Moonlight Serenade – ein Musical über das Leben von Glenn Miller! Bericht von Markus Voigt

Die Konzertdirektion Landgraf gastierte am 16.11.08 mit diesem Musical im wohl schönsten und bezauberndsten Theater Augsburg, dem Parktheater im Kurpark. In dem Stück, eine Hommage an den „King of Swing“, gedenkt man an dem legendären Komponisten und Posaunisten Glenn Miller.

Kurzabriss das Leben von Glenn Miller: Alton Glenn Miller wurde 1904 Clarinda, Iowa geboren. Von seinem ersten, selbst verdienten Geld kaufte er sich eine Posaune. Schon während der Highschool und in seiner Universitätszeit trat er mit der Boyd Senter Band auf. 1926 hatte er sein erstes wirklich wichtiges Engagement in der Band von Ben Pollack. Mit dieser Band spielte er zusammen mit Stars wie Benny Goodman, Bud Freeman oder Jimmy McPortland. Es wird vermutet, dass die ersten eigenen Werke Millers wie „When I first met Mary“ oder „Deed I do“ zu diesem Zeitpunkt bereits für Plattenfirmen produziert wurden. 1928 verließ er die Band um nach New York zu gehen und seine Jugendliebe Helen Miller zu heiraten. Er arbeitete dort für verschiedene Musicalorchester und lernte dabei Stars wie George Gershwin kennen. Dr. Joseph Schillinger, Gershwins Kompositionslehrer, zeigte Miller, wie er technisch seinen Song einen eigenen Charakter hinzufügen konnte. 1939 gelang ihm nach zahlreichen erfolglosen Versuchen eine Band zu gründen und die erstmals echte Anerkennung hierfür zu verdienen. Für das Glen Island Casino New Rochelle, New York wurde er schließlich für ein Engagement gebucht. Von Beginn an, am 17.5.1939, löste er Begeisterungsstürme aus. Bis Ende seines Engagements am 23.8.1939 hatte er alle Besucherrekorde gebrochen. Die Plattenverkäufe verzeichneten ebenfalls phänomenale Zahlen. Sogar im Rundfunksender auf CBS  durfte er dreimal in der Woche zur besten Sendezeit jeweils 45 Minuten spielen. Die 20th Century Fox produzierte die wohl besten Filme mit dem Glenn Miller Orchestra in der  Hauptrolle mit „Sun Valley Serenade“ (1941), oder „Orchestra Wives“ (1942). Titel wie „Serenade in Blue“ oder „Chattanooga Choo Choo“ sorgten immer wieder für Begeisterungsstürme. Letztere heimste die offiziell erste goldene Schallplatte in der Musikbranche ein. Der Erfolg wurde  zunehmend durch den 2. Weltkrieg getrübt. Bei der Air Force gründete er ein neues Orchester und erreichte durch diese Formation sehr rasch hohe Popularität. Der Weg führte ihn zeitweilig nach Schottland, England und Irland wo er erfolgreich Konzerte gab. Am 15.12.1944 wollte er nach Paris fliegen. Das Flugzeug kam jedoch dort nie an und die Suche nach ihm blieb erfolglos. Verschwörungstheorien verschiedenster Art ließen nach Millers Tod nicht lange auf sich warten.

Schon zu Lebzeiten galt Miller als Legende, doch nach seinem Tod wuchs das Interesse zunehmend. Noch heute zählt er unumstritten zu den „Kings of Swings“ und der Zauber seiner Musik erreicht noch heute die Menschen und begeistert diese.

„In the mood“, „String of pearls“, “Moonlight Serenade”, “St. Luis Blues”… Songs, die spätestens nach den ersten Takten jedem Zuhörer als Ohrwurm bekannt sind zeichnen Glenn Millers Musik und dessen hohen Wiedererkennungswert aus. Berechtigt also, dass sein Leben in Form einer Musicalshow den Weg auf die Bühne findet. Wie schon im vorhergegangenen Lebenslauf beschrieben wurden seine Eckdaten in eine Geschichte gefasst in die seine Musik elegant eingewoben wurde. Interessant, was an diesem Abend auf der Bühne von Statten ging. Konnte man im ersten Akt bis zur Pause die Stimmung stets am Siedepunkt beobachten, so war der zweite Akt eher ruhig und in sich gekehrt gestaltet, als Miller, verkörpert vom erfahrenen Musicaldarsteller Tilman von Blomberg,  zur Armee, der Air Force, ging.

Im Großen und Ganzen war die gesamte Show gelungen. An der einen oder anderen Stelle hätte man es sich gewünscht, dass die Witze, die durchaus gut gedacht waren, besser angebracht worden wären. Deren Auswirkung nach zu urteilen fiel es dem Publikum schwer, diese rasch zu erfassen. So blieben die Lacher zeitweilig auf der Strecke. Bedauerlich! In vielerlei Hinsicht hätte man die Gags witziger gestalten können und auch Anekdoten wesentlich intensiver ausschlachten können. Als Beispiel steht die Geschichte, als Miller mit seiner Band auf einem Konzerttransport die sogenannten Dämpfer verloren hatte. Stattdessen hatte die Band leere Fischdosen eingesetzt. Diese nette Anekdote hätte mit Sicherheit wesentlich humorvoller erzählt und präsentiert werden können. So kam die Pointe dieser Szene, mit echten leeren Fischdosen gespielt, so gar nicht zum Tragen. Mancher Witz verpuffte im Laufe des Abends in seiner Wirkung.

Hervorragend jedoch umgesetzt die Szene, als es Miller durch einen Zufall gelingt seinen ganz eigenen Sound zu finden. Inmitten eines Konzertes drohte das Solo für Trompete auszufallen, da der Trompeter den Bus verpasst hatte. Stattdessen setzte Miller spontan eine Klarinette für das Solo ein – der unverkennbare Sound Millers war geboren.

Für Lacher sorgte auch das Lied, als bei „In the mood“ auf der Bühne ein Hausputz simuliert wurde. Fleißig wurde mit dem Staubsauger auf der Bühne gewirbelt und auch die Glatze des Pianisten wurde der Reinigung nicht entzogen. Sie wurde kurzerhand wie ein Möbelstück poliert.

Nichts desto trotz erlebte der erste Akt, allein schon durch die Aneinanderreihung der berühmtesten Songs Millers, eine wunderbare und ausgelassene Stimmung im Publikum. „Chattanooga Choo Choo“ löste grandiose Stimmung im Zuschauerraum aus. Highlight dürfte unumstritten ein langanhaltendes Schlagzeugsolo gewesen sein, dass Beifallsstürme auslöste. Es symbolisierte im übertragenen Sinne die Ankündigung, dass die Welt von nun an mehr Donnern durch Kanonenkugeln erleben würde.

Und so wurden die Zuhörer im wahrsten Sinne des Wortes beschwingt in die Pause entlassen.

Wie bereits bemerkt, nach der Pause handelte die Story davon, als Miller ins Militär eintritt. Auch die Bühne erinnerte an starken Patriotismus, denn alle Big Band Mitglieder standen wohlaufgereiht in Uniformen auf der Bühne. Eine riesige amerikanische Flagge zierte den Hintergrund der Bühne. Alles war auf „Stars & Stripes“ getrimmt. Generell war die Show fortan militärisch geprägt.

Eine weitere Anektdote führte allseits zu Schmunzeln. Miller, der in der Heimat eingesetzt war um durch Konzerte Spenden für Kriegsmaschinerie zu sammeln sorgte dafür, dass er Vielen missliebig wurde. Es kam also vor, dass das Orchester vom Ministerium inspiziert wurde.  Ein Mann, der mit dieser Aufgabe betraut wurde glänzte nur so vor Ignoranz. Er selbst kannte kein einziges Instrument beim Namen und so deutete er beispielsweise nur auf eine Posaune um seine Meinung darüber kund zu tun. Glenn Miller machte sich daraus einen Scherz und soufflierte ihm die falschen Namen, wie z.B. statt von der Posaune sprach er von der Oboe, was schließlich zur allgemeinen, verhaltenen Erheiterung beitrug. Doch der Inspizient lies sich nicht beirren und beharrte auf seiner Feststellung, dass die Töne nicht stimmen können, da die Züge der „Oboas“ unterschiedlich beim Spiel ausgezogen wurden.

An dieser Stelle muss die starke Leistung der Protagonisten beschrieben werden. Allen voran Tilman von Blomberg, der die Titelfigur verkörperte und überzeugte. Gerade die Szene der Verleihung der Goldenen Schallplatte löste er witzig und gekonnt und entlockte dem Publikum so manchen Lacher. Ein toller Tänzer und Schauspieler, dem zwar hier und da etwas an Ausdruck und Power fehlte, im Allgemeinen aber eine tolle Perfomance ablieferte. Das Ensemble wechselte zeigte mit seinem Einsatz tolle Tanzeinlagen, setzte choreografische Highlights und mit Einlagen aus Ballett zeigte es seine Vielfältigkeit. Das Ensemble spielte Komparsen und Sänger sangen zum Orchester, und deren Mimik sorgte für Lacher, die an Slapstick erinnerten und überzeugend rüberkam. So erkannte man beispielsweise einen gelangweilten Jerry Lewis am Klavier lehnend, ein anderer Darsteller verkörperte einen Treibauf, der sich in die Songs so richtig hinein steigert, währenddessen die anderen stoisch starr weitersingen, nur, damit sie möglichst rasch fertig sind.

Der Choreograph der Show, Andrew Hunt, ebenfalls als Solist, Sänger, Tänzer im Ensemble integriert sei an dieser Stelle nochmal hervorgehoben, der aus der die Aufmerksamkeit immer wieder auf sich ziehen konnte. Zweifellos ein weiteres kleines Highlight unter den Protagonisten.

Der Grundgedanke Millers, die Big Band in den Mittelpunkt zu stellen und nicht einzelne Personen hervorzuheben war mit dieser Show gelungen wiedergespiegelt. Das war schon zu Lebzeiten seine Absicht, auf die er stets in Drehbüchern bestanden hat.

Etwas zusammenhangslos, bzw. schwer zu verfolgen, gestaltete sich die Geschichte an manchen Stellen, diese mit den einzelnen Highlights zusammen zu fügen. Etwas holprig erschien es demnach. Hätte man hier oder dort einen gut ausgearbeiteten Witz eingebaut oder die Geschichte darum mehr ausgeschlachtet, hätten diese Stolpersteine sicherlich umgangen werden können.  Im Großen und Ganzen ist ein Spagat zwischen Dokumentation, Biografie und be-swing-ter Unterhaltung gelungen.

Fazit: Man ging be-swing-t, aber nicht unbedingt beschwingt nach Hause.

 

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