Ziemlich beste Freunde in den Hamburger Kammerspielen

Copyright: Hamburger Kammerspiele

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Als im Jahr 2011 der Kinofilm, nach der gleichnamigen Autobiografie des ehemaligen Pommery-Geschäftsführers Philippe Pozzo di Borgo erschien, hat wohl noch niemand daran gedacht diesen Stoff als Theaterstück auf die Bühne zu bringen.

In den Hamburger Kammerspielen inszeniert Regisseur Jean-Claude Berutti „Ziemlich beste Freunde“ in den Hamburger Kammerspielen  bereits zum wiederholten Male. Kurzzeitig im Harburger Theater aufgeführt, hat das Stück nun den Weg zurück in das kleine, zu einer Stiftung gehörende Theater, wiedergefunden. Mit denen aus vielen Fernsehserien und -filmen bekannten Schauspielern Hardy Krüger jr. (Philippe), Patrick Abozen (Driss) und Andrea Lüdtke (Magalie) sind die Hauptrollen perfekt besetzt. Von Beginn an geben die Mitwirkenden dem Publikum das Gefühl selbst ein Teil der Geschichte sein zu können, die dort auf der Bühne gezeigt wird.

Hardy Krüger jr. überzeugt bis ins kleinste Detail mit seiner Darstellung des körperbehinderten Philippe, der von einem Augenblick zum anderen in grundverschiedene Stimmungen wechseln kann. Ebenso Patrick Abozen, dem der Spagat zwischen dem ungehobelten Flegel und dem im Grunde seines Herzens ehrlich und verletzlichen Driss, problemlos gelingt. So verwundert es auch nicht weiter, dass das Theater bis auf den letzten Platz ausverkauft ist.

Die Bühnenausstattung ist einfach, auf das Wesentliche reduziert. Ein Tisch, ein Stuhl, die je nach Situation mal in den Vorder- oder den Hintergrund rücken. Ein Regal, ein in die Wand eingelassener Kühlschrank. Ein Krankenbett und natürlich der elektrische Rollstuhl in dem Hardy Krüger jr. gekonnt über die Bühne fährt. Mehr ist auch nicht nötig. Sprechen die einzelnen Rollen doch für sich selbst.

Es geht in der Geschichte um den durch einen Unfall vom Hals ab gelähmten Philippe, der wohlhabend in einer großen Villa lebt, jedoch außer Magalie, seiner rechten Hand, zu niemanden wirklich Kontakt pflegen möchte. Eine ihrer Aufgaben besteht darin, reihenweise Vorstellungsgespräche zu führen um für ihn einen adäquaten Pfleger zu engagieren. Allerdings hält es niemand lange mit dem vergrämten Philippe aus, bis Driss auftaucht und eigentlich alles andere als eine Anstellung sucht. Er ist das genaue Gegenteil von dem was Magalie sich vorstellt. Er kommt frisch aus dem Gefängnis, stiehlt, ist vorlaut und bringt Philippe nicht im Geringsten Respekt entgegen. Genau das scheint aber der Weg zu sein, Philippe aus seiner Lethargie herauszuholen. Driss gibt ihm, wenn auch anfangs ungewollt, neuen Lebensmut. Es entwickelt sich eine sehr ungleiche Freundschaft, die, kaum entstanden, an der bewegten Vergangenheit von Driss zu scheitern droht.

Das Stück ist facettenreich und sorgt immer wieder für komische Momente, ohne jedoch irgendjemanden zu diskriminieren. Das Publikum hat sichtlich Spaß an den gekonnten Wortgefechten zwischen den Schauspielen, denen man die Freude an ihren Rollen durchaus anmerkt. Man könnte fast annehmen, dass dann auch das Hängebleiben des Vorhangs am Ende gewollt und nicht zufällig passiert.

Am Ende des kurzweiligen Abends verabschiedet der Saal die hervorragenden Darstellungen mit Standing Ovations, die dem Einen oder Anderen auf der Bühne zu unnatürlich glänzenden Augen verhelfen.

Fazit: Unbedingt sehenswert!

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