„Jung, schön und beliebt…“ ein charmanter Newcomer mit vorprogrammierter großer Zukunft! Denis M. Rudisch

Mit seinen jungen 24 Jahren liest sich die Engagementliste von Denis M. Rudisch wie die eines langjährigen Profis. Seitenlang Engagements, noch länger seine Workshopliste… Faszinierend seine Ausbildungsbereiche, die der sympathische Musicaldarsteller absolvierte. Man liest nebst den regulären Dingen wie Gesang, Schauspiel, Phonetik, auch Fächer wie: Werkanalyse, Feldenkrais, Ballett, Jazz, Stepp, Stilistik, Hip Hop, Placement, Fechten, Afro/Akrobatik, Fechten, Korrepetition, Alexandertechnik, Bühnenrecht, Versicherungswesen, Schaupiel mit Puppen, Tschechow – Technik, Bodypercussion… usw. Er war Stipendiat des Deutschen Bühnenvereins, Finalist Bundesgesangswettbewerb, Semifinalist 1. Internationaler Gesangswettbewerb Sylvester Levay und hat sein Studium an der renommierten Theaterakademie August Everding/Hochschule für Musik und Theater in München absolviert.

MFJ hat Denis M. Rudisch, den fröhlichen jungen Mann mit offener und sympathischer Ausstrahlung erstmals im Januar 2012 in Kaiserslautern erlebt, als er die Rolle des Frederik in der Rockoper „ Die Chronik der Unsterblichen“ spielte, komponiert und produziert von der ProgMetal Band Vanden Plan (MFJ berichtete mehrfach über Inszenierungen der Band). Aufgefallen ist er durch seine junge und unverbrauchte Art zu spielen und zu singen. Zuvor kennen ihn einige Theatergänger vielleicht aus Stücken wie „Die Schöne und das Biest“, „Hello Dolly“, „Frühlings Erwachen“, „Avenue Q“, „Grease“ oder auch die Zauberflöte (Salzburger Festspiele). Am 03. November war im Landestheater in Innsbruck die Premiere es Musicals „Der kleine Horrorladen“, in dem Rudisch die Rolle des Seymours spielt. Zeit für MFJ den jungen Ausnahmekünstler unter die „Lupe“ zu nehmen.

Hallo Denis, zuerst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Mühe und Zeit für uns machst und nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten.
Die Premiere von „Der kleine Horrorladen“ ist vorbei. Erzähl, wie war es und wie geht es Dir mittlerweile nach ein paar gespielten Shows in Innsbruck mit „Seymour“?
Für mich ist es eine ganz besonders große Freude, gleich im Anschluss an mein Studium am renommierten Tiroler Landestheater in Innsbruck gastieren zu dürfen – und dann auch noch in der Rolle, die ich bereits vor dem Studium als meine erste Rolle auf einer deutschen Bühne spielte. Die Premiere war gigantisch. Das Kollegium ist grandios und das Publikum hat mitgefiebert, so, wie man sich das bei einer Premiere wünscht. Ich vermisse zwar ein wenig die Probenzeit, denn die Proben mit Regisseur Anatol Preissler und den Kollegen war eine unvergesslich tolle und witzige Arbeitszeit. Ich liebe die Arbeit an meiner Rolle, die Entwicklung, die Seymour – in dieser Inszenierung besonders deutlich – durchläuft und gehe jede Vorstellung gerne ins Theater, um daran weiterzuarbeiten.

Ich lese in Deiner Vita, dass Du die Rolle 2007 bereits im Theater Ingersheim gespielt hast. War das daher leichter für Dich die Rolle zu lernen?
Da ja bereits 5 Jahre vergangen sind und ein abwechslungsreiches und intensives Studium, nebst etwaigen Produktionen und Wettbewerben, dazwischen lag, stellte ich fest, dass von der Ingersheimer Produktion nur noch wenig vorhanden war. Die Textfassung sowie die Inszenierung von Innsbruck unterscheiden sich immens von der damals gespielten Fassung. Wo in Ingersheim ein Happy-End war, endet das Musical in Innsbruck eher düster. Mein Seymour war damals noch wenig tiefgründig, fast „zu flach“ angelegt, ich denke, dass ich in Innsbruck nun einen völlig anderen Charakter entwickelt habe. Die Arbeit an der Rolle war somit nicht weniger intensiv als bei einem für mich noch neuen Stück. Dennoch habe ich beim Text-Lernen festgestellt, dass viele Passagen abrufbar waren und fast schon autonom über die Lippen gingen.

Hast Du etwas aus dieser Zeit mit nach Innsbruck nehmen können?
Es war leichter für mich einen szenischen Überblick über die Show zu haben, somit synoptisch genauer an der Verwandlung von Seymour zu arbeiten und mich auf kleinere Details zu konzentrieren. Da aber sowohl die Cast, als auch die Inszenierung völlig anders sind, konnte ich nur wenig aus Ingersheim nach Innsbruck mitnehmen. Das wollte ich aber auch keineswegs, denn neue Umstände erfordern eben auch Spontaneität und Offenheit. Verbissen oder gar fixiert auf eine andere Inszenierung wollte ich nicht sein.

Hat sich für Dich Seymour seither verwandelt, wenn ja wie?
An der Rolle Seymour liegt mir sehr viel. Oft wird er zu eindimensional, kabarettistisch und klischeehaft dargestellt. Eine Problematik, die bei vielen Buffo-Rollen auftritt. Meines Erachtens jedoch bringt Seymour eine pure Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und vor allem eine unglaubliche Tiefe in seiner Psyche mit, die es für den Darsteller zu erfüllen gilt. Im Vergleich zu damals bin ich weiter weg vom plakativen Produzieren hin zur Authentizität und Wahrhaftigkeit gekommen. Schön wäre, diesem Ideal von Vorstellung zu Vorstellung noch näher zu kommen und eventuell, wenn ich diese Rolle nochmals spiele, weiter daran zu arbeiten.

Worin siehst Du als junger Musicaldarsteller die Herausforderungen, wenn Du eine Rolle mehrfach in verschiedenen Inszenierungen spielst?
Es ist spannend, mit jeder Inszenierung an sich wachsen zu können und die Rolle, an der man arbeitet, so immer mehr Puzzle-Teile vom Gesamt-Ideal dazu bekommt. Man verändert sich außerdem über die Jahre. Die Ansprüche werden größer, der Horizont erweitert sich und somit bekommt die Rolle immer etwas Lebendiges. Es gilt stetig daran weiter zu arbeiten, was auch das tolle an dem Beruf Musicaldarsteller ist: Man hat die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln, weiterzugehen, viele neue Sichtweisen (so zum Beispiel durch die Regie und Kollegen) zu erhalten und dadurch Perspektiven zu ändern bzw. auszubauen.

Wie sieht Dein persönlicher Anspruch generell in Deinem Beruf aus?
Mir ist es sehr wichtig nicht stehen zu bleiben und immer weiter an mir selbst als Darsteller zu arbeiten. Ich entdecke sehr gerne neue Seiten an mir und liebe es Fertigkeiten auszubauen. Außerdem lerne ich sehr gerne neues dazu, was man auch an den variationsreichen Fächern, die ich im Laufe meines Studiums und im Zuge meiner persönlichen und künstlerischen Fortbildung belegt habe, sehen kann. Ein weiterer Anspruch besteht darin, Menschen zu bewegen, sie zu faszinieren und zum (Nach-)denken zu motivieren.

Du bist ja noch nicht so lange mit dem Studium fertig, was rätst Du allen jungen Leuten, die auch Musicaldarsteller werden möchen?
Der Beruf ist herrlich. Man sollte sich aber genau überlegen, ob man diesen Beruf auch ausüben will und wie man sich ausbilden lässt. Jede Musicalschule und Musik-Hochschule hat ein eigenes Prinzip und spezielle Vorstellungen. Diese sprechen wiederum verschiedene Anforderungen des Marktes an. Es ist sehr wichtig sich gut zu informieren über das Leben eines Musicaldarstellers und die eigenen Berufschancen. Man sollte ehrlich zu sich sein, denn dieser Beruf erfordert hohe Disziplin, Individualität, Durchhaltevermögen und eine gewisse Konkurrenzbereitschaft. Es ist wunderschön auf der Bühne zu stehen, Menschen faszinieren zu können, an sich selbst arbeiten zu dürfen und sich durch Gesang, Schauspiel und Tanz auszudrücken. Aber Achtung: Der Beruf bringt auch andere Seiten mit sich, die man nicht unterschätzen darf und die vielleicht oftmals sogar den größeren Teil des Lebens als Musicaldarsteller ausmachen.

Was sollten sie mitbringen?
Mitzubringen sind: Das legendäre BRENNEN, etwas besonderes in der Ausstrahlung, eine phänomenal große Faszination für den Beruf und das Leben als Künstler (damit meine ich aber nicht eine passive Faszination als Zuschauer, sondern eine aktive Faszination als Darsteller), viel Geduld, Durchhaltevermögen, Kritikfähigkeit und vor allem Disziplin, starke Nerven, soziale und emotionale Intelligenz und die Bereitschaft und Fähigkeit in einer großen Gruppe zu arbeiten. Auch schon für ein Studium ist es unabdingbar einige technische Fertigkeiten mitzubringen. Grundvoraussetzung für das Berufsleben ist aber Talent in allen 4 Sparten. Damit meine ich Gesang, Schauspiel, Tanz und den Umgang mit Sprache, denn diese ist ein sehr großer Teil unserer Arbeit. Es ist unglaublich wichtig Sprache richtig zu verstehen, interpretieren und anwenden zu können. Hierzu zähle ich ebenso die Körpersprache, weshalb auch für einen Nicht-Tänzer im Darsteller-Bereich eine präzise Körperlichkeit und ein Körperbewusstsein unabdingbar sind. Lernbereitschaft und das Verlangen, sich stetig weiterentwickeln wollen (denn der Markt verändert sich, die Anforderungen steigen stetig und auch der Darsteller-Pool wird größer) sind weitere Voraussetzungen.

Auf was sollten sie besonders achten?
Man darf und sollte nie den Respekt von der Bühne verlieren und sich immer selbst treu bleiben. Oft genug hört man, wie das Show-Business, die Medien, die Bühne und der Erfolg, Menschen verändert oder gar kaputt macht. Wichtig ist Stärke und Selbst-Bewusstsein. Damit meine ich kein zu großes Ego, sondern ein Bewusstsein über „wer bin ich?“, „was kann ich?“, „was kann ich nicht?“ und „was will ich?“…

Was ist für Dich das Wichtigste, was man haben sollte, wenn man diesen Beruf ergreifen will?
Ich unterrichte und coache neben meiner Zeit auf der Bühne sehr viel und betreue Aufnahmeprüflinge für die Eignungsprüfungen an den Hochschulen. In meiner Arbeit dort fällt mir immer wieder auf, dass das Wichtigste der Drang ist, diesen Beruf ausüben zu wollen und fast schon eine gewisse Opferbereitschaft, das was ich als „Brennen“ bezeichnen würde. Konsequenz in Arbeit, Durchhaltevermögen, Lernbereitschaft und Offenheit sind auch notwendig.

Worauf muss man sich einstellen?
Kurz gesagt: wenig Zeit mit Freunden und Familie und viel Zeit auf Probebühnen, in Ballettsälen, in Zügen (Auditionfahrten), auf Vorsingen und in Studios. Es sind vor allem die Arbeitszeiten, die sich sehr von den regulären Betriebszeiten unterscheiden… Das wird oft unterschätzt, ist aber zu beachten, um sich damit arrangieren zu können. Solche Gegebenheiten können Freundeskreis und Familie strapazieren und damit für die Betroffenen schwierig werden.

Woran glaubst Du, könnte man scheitern?
Scheitern kann man immer und überall, in jedem Beruf und aus den verschiedensten Gründen. Vor allem der Beruf als Musicaldarsteller birgt viele Stolperfallen, Gefahren und Sackgassen in die man geraten kann, aber diese sind so individuell, dass ich diesbezüglich keine Prognose geben kann. Augen auf, wach sein, eine große Ehrlichkeit und Freude an den Tag legen und immer bei sich bleiben, authentisch und freundlich sein, wirken meines Erachtens einem Scheitern entgegen.

Ich muss die Frage noch loswerden. Ich las amüsiert in der Vita etwas von einem Oktoberfestmusical „Berauscht!“ von Ron Schickler und dem Bayrischen Rundfunk. Magst Du uns darüber etwas erzählen… was das ist, worum es geht, wie es entstand, .. . ein Fazit?
Leider darf ich darüber noch nichts sagen. Nur so viel: Ein tolles Projekt, das hoffentlich bald an die Öffentlichkeit kommt. Hierfür habe ich die Demo-CD mit Kollegen eingesungen: Einen Bösewicht, der den Protagonisten verführt. Es war eine tolle Herausforderung, die sehr viel Spaß gemacht hat!

Noch ein paar Fragen zur „Chronik der Unsterblichen“, die ja noch immer im Pfalztheater in Kaiserlautern, mittlerweile in der Wiederaufnahme läuft.
Wie bist Du zu dem Stück gekommen?
Als die Auditions für „Blutnacht – die Chronik der Unsterblichen“ am Pfalztheater liefen, probte ich gerade für das Stück „Hello, Dolly!“ (Rolle: Barnaby) am dortigen Haus. Man hat mich dann gefragt, ob ich mir vorstellen kann, für den „Frederic“ vorzusingen. Das habe ich auch getan. Es war mir eine besonders große Ehre, die Rolle als Erstbesetzung angeboten zu bekommen und entwickeln zu können – als der erste Frederic überhaupt.

Wie war das für Dich mit einer Metal Band zusammen zu arbeiten?
VandenPlas ist toll! Die Proben zur Chronik waren humorvoll, fantastisch und vor allem musikalisch unglaublich bereichernd und neu für mich. Jeder, der das Stück noch nicht gesehen hat, sollte unbedingt vorbei schauen, um sich von den Klängen von Andy Kuntz und Günter Werno verzaubern zu lassen. Noch bis Ende Januar spielen wir die Wiederaufnahme. Ich bin tatsächlich durch mein Mitwirken am Musical ein großer Fan von VandenPlas und Metal geworden.

Kanntest Du die Bücher von Hohlbein zuvor?
Leider nein. Ich hatte von Wolfgang Hohlbein schon viel gehört, aber bis dato nichts gelesen. Zum Musical erschien ein neuer Band „Chronik der Unsterblichen – BLUTNACHT: Das Buch zum Musical“, den ich während den Endproben sehr schnell verschlang. Natürlich habe ich für meine Rollenentwicklung viel Recherchearbeit betrieben und einige male mit Dieter Winkler, dem Co-Autor von Wolfgang Hohlbein, und mit ihm selbst gesprochen, damit Frederic ähnliche Züge wie im Buch hat und nach seinen Vorstellungen handelt. Dennoch habe ich versucht meine eigene Persönlichkeit zu integrieren und ein wenig Neues zu schaffen.

Was war/ist für Dich das Besondere an diesem Stück?
Es gibt so viel Tolles an dieser Rockoper. Ganz fantastisch neben dem unglaublich tollen Bühnenbild, den tollen Bildern in der Inszenierung von Urs Häberli, einmaligen Kostümen, fantastisch-atemberaubenden Szenen und wunderbaren Kompositionen, ist für mich die Tatsache, dass das Stück mit so vielen tollen Menschen aus unterschiedlichen Musik-Sparten besetzt wurde. Das Musical bekommt somit etwas ganz einmaliges. Wir singen alle im Metal-Stil im Stück, aber jeder hat ein anderes musikalisches „Zuhause“, das immer mitschwingt. So haben wir Andy Kunz und Manuel Lothschütz die wahren Metaler, Astrid Vosberg, die Musicaldarstellerin und Operettendarstellerin, Alexis Wagner, der eigentlich aus der Oper kommt und dort Bass-Partien singt, Gertjee Nissen, die Grande-Dame der Opern-und Musicalwelt und mich, der eigentlich rock-popig eingefärbte Musical-Tenor. Das Stück bekommt so vor allem musikalisch gesehen viel Abwechslung, Überraschungs-Momente und einmalig interessante Töne!

Abschließend noch die Frage, wie sieht die Zukunft von Dir aus? „Der Horrorladen läuft“, die „Chronik“ wird weitergespielt, gibt es neue Pläne, neue Stücke, in denen Du mitwirken wirst, und die Du schon verraten darfst?
Es laufen gerade diverse Vertragsverhandlungen und Absprachen, über die ich aber leider momentan nichts sagen darf. Es sind 2 Klassiker. Ich freue mich schon bald, voraussichtlich Ende November, mehr darüber auf meiner Homepage publizieren zu können und freue mich natürlich riesig auf die Projekte die dann noch kommen werden. Einige Auditions stehen auch noch aus. Es bleibt spannend. Ich nehme sehr viele neue Eindrücke und tolle Erfahrungen mit aus Innsbruck. Das Haus begeistert mich sehr, ich wurde unglaublich freundlich und warm aufgenommen, die Kollegen, unter denen sich bereits viele Freundschaften entwickelt haben, sind mir sehr ans Herz gewachsen und so auch der Regisseur. Voll bepackt mit diesen Eindrücken mache ich mich nun auf den Weg zu den nächsten Häusern.

Lieber Denis, für Deine sicherlich noch große Zukunft wünscht Dir MFJ von Herzen alles Liebe und Gute, Glück, Erfolg und dass Du immer so fröhlich und optimistisch bleibst!

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