Die Hippies am Staatstheater Wiesbaden – „HAIR“ !

Das Hippiemusical „Hair“, hatte seine Uraufführung am 29.04.1968 in New York. Buch und Text sind von Gerome Ragni & James Rado, Musik von Galt MacDermot. In der deutschen Fassung stammt das STück von Frank Thannhäuser und Nico Rabenald. „Hair“ spielt seit dem 30.08.2012 im „kleinen Haus“ am Staatstheater Wiesbaden mit einem überzeugenden Ensemble des „Jugendclubs“ des Theaters, der mit dieser Produktion sein 25-jähriges Jubiläum feiert.

Bei der Wiesbadener Aufführung wird die musikalische Leitung sowie Einrichtung von Frank Bangert übernommen, Regie und Choreografie von Iris Limbarth. Musikalisch unterstützt wird das ca. 30-köpfige Ensemble (mit einer hohen Frauenquote) durch eine eigens engangierte Band, die sich im Hintergrund auf der Bühne befindet. Ton und Licht waren sehr gut aufeinander abgestimmt, lediglich der in einem am Seitenrand in einem Einkaufswagen abgestellte Fernseher, der in die Show mit eingebracht wurde, wirkte etwas zu leise für den Saal.

HAIR: der in einer Spießerfamilie aufgewachsene Claude Hooper Bukowski, gespielt von Tim Speckhardt, lebt u.a. mit seinen Freunden Berger (Kevin Silvergieter), Hud (Nick Ilangala), Sheila (Karen Müller), Crissy (Kathrin Pattensen) und Dionne (Nina Links) in einer Hippie-Gemeinschaft in New York, wo man sich von allen Zwängen befreien und die verschiedenen Lebensformen und Drogen zur Bewusstseinserweiterung ausprobieren möchte. Das Hippieleben scheint perfekt, doch dann erhält Claude seinen Einberufungsbescheid zum Militärdienst und ist hin und her gerissen: soll er in seine Heimat Vietnam in den Krieg ziehen oder sich dem Kriegsdienst verweigern und sein Hippieleben mit seinen Freunden frei von jeglichen Zwängen und Gewalt weiter leben?

Das Musical reflektiert den Zeitgeist und die Jugendkultur der späten 1960er Jahre und wird von dem kompletten Ensemble sehr gut umgesetzt und dargestellt. Es ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man nicht immer enorm aufwendige Kulissen, riesen Specialeffects und überteuerte Kartenpreise anbieten muss um sein Publikum von Anfang an „abzuholen“ und zu begeistern. So dienten hauptsächlich ein an den Seiten und im Hintergrund aufgebautes Gerüst, die USA-Flagge in Übergröße und – der Hippiezeit entsprechend – einige Sitzkissen und Decken an der Seite als Kulisse, was vollkommen zu dem Stück passte, ebenso wie die bunten und „hippigen“ Kostüme. Der ausverkaufte Saal mit ca. 300 Plätzen wurde durch Songs wie „Aquarius“, „Let the sunshine in“, „I got life“ und „Where do i go“ sofort mit in die unbeschwerte Hippiezeit genommen.

Tobenden Applaus erntete Tim Speckhardt, der die Hautprolle des Claude so gut verkörperte, dass man ihm jedes gesprochene und gesungene Wort glaubte und bei seiner schwierigen Entscheidung mit ihm mitlitt.

Der „Blackboy“ Hud, verkörpert von Nick Ilangala, brachte immer wieder auf seine ganz eigene Art und Weise gute Laune in das Stück und es machte Spass ihm dabei zuzusehen und – zu hören.

Auch Karen Müller (als Sheila) und Kathrin Pattensen (als Crissy) überzeugten stimmlisch sowie darstellerisch mit ihren Solos „Black Boys/White Boys“ und „Frank Mills“ und zeigten den Unterschied zwischen der quirligen und ausgeflippten Sheila und der etwas ruhig wirkenden und verträumten Crissy.

Eine Rolle die auch sehr positiv aufgefallen ist, ist die Rolle der Dionne, die von Nina Links dargestellt wird. Die zierliche, braunhaarige Frau eröffnete mit dem ersten Lied „Aquarius“ die Show und zeigte die Vielfältigkeit die in ihrer Stimme liegt.

Wer sich auch gerne in die Hippiezeit entführen lassen möchte, sollte sich das Stück unbedingt im „Kleinen Haus“ am Staatstheater Wiesbaden anschauen.

Kommende Termine:

Samstag, 01.12.2012, 16:00 Uhr
Freitag, 07.12. 2012, 19:30 Uhr

Infos:
http://www.staatstheater-wiesbaden.de

Fotos:
Copyright by Martin Kaufold

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Publizistik abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.