Phantom. Dieser hört den Kleinen auf einem Flügel spielen und versteht nach kurzem Zögern, dass Gustav sein Sohn sein muss, was ihm schier den Atem raubt vor Glück. Gustav spielt die Musik wie er, er liebt diese Welt wie das Phantom und er ist zehn Jahre alt ……. und vor zehn Jahren verbrachte er mit Christine eine Liebesnacht.

Phantom, Gustave und Ensemble

Als er seinem Sohn aber sein wahres Gesicht ohne Maske zeigt, reagiert dieser mit größter Furcht und rennt schreiend in die Arme seiner Mutter, die gerade nach ihm sucht. Sie schickt Gustav mit Meg weg und bestätigt den Verdacht des Phantoms. Er ist sein Vater. Ob der Reaktion von Gustav ringt das Phantom ihr das Versprechen ab, dass Gustav niemals erfahren darf, wer sein wahrer Vater ist. Dafür verspricht sie ihm, noch einmal aufzutreten und seinem Wunsch zu entsprechen.

Madame Giry hat die ganze Szene beobachtet, auch mit angehört, was das Phantom schwor, nachdem es alleine war. Es hatte geschworen, dass es Gustav an nichts fehlen würde und er ihm alles vermachen würde. Sie ist wütend, dass ihre Arbeit und ihr Engagement nichts mehr wert ist – hat sie doch fest mit diesem Erbe gerechnet – und schickt die Zuschauer mit düsteren Worten in die Pause.

In den zweiten Akt entführt uns das 40 köpfige Team der Vereinigten Bühnen Wien, unter der Leitung von Koen Schoots, mit einem langen, wunderschönen Intro wieder nach Coney Island.

Raoul versucht, wie so oft, seinen Kummer im Alkohol zu ertränken: Er hat so viele Spielschulden angehäuft, dass seine Frau singen muss, damit die Schulden sie nicht auffressen. Er bedauert, dass er Christine nicht geben kann, was sie sich wünscht und ersehnt. Nämlich Liebe und ein befreites Leben. Meg taucht auf und warnt ihn, fleht ihn an, mit seiner Frau zu fliehen. Sie soll nicht singen! Hin und her gerissen ist Raoul, als das Phantom auftaucht und ihm eine Wette vorschlägt.

Nämlich: Wenn Christine nicht auftritt, wird er ihre kleine Familie ziehen lassen und schuldenfrei machen. Sollte Christine aber auftreten, so wird Raoul aus ihrem Leben für immer verschwinden. Raoul geht auf diesen Deal ein. Zuerst ist er voll des Glücks, danach nagen Zweifel an Ihm. Er muss mit ihr reden und sie überzeugen, zu gehen.

Unterdessen macht sich Christine  für ihren Auftritt fertig, als Raoul auftaucht und sie bittet, jetzt auf der Stelle mit ihm zu gehen. Er sieht ein, was er alles falsch gemacht hat und er will nicht seine Frau büßen lassen für die Schulden, die er gemacht hat. Sie weiß ja nicht, dass gerade DANN alle Schulden beglichen sind! Seine Argumente fruchten und sie willigt ein. Er soll nur noch Gustav suchen und dann würden sie beide gehen. Das Phantom besucht sie seinerseits und umschmeichelt sie so lange, bis sie sich kurze Zeit später auf der Bühne findet. Sie singt „ Liebe stirbt nie“ und schaut dabei Raoul an. Ihre Augen scheinen ihn um Verzeihung anzuflehen – dass sie ihn noch immer liebt, aber sich letztlich gegen ihn und für die Musik und das Phantom entschieden hat. Das Phantom bangt – ist sich ja eigentlich sicher, dass er gewonnen hat, doch als sie so ihren Raoul ansingt, plagen ihn doch Zweifel. Schließlich wendet sie sich von Raoul ab, der dann verschwindet. Nun singt sie das Lied nur noch für das Phantom, der sie anbetet. Sie erkennt, wer ihre Wahre Liebe ist, und hat ihre Entscheidung getroffen.

Christine liest den Brief

Nach dem Auftritt in ihrer Garderobe findet sie einen Abschiedsbrief von Raoul und fürchtet nun, dass dieser Gustav mitgenommen hat. Sie ist natürlich in heller Aufregung.

Das Phantom schwört Rache und will ihn dafür töten, dass er seinen Sohn mitgenommen hat. Die drei Theatermonster drängeln sich auch in die Garderobe und erklären, dass Raoul allein gegangen ist. Allerdings ist in Megs Garderobe ein Spiegel zertrümmert worden und sie ist mit einem Jungen gesehen worden. Das Phantom ahnt, wohin sie will und eilt ihr zusammen mit Christine und Megs Mutter nach. Ein spannender Lauf um Leben und Tod beginnt.

Die Show ist eine konzertante Fassung und kommt somit ohne Kulissenteile, Hintergründe und Kostüme aus. Das Phantom trägt nicht einmal eine Maske. Man vermisst das nach ca. fünf Minuten auch nicht im Geringsten. Nach kurzer Zeit ist man so in der Musik und dem Schauspiel gefangen, dass man wohl eher ein „mehr“ als störend empfinden würde.

Die deutsche Übersetzung ist sehr schön gelungen, rund und wirklich gut klingend. Dabei inhaltlich sehr gut umgesetzt.

Die Outfits sind in schwarztönen gehalten. Z. b. trägt das Phantom einen Frack. Christines Kleid ist ein Traum in Champagner. Das einzig Bunte ist Meg, die ein Kleid aus pinkfarbenen Stoff an hat. Die Handlung spielt sich im vorderen und hintern Teil der Bühne ab. Dazwischen hat das fabelhafte – für ein Musical riesige – Orchester der VBW seinen Platz.

Viele Ensemblemitglieder sind auf der Bühne, wenn kleine Requisitenteile (z. B. Stühle) ausgetauscht werden müssen oder Hauptdarsteller verdeckt auf die Bühne gelangen sollen.

Man kann den Wienern nur zu ihrer Auswahl an Darstellern gratulieren. Mit Drew Sarich (das Phantom), Milica Jovanovic (Christine), Julian Looman (Raoul), Leonid Sushon (Gustave), Madame Giry (Maya Hakvoort) und  Meg Giry (Barbara Obermeier) haben Sie absolut phantastische Darsteller engagiert, die perfekt in ihre Rollen passen.

Das Phantom

Drew Sarich ist Mr. Perfekt für diese Rolle! Man fühlt, liebt und hasst mit ihm zu jeder Zeit mit. Man kann an seiner Stimme, Mimik und Gestik seine Gefühle spüren bzw. ablesen. Wobei seine Stimme manchmal schmeichelt, dann wieder sich donnernd erhebt. Man glaubt ihm das Phantom zu jeder Zeit und es gelingt ihm, die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und die Welt außerhalb von Coney Island vergessen zu lassen.  Dass die Wiener ihn schon längst in ihr Herz geschlossen haben, hört man beim Schlussapplaus sehr deutlich. Und sogar nach seinem ersten Song sorgte er für stehende Ovationen im Publikum.

Christine

Milica Jovanovic, die an der Bayrischen Theaterakademie August Everding studierte, ist seine stimmgewaltige Partnerin. Sie singt mit  so viel Gefühl und Liebe den Titelsong (Liebe stirbt nie), dass man zu Tränen gerührt ist. Die Frau, die fasziniert ist vom Phantom, aber als liebende Mutter um Gustavs willen eher die Ehe mit Raoul vorzieht, glaubt man ihr ebenso wie die Frau, die eine Nacht lang um der großen Liebe willen eins war mit dem Phantom oder den Star, der erst auf der Bühne so richtig lebt. ( Anm. D. Red.: Interessant und erwähnt sei am Rande, dass Jovanovic bereits die Rolle der Christine bei Sir Andrew Lloyd Webber im Rahmen eines Workshops, während ihrer Studiensemester in London, interpretierte.  Siehe Interview vom 20.02.09 http://www.musicalfotos.de/wp/?p=854)

Raoul

Julian Looman ist schauspielerisch absolut perfekt für die Rolle geeignet. Man kauft ihm den alkoholkranken Menschen ab und leidet mit ihm, wenn er sein Lottchen verlassen muss. Stimmlich kommt er mit, wenn er gegen das Phantom agiert.

Gustave

Was der zehnjährige Leonid Sushon nicht schon alles in seiner Vita stehen hat (u. a. Staatsoper Wien, Theater an der Wien, Neue Oper an der Wien)  ist schon wirklich beeindruckend.

Wie ein Profi singt er gegen einen ganzen Chor an und es scheint, dass das für ihn nichts Neues ist. Wir sind gespannt, wann er  auf der Bühne stehen wird in seiner ersten Hauptrolle. Ein großes Talent, das hoffentlich noch lange Freude an seinem Beruf haben wird und dem der Stimmbruch hoffentlich keinen Strich durch die Rechnung macht.

Madam Giry

Mit Maya Hakvoort konnte eine alte Bekannte verpflichtet werden, denn sie stand u. a. schon als Elisabeth in Wien auf der Bühne. Die strenge und verzweifelte Dame und Mutter glaubt man ihr und stimmlich ist sie sowieso grandios.

Meg

Für Barbara Obermeier ist momentan das Ronacher  ihre zweite Heimat, denn sie spielt in „Natürlich Blond“ die Hauptrolle der Elle. Sie spielt die junge Meg auf erfrischende Art und Weise. Der Badenixen-Song ist ein Ohrwurm und lockert dieses Musical sehr auf.

Zum guten Schluss fehlt noch das Ende des Musicals. Das aber an dieser Stelle nicht verraten wird. Entweder, Sie versuchen noch eine Karte zu ergattern, oder müssen leider warten, bis „Love never dies“ als deutschsprachiges Musical auf die Bühne kommt.

Fotos (c) vereinigte Bühnen Wien

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