Nun zeigt er sein wahres Gesicht: Der JESUS! Jetzt rechnet er ab!

Er begeht einen Einbruch und dirigiert ganz nach seiner Pfeife die Zuschauer im Orchestergraben …

Thomas Peters Musical Schauspieler Theater München AugsburgDa sitzt Jesus  also und verfolgt auf einer großen Leinwand ein EM-Fußballspiel. Alleine schon seine Optik wirft den perfekten Jesus ab. Er ist groß, hat dunkelblondes, gewelltes Haar, ein markantes Gesicht. Der sympathische, nette Schauspieler und Sänger lächelt, als ihn ein paar Mädchen selbstbewusst um ein Autogramm bitten. Mit einem Male aber stehen sie völlig fasziniert und leicht schüchtern vor ihm. Verständlich! Er  hat diese ganz besondere Ausstrahlung, die sich bei Bühnendarstellern schwer erklären lässt. Aber gerade deshalb ist klar, weshalb der gelernte Schauspieler Thomas Peters die Rolle des Jesus im Musical „Jesus Christ Superstar“ in Augsburg 2006 und 2007 verkörperte. Er passte einfach perfekt in diese Rolle. Mit der neuen Spielzeit 07/08 ist Peters vom Theater Augsburg zum Staatstheater am Gärtnerplatz in München gewechselt. Seitdem spielt er dort neben einigen weiteren Stücken Francis in „La Cage aux folles“ oder Freddy in „My fair lady“ und den skrupellosen Zahlmeister Danglars in „ChristO- die Rockoper“. Letzterem Charakter verlieh er trotz geringen Gesangseinlagen / Dialogen eine charakterstarke Note und schafft es bleibende  Akzente zu setzen und die Rolle zu beleben. Eifrig arbeitet Peters an seiner Inszenierung „Das Mörderkarussell“, einer Boulevardkomödie, deren Premiere im September im Theater 44 in München sein wird. Im Staatstheater am Gärnterplatz wird er außerdem sein Bühnenprogramm „Shockheaded Peter“ zur Aufführung bringen, mit dem er bereits in Augsburg große Erfolge feierte. MFJ hat den beeindruckenden  Schauspieler Thomas Peters in München für ein Gespräch aufgesucht und gesprochen. Dabei konnte man feststellen, dass in diesem „straighten Messias“ und Fußballfan  neben einer gewaltigen Portion Liebenswürdigkeit ein richtig toller Komiker steckt, der es schafft, den Menschen völlig unerwartet Lachattacken zu entlocken. (An dieser Stelle sei angemerkt, dass es mich- als mittlerweile geübten Interviewjournalisten- in diesem Interview doch ziemlich oft zu Lachkrämpfen hingerissen hat.)

Ganz kurzer Rückblick, die Zeit bei ChristO ist so gut wie vorbei. Gibt es etwas, Du gerne noch loswerden möchtest?

Nun, dadurch, dass ich „nur den Danglars“ gespielt habe, war ich nicht so tief in die Produktion verwickelt wie vielleicht Andere. Es war für mich jetzt keine Produktion, die von mir alles abgefordert hat oder mich die letzten drei Monate meines Lebens stark beeinflusst hätte. Bei anderen Kollegen, die aufgrund ihrer großen Rolle viel mehr involviert waren ist das sicherlich anders. Sie haben teils ganz schön dafür geackert. Danglars war dagegen war – leider- eine sehr kleine Rolle. Es war natürlich eine tolle Zeit. Ich habe viele neue und nette Menschen kennengelernt. Holger Hauer mag ich wirklich sehr gerne, gerade auch als Mensch. Oder auch Günter Werno. Er sind sehr angenehme Kollegen mit einem tollen Humor. Ich mag es immer, wenn Leute bei den Proben in der Arbeit Humor haben. Ich finde, das ist unablässig. Ich denke auch, dass es eine Basis in dem Beruf ist, die  immer präsent sein muss, egal was man macht. Ob es jetzt eine Tragödie oder eine Komödie ist, egal. Du musst immer über Dich lachen können. Das habe ich bei beiden sehr schätzen gelernt. Das ist etwas Schönes, was ich aus dieser Zeit mitnehme.

Was auffällt, Du wirst ermordet, also ertränkt und die Kehle wird Dir durchgeschnitten. Warum wehrst Du Dich denn in der Szene gar nicht?

Thomas Peters Musical Schauspieler Theater München AugsburgDas ist ein rein technischer Vorgang. Bei der ersten Probe mit der Wanne  habe ich mich so richtig gewehrt. Man muss aber auf ganz viele Dinge achten. Zum einen darf das Wasser nicht auf die Feuerrinne schwappen, weil sich das sonst mit dem Benzin mischt und wenn Andy diese dann anzünden will, dann würde da gar nichts passieren. Außerdem ist hinter der Wanne eine Versenkung im Boden, aus der später Chris Murray als Inspector auftaucht. Das bedeutet, da darf auch kein Wasser herunter  laufen.  Zum Anderen geht es ja auch um den Charakter Danglars. Als er Edmond trifft und erkennt wird ihm bewusst, dass auch er daran schuld ist, dass dieser 21 Jahre eingesperrt war und es ist ihm in diesem Moment sofort bewusst, dass „Wegrennen“ zwecklos wäre.

Da kommen wir auch schon zum Charakter Danglars. Er ist der Ruhigere in dem „bösen Trio“, oder?

Ja, er kann gelassen und ruhig reagieren, finde ich. Seine letzte Stunde hat geschlagen und er weiß, dass er Edmond definitiv nicht entkommen kann. Danglars bricht  in dieser Szene in das Haus ein, weil er in großen Nöten steckt. Er wird dabei  von Edmond ertappt. Er versucht sich noch dafür zu entschuldigen, das Edmond über die Jahre eingesperrt war und bittet ihn um Verzeihung, aber an der Reaktion seines ehemaligen Freundes merkt er, dass er jetzt sterben muss. Edmond ist gekommen ist um Rache zu nehmen. Von daher habe ich versucht zu zeigen, dass er sich mit seinem Schicksal  in diesem Moment abfindet.  Außerdem ist Danglars DER Charakter der drei Verbündeten, der noch am meisten Skrupel aufweist.

Stimmt, er ist Derjenige, der noch am meisten „Verständnis“ für die Wut Edmonds hat…

Mir ist wichtig, dass jede Figur nicht eindimensional ist eben wie beim Danglars. Er ist derjenige, der Skrupel zeigt.  Das ist wie im wahren Leben, jeder Mensch hat viele Wahrheiten, also sollte das bei Rollen auch so sein, finde ich. Ich meine, das macht Charaktere und Menschen auch spannend. Ich hatte ja den einzigen Lacher des ganzen Abends, als ich Edmond überschwänglich begrüße und mich entschuldige. Das war schon immer toll zu spüren, dass in einer sehr ernsten Szene gelacht wird und das ohne albern zu sein. Die Leute hatten die Möglichkeit sich zu befreien und wollten das offensichtlich auch. Es geht ein Ventil auf, wo sie durchatmen können, denn generell ist das Stück ja sehr düster und schwer. Da merke ich dann, dass meine Arbeit ankommt.

Hier im Theater bist Du, wie im Eingangstext beschrieben, in vielen Stücken involviert.  Gibt es da ein Lieblingsstück für Dich, bzw. eine Rolle, die Du besonders gerne spielst?

Thomas Peters Musical Schauspieler Theater München AugsburgAuf jeden Fall ist der „Shockheaded Peter“ ein Favourite für mich, weil das MEIN Abend ist. Den hab ich hingestellt, für den bin ich verantwortlich und ich spiele ihn mit Herzblut. Wer mich sozusagen als Darsteller und auch als Mensch kennen lernen will, der guckt sich am besten Shockheaded Peter an. Ansonsten „Mann im Mond“ war auch eine schöne Geschichte, weil es eine ganz interessante Rolle war. Ich spielte den Mann im Mond. Einen schrägen Typen zu spielen, eine Fantasiegestalt, ist für einen Schauspieler immer sehr spannend.  Francis in „La Cage“ war auch eher eine kleine Geschichte und ich freue mich sehr darüber, dass ich in der nächsten Spielzeit den Jean-Michelle spielen werde. Das ist toll, weil ich in der Rolle viel mehr zeigen kann. Ich freue mich auch im Besonderen drauf, weil ich mit tollen Kollegen wie Christoph Marti oder Hardy Rudolz spielen kann. Wir Drei haben in dem Stück Einiges miteinander zu tun und mich freut es sehr, dass die Beiden sich darauf freuen, dass ich die Rolle übernehme. Das wird schön.

Dann gibt es noch die Sache, wo ich im Orchestergraben inszenieren darf. Das Stück kommt am 30.11. heraus und heißt „Orchesterprobe Traviata 3. Akt“. Ich finde, das ist eine wirklich sehr, sehr spannende Geschichte, weil es ein Schauspiel im Orchestergraben ist. Die Zuschauer sitzen auf den Plätzen der Orchestermusiker im Graben  und werden von dem Dirigenten, der von mir gespielt wird, angesprochen als Orchester. Das bedeutet im Endeffekt, dass das Stück nur für eine begrenzte Anzahl Zuschauer pro Vorstellung vorgesehen ist. Diese Besucher erleben auf den Plätzen des Orchesters eine Probensituation von der Oper „La Traviata“ aus der Sicht des Orchesters. Sie verfolgen, wie ein Stück, eine Oper entsteht. Das ist wirklich toll und ich freue mich sehr darauf und bin schon dabei es vorzubereiten. Kurz zum Inhalt: Es geht darum, was in den Proben alles passiert. Mit welchen Widrigkeiten man sich befassen muss und man erlebt die verschiedenen Verantwortlichen in einem Probenprozess. Man wird sehen, wie eine Diva ist, wenn sie mal austickt. Die Besucher sehen  die junge Sängerin, die gerade von der Schule kommt und, dass für sie alles noch so heilig am Theater ist. Sie erleben den Regisseur, der seine ganz eigene Vision von Theater umsetzen möchte. Und dann ist da der Dirigent, der versucht mit seiner Musik zu arbeiten… Diese ganzen Diskrepanzen versprechen natürlich Einiges für ein sehr reichhaltiges und heiteres Stück. Als ich den Text gelesen habe, wusste ich sofort, dass das eine tolle Sache wird. Ich finde aber auch, dass es ideal hier ans Gärtnerplatztheater passt. Ich könnte mir keinen anderen Platz vorstellen, wo das gespielt werden könnte. Die Oper ist zu groß dafür und bei einem Schauspielhaus fehlt der Orchestergraben. Das hier ist in München demnach das einzige Theater, wo es wirklich komplett passt.

Du bist ganz schön kontrastreich. Zuerst eine Rockoper, bei der jeder aufschreit, dass das gar nicht geht, dann dieses Stück bei dem Du sagst, das passt nur hier hinein…

Thomas Peters Musical Schauspieler Theater München AugsburgJa, so ist das Leben und das Theater- es besteht aus Kontrasten. Aber so muss es auch sein, damit es abwechslungsreich bleibt. Ich will mich auf keinen Fall festlegen. Ich will neugierig bleiben in alle Richtungen gucken und in der Arbeit möglichst lebendig bleiben. Stillstand würde mich wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit einfach langweilen.

Wie schaffst Du es, Dir die Abwechslung zu erhalten?

Ich bleibe neugierig. Ich habe einst bei einer britischen Performance Theatergruppe einen Workshop gemacht.  Das ist wieder etwas völlig anderes. Performancetheater ist sehr improvisativ und entsteht aus totaler Intuition. Impro hat keinen festen Text und ist daher ein völlig anderes Arbeiten. Es war Zufall. Zu dem Zeitpunkt spielte ich in Hagen den Riff in der West Side Story, als in Hannover ein Theaterfestival war und diese englische Theatergruppe einen 10-tägigen Workshop machte. Ich habe mich einfach beworben und wurde genommen. Mit 15 Schauspielern/innen aus der ganzen Welt nahm ich daran teil. Wir waren ein bunt gemischter Haufen.  Das war eine tolle Sache die mir sehr viel gebracht hat und mich sehr stark beeindruckt und geprägt hat für meine komplette weitere Arbeit.

Machst Du denn auch so Geschichten in Mundart? Ich habe da was von „Altinger und zwei Kracherte“ gelesen?

Nein, das war damals so, da habe ich in seinem Programm die Musik gemacht. Michael Altinger ist mittlerweile ein ziemlich bekannter Kabarettist in der Szene und gehört zu den Namen in Bayern, die man gut kennt. Ich habe es selbst noch nicht auf der Bühne zeigen können – leider-muss ich sagen, denn  ich mag den Dialekt sehr gerne und es liegt mir auch sehr. Ich warte noch auf die Chance, dass ich sowas mal machen kann.

In Deiner Vita habe ich zahlreiche Auftritte entnommen, die Du im Fernsehen hattest…

Soviel ist es letztlich dann aber auch nicht, wie es den Anschein hat. Das waren kleine Geschichten, mal Episodenrollen, mit wenigen Drehtagen. Bei Kurzfilmen dauerte es etwas länger. Es sieht in jedem Fall mehr aus, als es in Wirklichkeit dann ist. Ich würde in die Richtung auch gerne mehr machen, aber wenn Du am Theater bist, dann hast du weniger Zeit dafür. Gerade dann, wenn man in einem Stadttheaterbetrieb ist, wie ich damals in Augsburg. Selbst wenn mehrere Angebote gekommen wären, hätte ich gar keine Zeit dafür gehabt. Im Film- und Fernsehbereich  muss man sehr flexibel sein, weil sich oft was verschiebt. Das ist mit dem Theater sehr, sehr schwer zu vereinbaren. Von daher kannst du dich, wenn du im Stadttheaterbetrieb bist, nur auf Eines konzentrieren. Hier am Gärtnerplatz würde es wieder gehen, weil ich mehr Zeit habe. Außerdem bin ich hier in München vor Ort, da könnte es eher funktionieren.

Theater und Fernsehen sind aber doch zwei Paar Stiefel!

Thomas Peters Musical Schauspieler Theater München AugsburgEs ist eine sehr interessante Spielweise vor der Kamera. Sie ist anders als Theater. Alles ist kleiner. Du kannst viel feiner spielen. Es besteht die Gefahr, wenn Du lange Theater gemacht hast, dass du dir das „Große“ antrainiert hast. Auf der Bühne muss man groß spielen. Dagegen musst Du vor der Kamera fast gar nicht spielen, wenn dann nur ganz, ganz fein. Das reizt mich sehr, denn ich bin einer, den die feinere Spielweise – wenn ich ehrlich bin – immer mehr interessiert hat. Von daher glaube ich, dass ich das Ende der Fahnenstange auch auf dem Gebiet noch lange nicht erreicht habe. Ich würde mir gerne mehr Gelegenheiten wünschen, dass ich  verstärkt gucken kann, das zu trainieren und zu machen.

Wie man Deinem Lebenslauf entnehmen kann, Du kommst ja so richtig aus dem Schauspielfach. Wie hat es sich ergeben, dass Du letztlich nun doch sehr viel im Musicalfach zu sehen und hören bist?

Grundsätzlich muss ich sagen, ich habe schon immer Musik gemacht. Vor der Schauspielerei  hatte ich meine eigenen Band. Die Schauspielerei kam mir sozusagen dazwischen. Dann habe ich die Ausbildung absolviert. In den Engagements, die ich hatte, haben die Leute relativ schnell gemerkt, dass ich singen kann und so wurde ich in den Musicals besetzt. Bei mir ging es in Hagen los. Im Stückvertrag, „Minna von Barnhelm“ hat der Intendant  damals gesehen, dass ich das gut mache und meinte, er würde mich in der nächsten Spielzeit gerne öfters einsetzen. Hagen ist ein Opern- und Balletthaus und einmal im Jahr macht das Haus eine eigene Schauspielproduktion. Dann kam West Side Story. Darin spielte ich dann  den Riff. Das hat mich sehr gefreut. Später kam das Kindermusical „Eine Woche voller Samstage“ hinzu, bei dem ich den Herrn Taschenbier geben durfte. So hat das angefangen. Ich hatte aber nie eine Musicalausbildung. Bei mir ging es eher anders herum.

Interessant! Und wie kam es dann, dass Du von Augsburg nach München gewechselt bist? Hier hast Du ja doch mehr mit Musik zu tun als in Augsburg.

Thomas Peters Musical Schauspieler Theater München AugsburgDass ich hier jetzt am Gärtnerplatztheater bin, das hat natürlich etwas damit zu tun, dass mich Dr. Ulrich Peters aus Augsburg gut kennt . Ich habe lange darüber nachgedacht habe, ob ich an ein Musiktheater gehen soll, denn – wie gesagt – ich empfinde mich in erster Linie als Schauspieler. Das Spielen kommt im Musiktheater generell aber oft zu kurz und ich persönlich finde, es reicht nicht nur, dass Du nur gut singst. Sonst könnte man auch sagen: „Hey, ihr singt super, beeindruckend. Aber warum macht ihr nicht einfach ein Konzert ?“ Autoren haben ja ein Stück geschrieben, also eine Geschichte mit einer Handlung und mit Dialogen, die von und mit Menschen erzählt werden wollen. Und es ist so schade, wenn die schönsten Lieder wunderbar gesungen sind und in dem direkt anschließenden Dialog von Lebendigkeit, Spannung und Echtheit nichts mehr da ist, weil es die auf der Bühne nicht können oder weil sie es nicht interessiert. Da reicht für mich die stärkste Stimme nicht aus, um über so ein Defizit  hinwegzublenden. Das Musiktheater hat eine große Chance, Leute zu erreichen. Die Kombination aus gutem Gesang und guten Schauspiel ergibt noch einmal eine ganz andere Kraft, die da rüberkommen kann. Mit Musik erreichst Du die Leute ganz anders. Wenn Leute zusätzlich noch spielen können, KANN eine unglaubliche Kraft davon ausgehen.

Ist es bei Auditions nicht Pflicht auch einen Monolog vorzutragen?

Das ist nicht immer so. Ich war erst kürzlich auf einer Audition, da wurde vorab mitgeteilt, einen Monolog und zwei Gesangsstücke vorzubereiten. Einen Tag zuvor, als ich begonnen hatte daran zu arbeiten hieß es dann, dass das mit dem Monolog nicht so wichtig sei, da sowieso nur gesungen würde.  Dann ging es tatsächlich nur um ein Gesangsstück. Das zeigt mir dann, wo der Schwerpunkt liegt. Jeder muss in diesem Fall für sich entscheiden, wie er das haben möchte und ob ihm das reicht oder nicht. Mir reicht das nicht, mir ist das zu wenig, jedenfalls am Theater.

Da fällt mir ein- und ich darf das sagen, weil ich die Rolle gespielt habe- bei  „Jesus Christ Superstar“ ist es ja so: Das Stück ist komplett durchkomponiert, da gibt es zum Beispiel keine Dialoge. Und doch muss man die Rolle des Jesus spielen können.  Du musst diese Rolle verkörpern, im wahrsten Sinne des Wortes. Da ist es nicht nur über den Gesang getan. Jesus hat zwei große Momente. Das ist zum Einen Gethsemane und dann die Kreuzigung. Da muss was da sein. Da heißt’s:„So! Und jetzt die Karten auf den Tisch, mein Freund! Die Rolle ist sauschwierig, weit über die gesanglichen Anforderungen hinaus.

Wie war es denn für Dich, gerade als Vollblutschauspieler, wenn Du als Jesus am Kreuz hängst und stirbst…

Thomas Peters Musical Schauspieler Theater München AugsburgDiese Szene, wenn Jesus stirbt, das kann man nicht beschreiben. Diese Momente, diese Produktion in Augsburg, werde ich nie vergessen. Es war eine ganz besondere Zeit und so eine Figur wie den Jesus zu spielen ist auch etwas ganz Besonderes. In der Situation habe ich gemerkt, die Leute sind dran, sie sind dabei, aber das zu versuchen in Worte zu fassen würde nur kitschig klingen. Im ersten Jahr habe ich mich noch sehr von diesem „Gesangsberg“ blenden lassen. Jeder sagte „Diese Höhe…!!  die ist so schwer…“  –  klar ist das schwer. Natürlich hatte ich Bammel davor! Aber im zweiten Jahr habe ich wirklich gemerkt, ich muss mich von diesem ganzen technischen Denken befreien. Nur so kann ich zu mir und dadurch zu der Rolle finden. Ich konnte ich mich dann von diesen ganzen Dingen freispielen.  Ab da war ich dann komplett in der Produktion. Jeder Abend war etwas ganz Besonderes. Alleine dass Du das spielen darfst, den Jesus verkörpern darfst, das kannst Du mit Geld nicht bezahlen. Das ist wirklich ergreifend und die Rolle werde ich auch immer in meinem Herzen tragen.

Du hast vorhin gesagt, Du hattest mal eine eigene Band. Bist Du in dieser Hinsicht noch aktiv?

Weniger. Dadurch, dass mein Partner, mit dem ich die Band hatte nach Berlin gegangen ist und dort Intendant eines Theaters ist, hat sich das etwas zerschlagen. Ich arbeite momentan an einer Filmmusik zu einem Kurzfilm und habe auch im letzten Jahr die Musik zu einem Film geschrieben. Musik spielte schon immer eine wichtige Rolle bei mir. Ich bin sehr froh darüber, dass ich die Musik habe, da es mir für den Beruf des Schauspielers sehr viel bringt. Schauspielerei hat zum großen Teil auch ganz viel mit Musikalität zu tun, mit Rhythmus, Sprachmelodie… Einen Schiller oder Shakespeare zu sprechen, hat sehr viel mit der Melodie des Textes zu tun. Das kann man nicht einfach so machen. Jeder Text hat seine eigene Melodie. Die musst Du finden. Wenn man da musikalisch ist, dann tut man sich in der Beziehung auch leichter. Von daher kann das Eine vom Anderen nur lernen. Ich bin sehr froh, dass ich das Beides habe.

Du spielst recht viele Instrumente. Eigentlich könntest Du Deine eigene Band spielen…

Thomas Peters Musical Schauspieler Theater München AugsburgGanz früher habe ich in einem Fanfarenzug gespielt. Ich habe zuerst Fanfare gespielt, dann bin ich auf Trompete umgestiegen. Irgendwann mal, ich weiß nicht mehr genau, war mir das wohl zu spießig oder so und habe beschlossen Schlagzeug zu spielen. Das war geil! Ich finde, es ist eine gute Basis, weil das Instrument das Rhythmusgefühl schult. Den Rest habe ich mir selbst beigebracht wie Bass, Gitarre und zuletzt Klavier. Ich würde nicht sagen, dass ich diese Instrumente studiert habe, aber ich weiß zumindest um die Besonderheiten oder die Mechanismen der Instrumente.  Es hilft auch, seinen Part, seine Rolle, in dem gesamten Stück zu sehen, nicht nur seinen Song und seine Rolle. Man behält viel leichter den Überblick. Das finde ich ganz wichtig, dass man seinen Teil im Ganzen einschätzen kann.

Du scheinst Herausforderung zu suchen, denn Du bist selbst nicht nur Schauspieler und Sänger, sondern auch Musiker und Regisseur….

Letztlich bin ich deshalb auch am Gärtnerplatz, weil Theater viel mit Herausforderung zu tun hat. Ich liebe das. Was das Regieführen betrifft, da bin ich ja eher zufällig dazu gekommen.  „Shockheaded Peter“ war sozusagen ein Unfall. Es war ganz anders angedacht und aus verschiedenen Gründen habe ich das Stück dann übernommen und einen Abend daraus gestrickt. Nach diesem Stück hat sich durch einen Schauspielkollegen in Augsburg ein neues Stück entwickelt, bei dem ich, auf seinen Wunsch hin, die Regie übernommen hatte.  Durch diese Arbeit hat Dr. Peters gesehen, dass ich diese Richtung gerne und gut mache. Ich habe aber auch signalisiert, dass ich das sehr gerne weiter verfolgen möchte. So  bekam ich durch Dr. Peters die Chance im Bereich Regie. Das war ein großes Geschenk für mich. Regieführen ist für mich noch einmal eine ganz andere Herausforderung, denn man muss den großen Überblick behalten, man ist verantwortlich für die Geschichte, wie sie erzählt wird, wie es aussehen soll, wie soll es rüberkommen… Mit dem „Mörderkarussell“ führe ich in Sachen Regie diesen Wunsch fort. Nächstes Jahr folgt dann das Stück „Die Orchesterprobe“. Regie zu führen ist der totale Wahnsinn.

Hast Du da negative Erfahrungen gemacht, wenn Du das so sagst?

Naja, mit dem Stück „vernetzt denken“, das war eine Uraufführung, ein Stückewettbewerb, da gab es mal ein besonderes Vorkommnis. Es war eine sehr schwierige Produktion. Das Stück war vorab schon recht umstritten. Bei Allen, vor allem aber auch bei den Schauspielern. Die Meinungen gingen sehr extrem auseinander. Dazwischen gab es nichts. Die Leute, die es schlecht fanden, waren wirklich wütend darüber und die, die es gut fanden, waren richtig begeistert. Tja, und ich stand in der Mitte und war dafür verantwortlich. Es war für mich eine ganz wichtige Erfahrung.

Thomas Peters Musical Schauspieler Theater München AugsburgRegie zu führen ist auch deshalb so schwierig, weil Du es aushalten musst, wenn Leute sagen, dass sie die Inszenierung total daneben fanden. Im Theater und in der Kunst musst Du das immer, aber in diesem Fall ist es doch anders, weil  Du ja da die totale Verantwortung hast und, weil du dich total den Leuten auslieferst, denn in deiner Inszenierung sollte auch immer eine große Portion von dir selbst stecken, von Deiner Sicht der Dinge, des Lebens. Nein, nicht „sollte“ – es „muss“! Sonst bräuchtest du es ja gar nicht machen. Und diese Sicht teilt nun mal nicht jeder.

Mit diesem Stück waren wir dann bei den Bayerischen Theatertagen in Fürth vertreten. Man muss dazu sagen, dass das Fürther Publikum etwas älter war. Diese „Uraufführung“ wurde dort also mit großer Spannung erwartet. Ich selbst saß im Zuschauerraum. Zu Anfang des Stückes habe ich eine sehr lange Sequenz eingebaut, bei der die Schauspieler fernsehen, aber eben nichts Interessantes, sondern sehr viel „Müll“ und „Gewöhnliches“, was eben so läuft. Schon nach fünf Minuten hat der Saal gebrodelt. Die Leute sind türenzuschlagend rausgegangen, haben geschimpft: „welch eine Frechheit“, „das Ganze ist eine reine Unverschämtheit“ … Im ganzen Saal entstand Aufruhr… und ich saß mittendrin… ich fragte mich, was passieren würde, wenn ich in fünf Minuten ganz alleine hier sitzen würde, weil sie alle gehen? So hat sich das für mich angefühlt. Hinterher habe ich erfahren, dass sich die Leute, die das Stück sehen wollten, sich mit den Leuten gestritten haben, die es „unmöglich“ fanden.  Es entstanden während des Stückes echte Diskussionen im Zuschauerraum.  Das ist total hart, aber als Erfahrung ist das super.

Wie hast Du das verkraftet?

Hinterher gab es, das war zuvor schon angekündigt, eine Podiumsdiskussion.  Für mich war sicher „Da geh ich nicht hin! Da geh ich nicht hin!“ Das war mein erster Gedanke. Dann hab ich aber überlegt und ich beschloss „So und da geh ich nun erst Recht hin! Da setz ich mich hin und das halte ich jetzt aus.  Das will ich mit den Leuten ausdiskutieren!“ Ich bin also mit breiter Brust hingegangen, habe mich hingesetzt und wartete, was kommt.  Was kam? Es waren relativ viele Leute da, aber NUR Leute, die das gut fanden. Das war aber toll, weil die Leute gesagt haben, was sie gesehen haben, was ihnen gefallen hatte, sie haben diskutiert und sind tiefer in das Stück und in den Inhalt eingetaucht… Ich habe an diesem Abend sowohl  offenkundig Ablehnung und Zuspruch erhalten. Mit diesem Stück konnte ich sozusagen an diesem Abend meinen Frieden finden, weil ich Beides hatte. Als Erfahrung war das ganz wichtig für mich. Da habe ich gemerkt, was es heißt und bedeutet Regie zu führen.  Es wird immer Leute geben, die  es toll finden aber auch Leute, die Deine Arbeit schlecht finden.  Ich kann mich nicht verändern um Allen zu gefallen. Das wäre am Theater aber auch der Tod, dann kann man gleich aufhören.

Erzähl doch abschließend etwas über Deine nächsten Vorhaben wie „Das Mörderkarussell“ oder wie schon erwähnt den „Shockheaded Peter“…

Das Stück „Mörderkarussell“ haben zwei amerikanische Autoren verfasst, die Ron Clark und Sam Bobrick heißen. Das Stück ist eine sehr unterhaltsam, sehr temporeich, spritzig und witzig. Es besteht aus drei Akten, handelt von drei Personen- zwei Männern und eine Frau. In diesem Fall sind es der Ehemann, die Ehefrau und ihr Liebhaber. Am Anfang wollen die Ehefrau und der Liebhaber den Ehemann umbringen, im 2. Akt will die Ehefrau den Liebhaber töten und im 3. Akt planen die beiden Männer die Frau zur Strecke zu bringen. Aber keiner der Drei weiß so recht, wie er das angehen soll.  Alle Szenen spielen in einem Hotelzimmer, der  1. Akt an Ostern, der 2. Akt an Sylvester und der 3. Akt an Weihnachten. Es wird auf jeden Fall  eine sehr spannende Sache.  Ab September geht es los. Im Theater 44 in München wird die Komödie am 4.9. Premiere haben. Ich freue mich schon sehr darauf. Was den „Shockheaded Peter“ betrifft,  den habe ich hier am Theater schon gespielt und er wird in der neuen Saison Anfang Oktober wieder aufgenommen. Dann wird einmal im Monat eine Vorstellung laufen. Ich freu mich schon darauf wie ein Schnitzel und hoffe, dass viele, viele Leute kommen werden (ja „Du“, „Du“…und natürlich auch „Du“ !“) Ansonsten werde ich in verschiedenen Produktionen wie eben „La Cage“ u.a. im Gärtnerplatz zu sehen sein. Also wenn mich jemand sucht – ich bin hier.

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