Flashdance – what a feeling

© Dieter Wuschanski / Die Theater Chemnitz gGmbH

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Am 24.05.2015 verwandelte sich das Chemnitzer Opernhaus zum vorletzten Mal in die amerikanische Kleinstadt Pittsburgh und nahm das Publikum mit auf eine wilde Reise durch die 80er-Jahre. „Flashdance“ stand auf dem Spielplan.

Einer der größten Tanzfilme feierte in Chemnitz seine deutsche Erstaufführung und rockte am Sonntag zum letzten Mal vor der Dernière am 31. Mai die Bühne.

Fast jeder kennt die Geschichte von Alex Owens, die tagsüber in einem Stahlwerk schuftet und Nacht für Nacht in Harry’s Kneipe tanzt. Sie hat einen Traum: Schülerin der Shipley Ballett-Akademie werden. 1983 flackerte der Film über die Kinoleinwände und wurde dort zum unvergessenen Hit, 2008 wurde das Musical in Plymouth uraufgeführt. 2014 wagte das Theater Chemnitz sich mit einer Übersetzung von Anja Hauptmann an die deutsche Erstaufführung.

Nadja Scheiwiller glänzt in der Rolle der Alex Owens. Sie überzeugt nicht nur gesanglich und darstellerisch, sondern beeindruckt vor allem in den anspruchsvollen Tanzchoreographien. Mit viel Emotion spielt sie die junge Frau, deren größter Wunsch es ist, zu tanzen, und gewinnt das Publikum so innerhalb weniger Minuten für sich. Philipp Dietrich, der Darsteller des Nicks, bleibt dagegen in allen Facetten zu blass. Gesanglich solide, ist er als Schauspieler nicht überzeugend und seine Liebesgeschichte zu Alex wirkt farblos und nicht notwendig für das Stück.

Knallig bunt und durchaus überzeugende kommen dafür Alex‘ Freundinnen daher. Tamara Wörner (Kiki) und Anne-Mette Riis (Tess) sind Frauen mit viel Humor und ziehen damit das Publikum schnell auf ihre Seite. Anne-Mette Riis, zuerst noch ein wenig verhalten in ihrem Spiel, steigert sich im Laufe des Abends zu einem der Publikumslieblinge. Besonders im zweiten Akt, als der alte Barbesitzer Harry (Wieland Müller) seinen Mädchen neue Kostüme aufzwingt um das Geschäft in Schwung zu bringen, bleibt kein Auge trocken. Im orangenen Bunny-Kostüm und gelbem Tutu mit Bananen liefern Anne-Mette Riis und Tamara Wörner eines der komischen Highlights des Abends. Besonders gesanglich sticht Tamara Wörner aus der Cast heraus. Fast mühelos singt sie sich durch die teils rockigen, teils gefühlvollen Songs.

Michael Heller, bekannt als Alfred aus Tanz der Vampire, spielt Jimmy. Als Neffe des Barbesitzers will er als Komiker groß rauskommen und in New York erfolgreich sein. Bei der erstbesten Gelegenheit packt er seine Koffer und versucht sein Glück, muss aber einsehen, dass ihm „das Etwas fehlt“. In der Rolle des Jimmy wirkt Michael Heller perfekt aufgehoben und glänzt durch seine Komik, was auch das Publikum zu würdigen weiß.

© Dieter Wuschanski / Die Theater Chemnitz gGmbH

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Das ausgefeilte und clever angelegte Bühnenbild erlaubt schnelle Wechsel und bringt sowohl das raue Stahlwerk als auch die gehobene Ballett-Akademie gut zum Ausdruck. Zwei große, mit Graffitis besprühte Wände, die Türen des Stahlwerks, dominieren dabei und wirken als Tore in die eine oder andere Welt: die Fabrik, die Akademie, Harry’s Bar oder Hannahs kleine Wohnung. Die wohl berühmteste Szene – Alex‘ Tanz in der Bar, bei der ein Wassereimer über ihr ausgeschüttet wird – bildet das Finale des ersten Akts. Geschickt umgesetzt durch eine auf die Bühne gebracht, verspiegelte Regenkabine.

Kleinere Tonprobleme, die anfangs das Verstehen der Texte doch sehr erschwerten, waren bereits beim dritten Lied vergessen. Die Flashdance-Band, unter Leitung von Tom Bitterlich, bringt die großen Hits des Films perfekt auf die Bühne. Rockig und kraftvoll bei Nummer-Eins-Songs wie „What a feeling“ oder „Maniac“, gefühlvoll und sanft bei den Solonummern der Hauptdarsteller.

© Dieter Wuschanski / Die Theater Chemnitz gGmbH

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Positiv fielen vor allem das Ballett-Paar, welches die Shipley-Schüler und Alex‘ beinahe unerreichbaren Traum verköperten, und die beiden Breakdancer zur Unterstützung der Ensemblenummern auf. Sie wurden vom Publikum am Ende mit begeistertem Applaus gefeiert. Standing Ovations und lange andauernder Beifall zeigen deutlich, was das Publikum von dem Stück gehalten hat. Begeisterung pur. Nicht nur im Saal, sondern auch auf der Bühne unter den Darstellern ist die Freude am Stück spürbar. Ein Medley der größten Nummern, von der Decke regnendes Konfetti und Luftballons entlassen die Gäste in die Nacht. Und in den Köpfen mancher bleibt mehr als die Erinnerung an einen schönen Abend und der Ohrwurm des großen Hits „What a feeling“: Der Wunsch, selbst so tanzen zu können.

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