Es wird gehext und gezaubert – Es grünt so grün, im Land von OZ

Das gesamte SI-Centrum leuchtete am Donnerstag 15.11.07 knallig grün als Steven Schwartz’ Musical  „Wicked, die Hexen von Oz“ seine Deutschland-Premiere im Palladium Theater feierte. Die Stage Entertainment ruft und Stargäste aus Film, Fernsehen, Show, Politik, Wirtschaft, Sport und Adel, sowie zahlreiche Musicalsstars liefen bei eisigen Temperaturen bestens gelaunt über den „grünen Teppich“ und erlebten eine euphorisch gefeierte Show. Begeistert gab es minutenlange stehende Ovationen und lassen so den erhofften Erfolg vermuten.

Grundlage des Stückes ist das Märchenbuch „Der Zauberer von Oz“, von Lyman Frank Baum. 1900 erschien es und wurde bereits zwei Jahre später als Musical umgesetzt. Der Film erschien 1939 mit Judy Garland in der Hauptrolle der kleinen Dorothy. Bereits 2003 feierte das Musical am Broadway eine grandiose Premiere und London ist seit 2006 grün. Ausserdem läuft das Musical auch in Australien, Japan und vielen anderen Ländern. Der große Erfolg den New York und London aufweisen will man auch hier in Stuttgart einholen. Man darf gespannt sein, ob dies gelingt.

Doch: was ist der Reiz von Wicked? Es ist die Kombination aus verblüffenden Showeffekten, rasantem Tanz, schrillen Kostümen, haufenweise Ohrwürmern und großartigen Darstellern. In „Wicked“ steckt eine moderne und ergreifende Story mit Problematiken, die auch unsere heutige Gesellschaft beschäftigt. Ja, man könnte sogar sagen, dass die Story geschickt Politik und Geschichte verwickelt.

Zwei Hexen begegnen sich in einer Hexenschule. Glinda, aus gutem Hause stammend ist verwöhnt und versteht es geschickt mit Raffinesse und nicht immer fairen Mitteln ihren Willen durchzusetzen. Aber tief in ihr steckt doch auch ein guter Kern, den sie aber erst gegen Ende den Zuschauern vermitteln kann. Lucy Scherer spielt Glinda mit frischen Esprit und versäumt es nicht, die Pointen sekundengenau zu setzen. Ihre klassische Stimmgewalt zu Beginn des Stückes lässt wirklich erstaunen. Ihr schauspielerisches Talent kann sie voll ausspielen und hat trotz der umzweifelten Charakterrolle die volle Sympathie der Zuschauer auf ihrer Seite. Und dann ist da Elphaba, die andere Hexe. Sie ist die verantwortungsbewusste der Beiden. Sie ist grünhäutig und wird deshalb wegen ihres ungewöhnlichen Aussehens verachtet, gemieden und verschmäht. Willemijn Verkaik verkörpert Elphaba überzeugend. Ihre Stimmgewalt heimst für „Frei und schwerelos“ den lautesten Applaus ein. Was verbindet Glinda und Elphaba, zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten? Nach anfänglichen Schwierigkeiten erkennt Glinda „Elphis“ Mut und Stärke und ist von deren Eigenschaften ehrlich beeindruckt. Sie beschliesst daraufhin ein besserer Mensch zu werden. Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den Beiden.

Wie in jedem Märchen gibt es einen Prinzen. Prinz Fiyero, der junge, gutaussehende Student wird von Mark Seibert dargestellt. Er wurde kürzlich mit dem 2. Platz als Deutschlands beliebtester Darsteller von der Fachzeitschrift „Musicals“ gekürt. Seibert zieht allein schon aufgrund seiner stattlichen Erscheinung alle Aufmerksamkeit auf sich. Leider lässt die Rolle nicht viel Spielraum um schauspielerisches und gesangliches Können unter Beweis zu stellen. Seibert macht das Beste aus seiner Rolle und es gelingt ihm, die Aufmersamkeit auf sich zu ziehen. … Man ahnt es schon, beide Hexen verlieben sich in Fiyero, doch zunächst scheint dieser nur Augen für Glinda zu haben. Auch hier schafft es diese mit einem Trick Elphaba aus dem  Rennen zu „werfen“.

Im Laufe der Geschichte  begegnet man natürlich auch dem Zauberer von Oz (Carlo  Lauber). Elphabas größter Wunsch ihn zu treffen geht in Erfüllung, als die Schuldirektorin Madame Akaber (Angelika Wedekind), die Begegnung einfädelt. Wie sich später herausstellt tut sie dies jedoch nicht ohne Eigennutz. Vor lauter Freude merkt Elphaba zunächst nicht, dass Akaber und der Zauberer böse Absichten verfolgen. Sie wollen die alleinige Macht über das Land Oz und dafür brauchen sie die Zauberfähigkeit Elphabas. Ausgenützt für deren Zwecke soll Sie alle Einwohner im Land Oz gegen die Tiere aufhetzen, da diese dort sprechen können und das Leben gewaltig mitmischen. Den Anfang musste der einstige Lehrer Dr. Dillamond, ein Ziegenbock machen. Er wurde vor den Augen der Schüler von Madame Akaber mundtot verzaubert und von deren Handlangern, einer Art Armee, abgeführt. Dillamonds starker Einfluss, dessen Toleranz, die er im Unterricht vermittelte, das „Anderssein zu tolerieren und akzeptieren“ widerstrebte dem Zauberer und Makaber. Geraume Zeit also verfolgen sie fast schon fanatisch besessen ihre alleinige Macht über Oz und überzeugen letztlich auch Glinda sich deren Hofstaat anzuschließen. „Elphi“ erkennt mit Entsetzen viel zu spät deren Vorhaben und beschließt gegen Dieses anzukämpfen und Oz zu retten. Sogar der leichtlebige Prinz Fiyero schließt sich ihr an, nachdem er erkannt hat, für wen sein Herz tatsächlich schlägt…

Ja, der „grüne Wirsing“ ist in Wicked – die Hexen von Oz im wahrsten Sinne des Wortes „am dampfen“, wie Glinda so passend formuliert. Auch der Werbeslogen selbst: „Ein Musical, 2 Hexen und unendliche Magie“ – Wicked die Hexen von Oz ist ein Musical geeignet für Erwachsene und Kinder ist wirklich passend gewählt. Wünschen wir dem Stück und seinen Protagonisten also von Herzen, dass der Erfolg dieser Deutschlandpremiere noch lange anhält und der „Zauber recht lange seinen Reiz behält“.

Wicked
Bericht von Marina Bunk, gekürzt erschienen in der Augsburger Allgemeinen Zeitung überregionaler Kulturteil, Bayern /Schwaben

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