Tick tick…BOOM! – KatiElli Theater

Bernd Julius Arends hat sein erstes Baby in einer zweiten Spielzeit auf die Bühne gebracht. Der Darsteller hat vor einem Jahr sein eigenes kleines Theater in Datteln eröffnet und stellte bereits im März seine erste Eigenproduktion auf die Beine. Dafür wählte er das Stück „Tick tick…BOOM!“ von Jonathan Larson, das er selbst übersetzt hat.
Tick tick…BOOM! – Diese Laute hört der junge, vielversprechende Musicalkomponist Jonathan, der im New York der 90er Jahre lebt. In einer Woche wird er 30 und hat noch immer nicht das neue Hit-Musical für den Broadway geschrieben. Daher fragt er sich, ob er seinen Traum weiterverfolgen soll oder ob er es seinem besten Freund Michael nachmachen sollte, der die Schauspielerei an den Nagel hing und nun in der Marktforschung Karriere macht. Doch dies ist nicht die einzige, die ihn quält. Seine Freundin Susan möchte heiraten und wünscht sich, dass Jon mit ihr New York verlässt. Neben alledem steht in den nächsten Tagen auch die Präsentation seines harterarbeiteten Musicals an.
Auf den ersten Blick zeigt diese Geschichte kaum Parallelen zum Leben der Zuschauer auf, doch auf den zweiten Blick kennen wir alle die Probleme in Freundschaften, die Stolpersteine im Leben und all die anderen kleinen Tücken des Lebens.
Mit viel Witz und Charme führt der erste Akt in die Geschichte ein. Im zweiten Akt hingegen vollzieht sich eine Wende und die Geschichte bekommt melancholischere und nachdenklichere Züge.

Die drei Darsteller stehen beinahe pausenlos auf der Bühne. Zwischenzeitlich springt die vierköpfige Band ein und vervoll-ständigt die Darsteller.

Direkt zu Beginn des Stückes sitzt Jon, der von Alex Melcher gespielt wird, auf der Bühne und erklärt, wer er ist und eröffnet die Handlung. Im Laufe des Stückes verlässt er immer wieder die Szene und erläutert sie oder spricht seine Gedanken laut aus. Auf diese Weise entsteht eine ungewöhnliche, aber fast schon innige Beziehung zu Jon. Die rockigen Töne ist man von Alex Melcher bereits gewohnt und man hat sie auch längst zu lieben gelernt. Allerdings ist seine Leistung in diesem Stück herausragend. Mimik, Gestik, pausenloser Aufenthalt auf der Bühne, Gesang – solche Leistungen sieht man selten. Neben alledem zeigt er auch ruhige, traurige Töne und Züge, die ihm auch sehr gut stehen. Doch absolut ungewohnt sind die komödiantischen Züge, die er hier zeigt.

Neben Alex Melcher sind Vera Bolten als seine Freundin Susan und in weiteren kleineren Rollen sowie Bernd Julius Arends als sein bester Freund Michael und ebenfalls in weiteren kleineren Rollen zu sehen. Auf Grund dessen, dass beide mehrere Rollen verkörpern, stehen auch sie beinahe pausenlos auf der Bühne oder vervollständigen die Szene aus dem Off.

Wie Alex überzeugen auch Vera und Bernd mit komödiantischem Geschick. So sorgt Bernd mit dem Auftritt des schwulen Brückners aus der Marktforschung oder dem Verkäufer für Lacher. Auch Vera hat die Lacher mit ihrer Darstellung von Jons Agentin Doris auf ihrer Seite. Der russisch klingende Akzent, den sie Doris verpasst, bestätigt ein Klischee.

Veras ungewöhnliche Stimme sticht in einigen Szenen auf gewohnte Art hervor. In anderen Szenen hingegen stimmt sie sanftere Töne an und verleiht den Liedern eine ungewohnte Dimension. Wirklich sehr beeindruckend.

Das Trio wird von Bernd auch stimmlich vervollständigt. Seine klare, eingehende Stimme harmoniert in jeder Konstellation mit den anderen Sängern. Sei es im Duett mit Alex oder im Terzett mit Vera und Alex.

Doch nicht nur die Darsteller und die Band sorgen für einen eindrucksvollen Theaterbesuch, auch die Kostüme, die Choreographie und das Bühnenbild steuern ihren Teil zur Produktion bei. Hier wurden die Darsteller von Paul Kribbe, der Regie führt, und Ratan Julian Jhaveri, der die Musikalische Leitung hat, unterstützt.

Bernd lebt das Motto des Stückes:

Bist du gern frei?

Oder lieber eingesperrt?

Frag ich dich.

Hab den Mut, Baby,

spar dir die Antwort,

denn Taten sprechen für sich!

Wir alle kennen die Zwänge des Lebens, die uns einschränken, die unser Leben einsperren. Bernd hat sich freigeschwommen und Taten sprechen lassen. Wir sollten den Mut haben und unser Leben selbst in die Hand – genau wie Jon und Bernd.

Sabine Dettloff für Musicalfotojournalismus

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Publizistik abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.